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Bayerische Landwirtschaftsverbände fordern Schutz der heimischen Landwirtschaft.

Bauernkonferenz im Unterallgäu

Unterallgäuer Landwirte fordern einen „13. Bauernartikel“

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    Rund 50 Landwirte beteiligten sich mit ihren Schleppern an der Sternfahrt von Memmingen nach Sontheim. Zu sehen waren Transparente wie „Butter, Brot, Bier fehlen bald auch Dir!“
    Rund 50 Landwirte beteiligten sich mit ihren Schleppern an der Sternfahrt von Memmingen nach Sontheim. Zu sehen waren Transparente wie „Butter, Brot, Bier fehlen bald auch Dir!“ Foto: Franz Kustermann

    500 Jahre nachdem in Memmingen die berühmten Zwölf Bauernartikel verfasst wurden, forderte eine Bauernkonferenz des Kreisverbands Unterallgäu des Bayerischen Bauernverbands (BBV), des Vereins Landwirtschaft verbindet Bayern (LsV), des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM) und der Unterallgäuer Junglandwirte, die Ernährungssouveränität ins Grundgesetz aufzunehmen. Andreas Magg hatte im Vorfeld eine Sternfahrt von Memmingen nach Sontheim (Unterallgäu) organisiert, an der sich laut dem LsV-Kreisvorsitzenden etwa 50 Landwirte mit Schleppern beteiligt haben. Bei der Bauernkonferenz im Festzelt beleuchteten die Referenten die wegweisende Bedeutung der Zwölf Artikel aus Sicht der damaligen und der heutigen Zeit.

    Bauernaufstand wurde blutig niedergeschlagen

    Laut dem BDM-Ehrenvorsitzenden Romuald Schaber forderten die Zwölf Artikel in einem „Aufstand des kleinen Mannes“ elementare Menschenrechte, etwa die Abschaffung der Leibeigenschaft, die freie Wahl des Pfarrers und dessen Bezahlung aus dem Großzehnt. Bei allem beriefen sich die Bauern auf die Bibel. Laut dem Petersthaler Landwirt waren die Zwölf Artikel „eine hervorragende Arbeit, um die Situation der Landbevölkerung erträglicher zu machen“. Der auf diesen Bauernaufstand folgende Konflikt sei ein „blutiger Krieg gegen die Bauern“ gewesen, dem Zehntausende zum Opfer fielen. Vielfach seien die Besitzer enthauptet und deren Höfe niedergebrannt worden. Laut Schaber verriet Luther die Bauernbewegung. Heute gelten die Zwölf Artikel als „Grundlage für Demokratie und Freiheit; mit der Verpflichtung, für seine Rechte zu kämpfen“, sagte Schaber, der sich beim BDM seit Jahrzehnten für einen gerechten Milchpreis einsetzt. Er betonte in Erinnerung an die Leistungen der Bauernschaft vor 500 Jahren: „Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!“

    Wölfe bedrohen die Weidehaltung

    „Nicht die Bauern müssen wir gewinnen, sondern die Nichtlandwirte“, mahnte Anthony Lee, der als Fallschirmjäger und Polizist arbeitete, bevor er in einen Ackerbaubetrieb einheiratete. Darüber staunend, dass sein Schwiegervater vor 50 Jahren denselben Weizenpreis wie er heute erlöste, klagte er gegen „die Ungerechtigkeit, die uns täglich widerfährt“. Die Landwirte würden „von Menschen, die es nicht besser wissen“ in eine bestimmte Ecke gedrängt; etwa beim Klima-, Grundwasser- oder beim Tierschutz. Landwirte, die Berufsgruppe, die nachweislich am meisten in diesem Land arbeite, müssten sich dafür rechtfertigen. Die „Bewahrung der Schöpfung“ erledige der Bauer jeden Tag kostenlos, betonte Lee. Und nichts speichere mehr CO₂ als die Weidehaltung. Sie sei bedroht, weil Niedersachsen mehr Wölfe habe, als Schweden und Norwegen zusammen. Den NGOs, „die ausschließlich davon leben, jeden Tag dramatische Dinge zu erzählen“, gehe es dabei nur ums Geld, sagte der ehemalige LsV-Deutschlandsprecher.

    Diesen „13. Bauernartikel“ fordert Günther Felßner

    Laut BBV-Präsident Günther Felßner produzieren Tiere kein Kohlendioxid: Sie gäben nur das ab, was die Pflanze zuvor aus der Luft aufgenommen hat und von den Tieren gefressen wurde. Die Landwirtschaft müsse künftig „die regenerativen Energien“ erzeugen, sagte Felßner - aus Photovoltaik, Wind, Biogas und Energiepflanzen. Er forderte, dass umweltschädliche Kunststoffe durch abbaubare Pflanzen ersetzt werden, „mit dem Ziel, die Welt besser zu machen“. Felßner war es auch, der in die jüngsten Koalitionsverhandlungen einbringen wollte, die Ernährungssouveränität im Grundgesetz zu verankern, also das Recht darauf, die Agrar- und Ernährungspolitik selbst zu bestimmen - und die heimische Landwirtschaft damit zu stärken. Dazu kam es durch Felßners vorzeitigen Verzicht auf das Landwirtschaftsministerium nicht mehr. Dies wollen die Bauernverbände nun mit dem „13. Artikel“ nachholen.

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