In einem verlassenen Braunkohle-Dorf geschieht ein Mord. Bei ihren Ermittlungen treffen die Kölner Kommissare Ballauf und Schenk auf Menschen, die ihrer Heimat beraubt und innerlich zerrissen sind.
Beinahe ganz Alt-Bützenich ist verlassen und verrammelt. Nachts schaut hier ein Sicherheitsdienst nach dem Rechten. Es war beschlossene Sache, dass die Häuser und die Kirche dem Tagebau weichen müssen. Dann bringt die Klimawende neue Hoffnung: Das alte Dorf darf bleiben. Doch die einst eingeschworene Dorfgemeinschaft hat sich mit dem Umzug nach Neu-Bützenich längst verloren.
Als Dr. Christian Franzen (Leopold von Verschuer), der Arzt des Ortes, informiert wird, dass in seinem leerstehenden Haus eingebrochen wurde, macht er sich sofort auf den Weg – kehrt aber nicht mehr nach Hause zurück. Seine Frau Betje (Lou Strenger) wendet sich an die Polizei, die ihren Mann findet – erschossen, im alten Dorf. Wenn auch alle hier Patienten des Mediziners waren, so war er dennoch nicht sonderlich beliebt. Bei ihren Ermittlungen legen die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) eine zerrissene Gemeinschaft frei. Die Zeit lässt sich hier im Braunkohlerevier nicht einfach zurückdrehen.
Der Tatort heute birgt in zweierlei Hinsicht den Verfall. Rührend und tragisch zugleich, wie die entwurzelten Bewohnerinnen und Bewohner von Alt-Bützenich leiden. Daneben zeigt auch diese Episode (Regie: Torsten C. Fischer, Drehbuch: Eva und Volker A. Zahn), dass bei Schenk und Ballauf wohl kein zweiter Fahnderfrühling mehr zu erwarten ist. Die hausbackene Inszenierung legt sich leider lähmend über die Story, schreibt Sarah Ritschel in unserer Tatort-Kolumne.
Das Erste zeigt alle Tatort-Folgen parallel zur TV-Ausstrahlung am Sonntag auch als Live-Stream in der ARD-Mediathek (zur Mediathek). Die Folgen sind dort im Anschluss sechs Monate lang abrufbar - aus Jugendschutzgründen allerdings nur zwischen 20 und 6 Uhr.
Klaus J. Behrendt (Max Ballauf) und Dietmar Bär (Freddy Schenk) sind Kult. In über 80 Tatort-Folgen sind die Kölner Kommissare seit 1997 zu sehen. Damit zählen sie zu den dienstältesten Ermittlern im Ersten. Davor hatten sie bereits Nebenrollen in anderen Tatort-Filmen, unter anderem im Klassiker Schimanski.
Das Duo ist ein recht ungleiches - nicht nur optisch. Ballauf kommt nach einer Spezialausbildung bei der Drogenfahndung in Florida auf unrühmlichem Weg nach Köln. Nachdem in den USA bei einem Einsatz seine Freundin stirbt und er betrunken am Steuer erwischt wird, wird er ausgewiesen. In der Rhein-Metropole schnappt er Schenk die Stelle als Leiter der Mordkommission weg - kein guter Start für beide.
Ballauf ist Single, war aber schon verheiratet. Seine Frau hat ihn mit den zwei gemeinsamen Kindern verlassen. In Köln wird der einstige Sunnyboy ruhiger und gesetzter, durchaus auch kritischer - sowohl im Privatleben als auch im Beruf. Freddy Schenk kann man hingegen als Familienmensch, fast schon als Spießer bezeichnen. Der bullige Hauptkommissar mit Vorliebe für Anzüge und Turnschuhe ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er ist ein cleverer Ermittler mit großem Herz, den seine Fälle oft nicht kalt lassen.
01. Januar 2023, "Schutzmaßnahmen":
23. Oktober 2022, "Spur des Blutes":