Musik von Cat Stevens live zu hören, hat Seltenheitswert. Umso bemerkenswerter ist das Konzert, das Patrick Snow und seine kleine Tributeband in der Stadthalle gaben. Es wurde zur tiefen Verneigung vor dem sanften Barden des Folkrock und lässt die Zuhörer eintauchen in sein Universum.
Bekannt aus „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“
Eigentlich ist Patrick Snow Schauspieler am Theater und im Fernsehen (“Gute Zeiten, schlechte Zeiten“), fühlte sich jedoch früh zur Musik hingezogen. Durch seinen Auftritt in der Sendung „The Voice of Germany“ erweiterte er seinen Bekanntheitsgrad. Sein jüngstes Projekt „Cat Stevens“ ist Snow ein Herzensanliegen, das wird in Memmingen schnell klar.
Auch für weniger bekannte „Schmankerl“ bleibt Zeit
Im Konzert liegt der Fokus auf den Stücken bis 1978 - der Zeit, bevor Cat Stevens zum Islam konvertierte, sich fortan Yusuf nannte und die Musik fast drei Jahrzehnte lang ruhen ließ. Besonderes Augenmerk gilt den Liedern seiner Hochphase in den frühen 1970ern und dem Soundtrack zum Film „Harold and Maude“, der vollständig von Cat Stevens stammt. Dabei muss man staunen, wie viele unsterbliche Songs der britische Folksänger geschrieben hat. Aber auch für weniger bekannte Schmankerl bleibt Raum: Das verrückte „Tuesday’s Dead“, das poetische „Into White“, das fröhliche „Moonshadow“, das nachdenklich fragende „Where do the Children play?“ und „Miles from nowhere“ mit Cat Stevens als ewig Suchendem. Für zwei Stunden reist der Memminger Stadtsaal ins Swinging London atmet den naiv-verträumten Geist der Blumenkinder.
Diese Song von Cat Stevens darf natürlich nicht fehlen
Die Zuhörer lauschen andächtig oder singen leise mit bei „Morning has broken“, wofür Snow von der akustischen Gitarre ans Piano wechselt. Dass sein leicht souliges Timbre nicht ganz dem charakteristischen von Cat Stevens entspricht, stört dabei kaum. Für die Hommage hat Snow den Bassmann Axel Burkhardt mitgebracht und den exzellenten Gitarristen Geret Luhr, der im Hintergrund fein die zweite Stimme beisteuert.
Sparsame Begleitung
Behutsam arbeitet das Trio die Essenz der Stücke heraus. Durch die sparsame Begleitung strahlen sie sogar purer und transparenter als einstmals. Stellenweise zeigt das Trio Mut, von den Originalaufnahmen abzuweichen. Ohne Schlagzeug und Bläser wirkt „Matthew and Son“ entschlackt, das wehmütige „Lady d’Arbanville“ bekommt ein Intro mit akustischer Gitarre verpasst, und das schmalzige Geigenspiel in „Sad Lisa“ ersetzt ein herrlich melodiös knurrendes Solo am E-Bass. Das ist anregend und kreativ und nimmt den Stücken nichts von ihrer ursprünglichen Stimmung.
Die zeitlosen Botschaften in den Songs verfangen noch immer und hallen nach. Ein so munteres wie klares Bekenntnis zum Weltfrieden wie in „Peace Train“ ist dringend geboten, passt sehr in schwierige Zeiten wie diese und kann eine Richtung vorgeben.
Was der jungen Generation weitgehend verborgen bleibt
Im gut besetzten Zuschauerraum bleibt es ruhig, bis zum Schluss die beliebtesten Knüller von der Leine gelassen werden. Jetzt ist das ältere Publikum voll dabei. Schade, dass die anrührenden wie einprägsamen Stücke – abgesehen von der neueren Aufnahme von „Father & Son“ mit Ronan Keating – der jungen Generation weitgehend verborgen geblieben sind. Patrick Snow ist im gleichen Alter wie Cat Stevens während seiner ganz großen Erfolge. Erstaunlich, dass ein 31-jähriger Sänger diese famosen Melodien wiederentdeckt hat und schön, wie frisch und respektvoll sie die Band für die Bühne aufbereitet hat.
Weitere Bilder vom Konzert mit Patrick Snow in der Memminger Stadthalle finden Sie hier
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