„Freiheit geht alle an“, sagt Memmingens Oberbürgermeister Jan Rothenbacher. Gespannt blickt er auf das Jubiläumsjahr zu 500 Jahren „Zwölf Artikel“. Das Jahr 2025 soll von Berührungspunkten mit dem Thema Freiheit nur so gespickt sein. Dazu zählt auch die Bayernausstellung, die unter dem Titel „Projekt Freiheit - Memmingen 1525“ steht.
Anlässlich des 500. Gedenkens veranstalten das Haus der Bayerischen Geschichte und die Stadt Memmingen vom 16. März bis 19. Oktober diese Ausstellung, die sich rund um die Geschichte der „Zwölf Artikel“ drehen soll. „Die ,Zwölf Artikel‘ sind ein spannendes Thema, das sich gut in die heutige Zeit übertragen lässt. Der Wunsch nach Freiheit ist hochaktuell“, merkt Rothenbacher an.
20.000 Exemplare von den „Zwölf Artikeln“ wurden gedruckt und verteilt
Ihm stimmt bei einer Pressekonferenz Dr. Rainhard Riepertinger, der stellvertretende Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, zu. Er spricht von der „Revolution des kleinen Mannes“, von einem wichtigen und wirksamen Ereignis in der deutschen Geschichte. Verbesserung der Lebensverhältnisse sowie der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen: Viele Forderungen seien verfasst worden. Die „Zwölf Artikel“ sind laut Riepertinger ein „Bestseller“ gewesen, denn es wurden 20.000 Exemplare gedruckt und verteilt. Der Memminger Sebastian Lotzer gilt als Verfasser. Deswegen sei Memmingen als Ausstellungsort prädestiniert.
Die Bayernausstellung wird von Dienstag bis Sonntag jeweils von 9 bis 17 Uhr im Dietrich-Bonhoeffer-Haus sowie in der Zunftstube des Kramerzunfthauses gezeigt. Das Projekt wird von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien gefördert. Wie die Ausstellung aufgebaut ist, verrät Projektleiter Dr. Fabian Fiederer.
In diese Erlebnisabschnitte ist die Bayernausstellung in Memmingen unterteilt
Im Dietrich-Bonhoeffer-Haus werden die Besucherinnen und Besucher in einem Prolog in die Ausstellung eingeführt. Das heißt: Über eine mediale Inszenierung sollen Gäste in die Zeit eintauchen. Die dann folgende erste Abteilung beleuchtet zunächst das Leben der bäuerlichen Bevölkerung auf dem Land vor 500 Jahren. Außerdem wird ein Blick in die Stadt geworfen, und zwar auf Memmingen in dieser Zeit mit der hiesigen Gesellschaft, den Strukturen und den Auswirkungen der Reformation. In einer dritten Sequenz der ersten Abteilung geht es um aufkommende Unruhen, entstehende Bauernhaufen und das Kräftebündeln der Obrigkeit.
Abteilung zwei soll das Herzstück der Ausstellung darstellen - mit einer nachgebauten Kramerzunftstube, um die Geschehnisse dort im März 1525 aufzuzeigen. Außerdem wird ein Original der „Zwölf Artikel“ gezeigt. Dieses stammt übrigens aus dem Memminger Stadtarchiv, ist durch das klassische Flugschrift-Format zu erkenne.
Die dritte Abteilung soll das Kriegsgeschehen beleuchten. Wo waren Schlachtfelder? Wer stand gegen wen? Wie war die weibliche Perspektive auf den Bauernkrieg?
Was bleibt? Um diese Frage geht es dann in der vierten Abteilung der Ausstellung, die sich mit den unmittelbaren Folgen des Bauernkriegs befasst, sowie mit Erinnerungen. Dort soll mit den Besuchern auch die Verbindung zur jüngsten Vergangenheit und der Gegenwart geschafft werden.
Der Epilog des Projekts dreht sich um die Frage nach der Freiheit. Besucherinnen und Besucher können beispielsweise ihren eigenen Freiheitsbogen verfassen und für sich erkunden, welche „Freiheitsmomente“ sie in der jüngeren Vergangenheit wahrgenommen haben. Zudem soll in der Ausstellung laut Fiederer ein Experiment gewagt werden - mit der Frage: Wie riecht eigentlich Freiheit?
In der Kramerzunft wartet eine mediale Inszenierung auf Besucherinnen und Besucher
Der Ausstellungsbereich in der Kramerzunft soll mit einer medialen Inszenierung begeistern. Eine hölzerne Zeugin - nämlich die Decke - soll zu den Besuchern „sprechen“.
Bei der Ausstellung soll es im Jubiläumsjahr nicht bleiben. In Zusammenarbeit mit einem Netzwerk aus lokalen, regionalen und
überregionalen Akteuren bereitet die Stadt Memmingen ein vielfältiges Aktions- und Veranstaltungsprogramm vor, um das 500-jährige Gedenken der „Zwölf Artikel“ im kommenden Jahr zu würdigen und die Forderungen der Bauern von damals ins Heute zu übersetzen. Den Auftakt macht am 7. März 2025 die Zeitreise ins Jahr 1525 mit einer multimedialen Inszenierung (Mapping) an der Kramerzunft, als dem Ort des Geschehens. Mehrere historische Schauplätze werden an diesem Abend über Aktionen in Szene gesetzt und über einen Rundweg miteinander verbunden.
Ausstellung, Vorträge, Gesprächsrunden und eine Freiheitstafel: ein vielfältiges Rahmenprogramm
Vom 14. bis 16. März 2025 geht die Zeitreise im Maximilian-Kolbe-Haus weiter. Dort kommt ein Laientheaterspiel von Dr. Reinhard Baumann zur Uraufführung, in Kooperation mit der Theatergruppe des Fischertagsvereins unter Regie von Ralf Weikinger. Ein vielfältiges Rahmenprogramm, gespickt von Ausstellungs- und Kunstprojekten, Vorträgen, Gesprächsrunden und Lesungen bis hin zur Freiheitstafel (25. Mai 2025, Weinmarkt) - einem Format, bei dem die Stadtgesellschaft an einer langen Tafel in der Innenstadt ins Gespräch kommen soll - folgt. Der Sommer lädt zu luftigen Events mit Musik und Kino, Kinder- und Familienprogramm, sowie einem aufregenden Theater- und Zirkusspektakel (11. Juli 2025; Marktplatz) ein. Dem Streben nach Freiheit widmet sich ebenso ein Konzertprogramm von alter Musik und Klassik bis hin zu experimentelleren Formen und Popmusik.
Den Abschluss bildet die Verleihung des Memminger Freiheitspreises
Den Abschluss des Festjahres bildet die Verleihung des Memminger Freiheitspreises 1525 am 3. Oktober 2025 mit einem Festakt, der in ein großes Stadtfest übergehen wird: In Kooperation mit dem Bezirk Schwaben richtet die Stadt Memmingen den Schwabentag 2025 aus, der sich in diesem Jahr ganz dem Jahresthema der Stadt der Freiheitsrechte widmen wird. Mit einem Programm aus Konzerten, einem Markt der Möglichkeit und verschiedenen Info- und Mitmachangeboten sollen an diesem Tag insbesondere Akteure eine Plattform bekommen, die sich für gesellschaftliches Miteinander und die Sicherung unserer freiheitlichen Grundwerte einsetzen.
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