Die Flüchtlingssituation im Landkreis Ostallgäu ist nach wie vor angespannt. Das ist vor allem in Marktoberdorf zu spüren: Die Erfüllungsquote liegt dort aktuell bei über 168,4 Prozent, informiert Bürgermeister Dr. Wolfgang Hell. Die Stadt gehört zu den am stärksten betroffenen Gemeinden im Landkreis. 38,4 Prozent der Asylbewerber (ohne Ukraine) im Ostallgäu sind laut Hell aktuell in Marktoberdorf untergebracht. Und die Zuweisungen durch die Regierung von Schwaben reißen nicht ab. Nach wie vor werden dem Landratsamt 20 bis 40 Menschen pro Woche zugewiesen, bestätigt der Pressesprecher der Kreisbehörde, Stefan Leonhart. Doch wo kommen diese Menschen her? Und die viel wichtigere Frage: Wo kommen sie unter? Ein Blick auf Zahlen und Fakten.
Ostallgäuer Landrätin zur Flüchtlingsunterbringung: "Es ist alternativlos"
Das Landratsamt Ostallgäu ist als staatliche Behörde dazu verpflichtet, die Geflüchteten unterzubringen. Die Menschen kommen im ehemaligen Impfzentrum in Marktoberdorf unter, das der Landkreis zur Notunterkunft umfunktioniert hat. Die Behörde nutzt zudem die Berufsschulturnhalle in Marktoberdorf und das Tagungshaus in Eschers bei Obergünzburg für die Unterbringung von Geflüchteten. Es handelt sich dabei um landkreiseigene Grundstücke. Das Landratsamt musste darauf zurückgreifen, nachdem die Notunterkünfte zu mehr als 100 Prozent belegt waren. „Es gefällt mir auch nicht, dass Vereine und Kinder darunter leiden müssen. Aber es ist in vielen Bereichen alternativlos“, brachte es Landrätin Maria Rita Zinnecker bereits im November vergangenen Jahres auf den Punkt. Seitdem hat sich die Lage weiter verschärft.
Seit Mitte Januar nutzt das Landratsamt zudem ein Zelt auf dem eigenen Parkplatz als Notunterkunft. Aktuell sind 48 Personen dort untergebracht, informiert Stefan Leonhart. Die Menschen kommen aus dem Irak, aus der Türkei und aus Afghanistan. Allein in Marktoberdorf seien laut Bürgermeister Hell derzeit 586 Flüchtlinge untergebracht. 228 davon stammen aus der Ukraine. Die Situation im Landkreis ist angespannt, teilte das Landratsamt vor Kurzem mit. Eine Tendenz nach unten oder oben sei bei den Zuweisungszahlen aktuell nicht erkennbar.
Landratsamt Ostallgäu hält an Plänen für Westendorf fest
Das Landratsamt hält daher an Plänen fest, auf dem Gelände des ehemaligen Kreisbauhofs in Westendorf Container für Flüchtlinge zu errichten. Wie mehrfach berichtet, soll auf dem kreiseigenen Gelände eine Anlage für bis zu 50 Geflüchtete entstehen. In der Gemeinde wehrt sich eine Bürgerinitiative gegen die Flüchtlingsunterbringung. Am Montag hatte der Gemeinderat zum zweiten Mal gegen den Bauantrag für die Unterkunft gestimmt. Das Landratsamt will nun die schriftliche Begründung der Gemeinde über die erneute „Versagung des Einvernehmens“ rechtlich bewerten und über den Bauantrag entscheiden.