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Tobias Schuhwerk stellt sein neues Buch „Frianar“ vor – Darin teilen Bergbäuerinnen ihre Erinnerungen

Filmburg Marktoberdorf

Bewegende Erinnerungen: Über das beschwerliche Leben von Allgäuer Bergbäuerinnen

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    Aus seinem Buch „Frianar“ las AZ-Redakteur Tobias Schuhwerk in der Filmburg in Marktoberdorf.
    Aus seinem Buch „Frianar“ las AZ-Redakteur Tobias Schuhwerk in der Filmburg in Marktoberdorf. Foto: Rosemarie Klimm

    Gemütlich in ihren Sitzen zurückgelehnt, teilweise mit einem Glas Wein in der Hand, genossen die Zuhörerinnen und Zuhörer die Lesung von Tobias Schuhwerk, Chefreporter unserer Zeitung bei der Allgäu-Rundschau. Die Lesung war Teil der neuen Filmburg-Reihe „Buchmusikfilm“. Schuhwerk stellte sein zweites Buch „Frianar“ vor, in dessen Mittelpunkt die bewegenden Erinnerungen von acht Allgäuer Bergbäuerinnen stehen.

    Aus dem Publikum gefragt, wie er denn auf die Idee gekommen ist, das oft sehr beschwerliche Leben dieser tapferen Frauen aufzuschreiben, erzählte er, dass er sich noch immer gerne an die schönen und erlebnisreichen Tage auf dem Bauernhof seines Onkels erinnere. Doch erst viele Jahre nach dem Tod seiner Hof-Oma sei ihm aufgefallen, dass er fast nichts über sie wusste.

    Veränderungen auf dem Bauernhof wurden Tagebuch festgehalten

    Sie sei eine stille, starke Frau gewesen, die unheimlich viel wusste, ohne darüber je ein Aufheben gemacht zu haben. Und während der Großvater wichtige Veränderungen rund um den Hof in einem Betriebsbuch festgehalten habe, habe die Hof-Oma nie Tagebuch geführt.

    Ähnliche Dokumente gebe es auf vielen Höfen im Allgäu, die jedoch in der Regel von Männern geführt wurden, sich deshalb oft um deren Arbeit und deren Welt drehten. Vom Leben der Bäuerinnen sei dagegen recht wenig bekannt. So kam er auf die Idee, die bewegenden Erinnerungen von noch lebenden Bergbäuerinnen aufzuschreiben.

    Beim Zuhören habe ihn einige Mal das Gefühl beschlichen, das der Westallgäuer Dichter und Musiker Werner Specht in einem seiner Lieder besingt: „Huimweh nach Verlorenem“. Dann wieder sei er einfach froh gewesen, im Hier und Jetzt zu leben. Manche der Gespräche, die meist mit dem einfachen Allgäuer Wort „frianar“ (früher) begonnen hätten, seien ernst und traurig, andere wieder heiter, herzlich und lustig gewesen. Und er sei für jedes Einzelne dankbar.

    Aus seinem neuen Buch las er von Hanne Allgayer, die auf dem Bergbauernhof gleich unterhalb des Kappeler Berges trotz harter Arbeit viele schöne Stunden erlebte, aber auch zwei harte Schicksalsschläge hinnehmen musste. Sie hat fünf Kinder, 15 Enkel und 26 Urenkel, von denen sie jedes Geburtsdatum im Kopf hat – und für die sich alles in ihrem Leben gelohnt hat, wie sie sagte.

    Eine Heilerin mit grandiosem Wissen über Heilkräuter

    Seine nächste Geschichte handelte von einer Heilerin, die sich mit ihrem grandiosen Wissen über die Heilkräfte der Wildkräuter Respekt unter ihren Mitmenschen verschaffte. Aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erzählte ihm Bergbäuerin Friedlinde Ammann, wie der aufstrebende Tourismus im Allgäu für mehr Wohlstand sorgte.

    Sehr beeindruckt hätten ihn auch die Geschichten der Dorf-Hebamme und eines Metzgers, die viel Einblick in das Leben auf den einzelnen Höfen hatten, sagte er, und die er auch in seinem Buch verewigt hat. Für den passenden musikalischen Rahmen des Abends sorgte die Gruppe „Die Ziach und die Saitenklänge“ aus Ronried und Leuterschach so gut, dass keiner der Anwesenden Lust hatte, heimzugehen.

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