„Heul doch, heul doch, wenn du damit fertig bist, dann bitte geh doch“ – kaum eine Zeile dürfte sich bei Teenagern der 00er Jahre so eingebrannt haben, wie dieser Refrain. Als LaFee 2006 mit ihrem Song „Heul doch“ die Charts stürmte, war sie gerade einmal 16 Jahre alt – und wurde über Nacht zum Idol einer ganzen Generation. Jetzt, fast zwei Jahrzehnte später, feiert Christina Klein, wie sie bürgerlich heißt, ihr Comeback im Memminger Kaminwerk. Und beweist: Die Rock-Prinzessin von damals ist erwachsen geworden – ohne ihren Biss zu verlieren.
Vom „Kiddy Contest“ in die Bravo
Ihren Anfang nahm LaFees Karriere 2004 beim österreichischen „Kiddy Contest“. Dort wurde Musikmanager Bob Arnz auf sie aufmerksam und nahm sie unter Vertrag. 2006 folgte ihr Debütalbum „LaFee“, das auf Anhieb einschlug. Die Single „Virus“ avancierte zum Hit, ihr provokanter Stil – dunkle Augen, Schläfen-Tattoo – wurde schnell zu ihrem Markenzeichen. Sowohl in ihren Song-Texten als auch in den zahlreichen Interviews mit ViVA, Bravo und Co., nahm die Newcomerin kein Blatt vor den Mund. Damit traf sie den Nerv der Zeit und bildete einen weiblichen Counterpart zu den Jungs von Tokio Hotel. Das Album hielt sich 64 Wochen in den Charts – ein Riesenerfolg.
LaFee als Schauspielerin in Soap „Alles was zählt“
Doch nach dem Hype wurde es ruhiger um die Sängerin. Sie wandte sich der Schauspielerei zu und war in der RTL-Soap „Alles was zählt“ zu sehen. Das 2021 veröffentlichte Schlager-Album „Zurück in die Zukunft“ konnte nicht an vergangene Erfolge anknüpfen. Jetzt meldet sich LaFee zurück – mit einer Tour, die bezeichnend „Kriegerin“ heißt. Auch die gleichnamige Single erschien Anfang des Jahres. Die Konzerttermine waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft – auch der Abend im Memminger Kaminwerk.
So kommen die Fans zum Konzert im Kaminwerk
Die mittlerweile 34-Jährige steht wieder auf der Bühne – und erinnert dabei sehr an die Rebellin von einst. Die Fans, viele davon mittlerweile selbst erwachsen, feiern sie dafür mit ungebrochener Leidenschaft. In passenden Outfits und mit Imitaten des berühmten Schläfen-Tattoos singen sie Zeile für Zeile mit – als wäre die Zeit stehen geblieben. Doch es ist spürbar: LaFee ist reifer geworden. 2023 ist die gebürtige Rheinländerin Mutter geworden. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass sie sich emotional berührend offen gibt.
LaFee liest Fanbrief unter Tränen vor
Besonders deutlich wird das in einem stillen Moment des Konzerts: Ein Fanbrief, den sie zu Beginn des Abends erhält, verändert die Stimmung im Saal schlagartig. Eine junge Frau schildert darin, wie sie und ihre Schwester seit dem ersten Album treue Fans waren. Heute, Jahre später, sei das Verhältnis zur Schwester distanziert – doch durch LaFees Musik fühle sie sich ihr wieder nah. „Ich soll dir von deiner Schwester ausrichten, dass du ihr immer noch sehr wichtig bist“, liest die Sängerin unter Tränen vor. Im Saal bleibt kein Auge trocken. „Seht die schönen Dinge im Leben. Sagt euren Lieben, dass ihr sie liebhabt – solange ihr könnt“, ergänzt LaFee sichtlich bewegt.
Gesellschaftskritik im rockigen Gewand
Worte, die wohl niemand von der „frechen Göre“ von damals erwartet hätte – und die doch genau zeigen, wie sehr die Künstlerin gereift ist. Die zwei aktuellen Single-Auskopplungen geben bereits einen Vorgeschmack auf die kommende EP. Musikalisch geht es zurück zu den rockigen Wurzeln. Die Texte sind jetzt aber gesellschaftskritischer. Statt über Frauenrivalitäten singt sie heute „Ne Freundin, ne Schwester, ne Mom, […] kämpft gegen ein System, das ihr Steine in den Weg legt.“ Ihr Comeback zeigt: LaFee ist nicht nur zurück – sie ist vielleicht stärker als je zuvor.
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