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Alter Pfarrhof in Niederdorf (UnterallgäU) befreit sich selbst von Efeu-Bewuchs.

Mysteriöser Vorgang an Baudenkmal

Der Alte Pfarrhof in Niederdorf im Unterallgäu „häutet“ sich ganz von allein

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    Der Alte Pfarrhof in Niederdorf dümpelt seit vielen Jahren ungenutzt vor sich hin. Jetzt hat sich der Efeu von der Mauer gelöst und sich als riesiges Naturkunstwerk wie zwei Rollen auf den Boden gelegt.
    Der Alte Pfarrhof in Niederdorf dümpelt seit vielen Jahren ungenutzt vor sich hin. Jetzt hat sich der Efeu von der Mauer gelöst und sich als riesiges Naturkunstwerk wie zwei Rollen auf den Boden gelegt. Foto: Franz Kustermann

    Der Alte Pfarrhof von Niederdorf (Unterallgäu) – direkt angrenzend an die katholische Pfarrkirche Sankt Cyriakus, Largus und Samaragdus – dümpelt seit Jahren ungenutzt vor sich hin. Efeu wuchs an den Außenwänden bereits sehr üppig bis zum Walmdach empor. Die Fenster waren inzwischen zugewuchert und sogar über dem Dach wollte sich die agile Kletterpflanze bereits mehrmals etablieren. Vor wenigen Tagen ist nun die gesamte Efeu-Hecke an der Westfassade des 1894 erbauten Hauses über Nacht heruntergerollt und hat sich – unten am Boden – als großes Naturkunstwerk in Form von zwei riesigen Rollen niedergelassen. Der Alte Pfarrhof hat sich sozusagen über Nacht „gehäutet“ – wie eine Schmetterlingsraupe, nur nicht ganz so prachtvoll.

    Das waren die letzten Bewohner des Alten Pfarrhofs in Niederdorf

    Gottlieb Hengeler lebte als Letzter in dem geschichtsträchtigen Haus, bis er 1980 völlig überraschend verstarb. Auch zuvor war das Obergeschoss des zweistöckigen Gebäudes vermietet; in den 60er Jahren wohnte etwa die Familie Gansbihler in dem Haus. Im Untergeschoss übernachteten stets die Pfarrer, die als Aushilfen zu den hohen Feiertagen engagiert wurden. Letzter Pfarrer war Josef Hurler, der das Haus bis zum 29. Juni 1953 ganzjährig bewohnte. Viele Jahre lang wurden dort kirchliche Utensilien sowie auch die Vereinsfahnen der Kommune aufbewahrt, die lange Zeit als „Musterdorf des einst selbständigen Landkreises Memmingen“ galt.

    Gemeinde kauft das sanierungsbedürftige Baudenkmal

    Am 18. Oktober 2012 hatte die politische Gemeinde Wolfertschwenden, zu der Niederdorf gehört, das mittlerweile vollständig leer stehende Haus mit dem markanten Dachstuhl samt dem großen Pfarrgarten erworben. Ein Arbeitskreis „Pfarrhof Niederdorf“ wurde gegründet. Verschiedene mögliche Nutzungsmöglichkeiten kamen für das höchst sanierungsbedürftige Haus in Betracht.

    Im Jahr 2012 hat die Gemeinde Wolfertschwenden den Niederdorfer Pfarrhof gekauft.
    Im Jahr 2012 hat die Gemeinde Wolfertschwenden den Niederdorfer Pfarrhof gekauft. Foto: Gemeinde Wolfertschwenden

    Ist das Haus für ein Heimatmuseum geeignet?

    Leonhard Maier, der frühere Vorsitzende des Heimatvereins, etwa hätte dringend Räumlichkeiten für die vielen wertvollen Exponate des Vereins gebraucht, die im kleinen Heimathaus keinen Platz finden. Der damalige Bürgermeister Karl Fleschhut wollte in dem Haus gerne ein Museum für den Heimatverein etablieren. Doch der Gemeinderat konnte sich für dieses Ansinnen nicht erwärmen, zumal das Kellergeschoss des quadratischen Gebäudes mit Ziegeln gemauert ist und daher sehr feucht war. Bei einer Sanierung hätte man auch das gesamte Kellergeschoss „unterfangen“ müssen.

    Architekturstudenten der Hochschule Augsburg haben Ideen entwickelt

    Wie Bürgermeisterin Beate Ullrich auf Anfrage mitteilte, hat sich die Gemeinde im Februar 2021 an die Hochschule Augsburg (Fachbereich Architektur) gewandt, um sich im Rahmen eines Studienprojektes Vorschläge für eine mögliche Nachnutzung des Alten Pfarrhofes unterbreiten zu lassen. Laut der Rathauschefin waren „durchaus gute Ansätze“ dabei. Doch auch hier habe sich der Gemeinderat zu keiner Entscheidung durchringen können.

    Können Vereine den Alten Pfarrhof nutzen?

    Auch der Heimatverein habe für eine Nutzung erneut angefragt. Ullrich sagt dazu: „Ich denke schon, dass seitens des Heimatvereins noch Interesse an einer Nutzung des Alten Pfarrhofs besteht, was auch für andere Gruppen gilt – zum Beispiel einzelne Vereine.“ Allerdings sei der Heimatverein in den vergangenen Jahren nicht „proaktiv“ auf die Gemeinde zugekommen. Entsprechend bleibt die Zukunft des historischen Gebäudes ungewiss.

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