Die zweite Station seiner Tour zu 44 Sportarten führt Benjamin Adelwarth, den neuen Kreisvorsitzenden des Bayerischen Landes-Sportverbandes (BLSV), in die Illertal-Halle nach Fellheim. Es geht zum Kegeln. Kegeln? Da denkt man doch eher an einen geselligen Freizeitausgleich mit Freunden und nicht wirklich an Sport, oder?
Er besucht seinen Sportkreis
Tatsächlich aber besucht Adelwarth den Sportkegelclub (SKC) ’78 Fellheim, einen von noch drei Kegelsportvereinen im Sportkreis Memmingen-Unterallgäu, die es laut Adelwarth in seinem Sportkreis noch gibt. Neben dem SKC in Fellheim wird noch beim ESV Memmingen und beim SV Memmingerberg sportlich gekegelt.
Landrat Alex Eder ist mit an Bord
Zu seiner zweiten Station hat Adelwarth einen prominenten Gast mitgebracht: Landrat Alex Eder. Die Erklärung: Eder und Adelwarth trainieren regelmäßig im selben Fitnessstudio. Eder: „Als mir Benjamin erzählt hat, was er vorhat, fand ich das eine ganz spannende Idee. Ich habe mich spontan bereit erklärt, ein paar Mal dabei zu sein.“
So läuft es bei den Sportkeglern in Fellheim
In Fellheim wartet Gerda Schultheiß, die Zweite Vorsitzende des Vereins, auf die beiden. Fellheims Bürgermeister Reinhard Schaupp lässt sich den Termin auch nicht entgehen. Während sich Eder nicht erinnern kann, jemals gekegelt zu haben, berichtet Adelwarth: „In Pfaffenhausen gab es eine Kegelbahn, da waren wir früher oft.“ Es sei aber inzwischen auch schon wieder drei oder vier Jahre her, dass er zuletzt gekegelt habe. Und Sportkegeln? „Nein, noch nie.“
Welche Regeln gibt es beim Sportkegeln?
Schultheiß erklärt die Regeln: Jeder Spieler hat im Rahmen des Sportprogramms 120 Schub. Jeweils 30 Schub muss er in maximal zwölf Minuten absolvieren. Fünfzehn Schub gehen in die Vollen, mit den anderen fünfzehn Versuchen wird abgeräumt. Wer seinen Gegner besiegt, bekommt einen Spielerpunkt. Am Ende wird aber auch die Anzahl der abgeräumten Hölzer jeder Mannschaft zusammengezählt.
Klingt etwas kompliziert: „Wenn Kegeln einfach wäre“, sagt Jürgen Weißbach und schmunzelt, „würde es Fußball heißen.“ Die Begegnung zweier Mannschaften endet nach rund vier Stunden Spielzeit in der Regel mit 6:0, 5:1, 4:2 oder 3:3.
Laut Weißbach bedeutet so ein Kreisliga-Match für jeden Akteur etwa eine Stunde Hochleistungssport. Eine Kegelkugel hat normalerweise keine Löcher. Sie wiegt laut Weißbach rund 2,6 Kilogramm. Mittlerweile darf aber auch mit einer „Lochkugel“ gespielt werden. Sie hat zwei Löcher für zwei Finger und wiegt vielleicht 100 Gramm weniger.
Zum Vergleich: Eine Bowling-Kugel hat drei Löcher. Sportkegler haben meist eigene Kugeln. Dass sie den Regeln entsprechen, wird mit einem zugehörigen Pass des Bayerischen Sportkegler- und Bowlingverbandes (BSKV) nachgewiesen.
Schiedsrichter gibt es erst ab der Bezirksliga
Schiedsrichter? Gibt es erst ab der Bezirksliga. Bis dahin ist der jeweilige Mannschaftsführer dafür verantwortlich, dass sich alle an die Regeln halten. Etwa 120 Holz räumt ein guter Spieler mit seinen dreißig Schub durchschnittlich ab, Top-Spieler kommen auf 140 Punkte. Die Bahnrekorde in Fellheim stehen bei 168 Kegeln (bei 30 Schub) beziehungsweise 613 Kegeln (bei 100 Schub). Die beiden Bahnen in der Illertal-Halle sind in erstklassigem Zustand. Dafür sorgt Hannes Brückle. Er sei nicht offiziell der Bahnwart, sagt er, „aber i mach’s halt“. Pflegemittel und Ersatzteile zahlt die Gemeinde, „weil die Vereine bei uns einen hohen Stellenwert haben“, versichert Bürgermeister Schaupp.
Nach der Einweisung wird gekegelt
Für Adelwarth und Eder geht es nach der Einweisung los. Nach knapp zehn Minuten heißt es für Adelwarth erstmals „alle Neune“. Und auch Eder stellt sich gut an: „Sexy“, ruft Schultheiß plötzlich, meint damit aber nicht die Figur des Landrats. Vielmehr hat Eder gerade sechs Kugeln abgeräumt. Bald kommen beide ins Schwitzen. Schultheiß: „Man braucht Kraft, Kondition und Konzentration.“
Kegeln sei ein schöner Sport, sagt Adelwarth. Es sei schade, dass es mittlerweile so unpopulär geworden sei. Auch Eder hat Spaß – und folgende Botschaft: Gesundheit sei nicht nur die Bekämpfung von Krankheiten. Sport sei ein großer Gesundheitsfaktor. Er glaubt: „Bei 44 Sportarten sollte für jeden etwas dabei sein.“
Wie geht das Duell zwischen Alex Eder und Benjamin Adelwarth aus?
Und wie endet das Duell Eder gegen Adelwarth? Die Sportkegelrunde gewinnt Eder, die „Fuchsjagd“, eines der beliebtesten Spiele der Hobbykegler, der BLSV-Kreisvorsitzende. Er verrät am nächsten Tag: „Ich habe leichten Muskelkater in den Oberschenkeln, aber ansonsten bin ich topfit“.