Startseite
Icon Pfeil nach unten
Memmingen
Icon Pfeil nach unten

Das Kloster Ottobeuren im Bauernkrieg: Multimedia-Ausstellung greift Belagerung und dramatische Ereignisse auf

Neue Ausstellung im Unterallgäu

Als Bauern das Kloster Ottobeuren besetzten: Multimedia-Projekt zeigt „Spuren des Bauernkriegs“

    • |
    • |
    • |
    Die Videoinstallation „Spuren des Bauernkrieges - Embryonische Elemente der Freiheyt" zeigt Lukas Rehm im Theatersaal der Abtei.
    Die Videoinstallation „Spuren des Bauernkrieges - Embryonische Elemente der Freiheyt" zeigt Lukas Rehm im Theatersaal der Abtei. Foto: Harald Holstein

    Der zweite April ist ein bedeutendes Datum in der Geschichte der Benediktinerabtei Ottobeuren. An diesem Tag im Jahr 1525 besetzten aufgebrachte Bauern das Kloster. Ihre Forderungen nach der reinen Lehre der Schrift und nach mehr Gerechtigkeit und weniger drückenden Abgaben wurden jedoch nicht gehört, geschweige denn ernsthaft in Erwägung gezogen. Die feudale Ständegesellschaft war zu gefestigt.

    Frust der Bauern brach sich in Plünderungen Bahn

    Der Unmut der Bauern entlud sich in Plünderung und Zerstörung. Genau auf den Tag 500 Jahre später kommt im Klosterhof der Benediktinerabtei eine ganz andere Gesellschaft zusammen, um der Ereignisse zu gedenken, die in einem verheerenden Krieg gegen die Bauern endeten.

    Eine multimediale Ausstellung rekonstruiert „Spuren des Bauernkriegs“ künstlerisch. Der aus Memmingen stammende Künstler Lukas Rehm schuf dafür unter dem Titel „Embryonische Elemente der Freiheyt“ eine raumgreifende Videoinstallation. Diese Elemente kann man als ungeborene Keime verstehen, die die Verletzlichkeit und Schutzbedürftigkeit von Freiheit betonen.

    Raumgreifende Videoinstallation im Kloster Ottobeuren

    Eröffnet wurde die Ausstellung, die bis 31. Oktober im Theatersaal der Abtei Ottobeuren zu sehen ist, mit einer einmaligen Aufführung im Klosterhof. Julia Dorothee Brunsch bewegte sich mit Kopfschmuck, Mantel und Stock einer Schamanin vor dem zahlreich erschienenen Publikum und philosophierte unter dem Titel „Land“ über Materie und Tiere.

    Zu Monologen aus der Sicht von Kühen erklangen Soundkollagen. Leider war der Text akustisch und inhaltlich nicht immer zu verstehen und verlor sich im Rauschen und Raunen. Später bestieg die archaische Figur einen Erdhügel vor der imposanten Kulisse der Klosteranlage, die vom Bienenhaus aus über drei Stockwerke mit bewegten Videoeinspielungen beleuchtet wurde.

    Julia Dorothee Brunsch trat als Schamanin in der Eröffnungsperformance am Kloster Ottobeuren auf.
    Julia Dorothee Brunsch trat als Schamanin in der Eröffnungsperformance am Kloster Ottobeuren auf. Foto: Harald Holstein

    Griffiger und bedeutend verständlicher waren die Videos, die den Tross der vielen Zuschauer erwarteten, die Julia Dorothee Brunsch in den Theatersaal führte. In dem abgedunkelten Raum stehen Leinwände, die lose zueinander angeordnet sind: drei im Querformat und eine im Hochformat. Darauf werden in den monochromen Farben Grau oder Rot die Themen Freiheit und Unterdrückung heute und damals durchgespielt.

    Die absurde Forderung an die Bauern in Stühlingen im südlichen Schwarzwald, während der Erntezeit alles stehen und liegenzulassen und einer Adeligen leere Schneckenhäuser zu sammeln, findet ebenso Niederschlag in kraftvollen Bildern, wie der Todesfall, bei dem einer Witwe als Erbabgabe die beste Kuh vom Hof geholt wird.

    Neben Auszügen aus den Zwölf Artikeln - entstanden 1525 in Memmingen - gibt es aber auch Bezüge zur Gegenwart. Die Selbstanzündung eines tunesischen Gemüsehändlers nach behördlicher Schikane wird ebenso künstlerisch in Bildern aufgelöst wie die Zeremonie eines chinesischen Richters.

    In der Benediktinerabtei ertönen Protestslogans und politische Manifeste

    Historische Texte, Protestslogans und politische Manifeste werden von Hasti Molavian gesungen. Zeit- und Raumebenen werden miteinander vermischt und geben den teils aufwendig kostümierten Szenerien an realen Orten die Magie eines Traumes.

    In dieser Videoinstallation von Lukas Rehm ist die Verbindung von Bildern und Texten schlüssig und wird der Komplexität gesellschaftlicher Dynamik gerecht. Die assoziative Aufbereitung ist bis zum Schluss fesselnd und berührend.

    Die Ausstellung in Ottobeuren ist Teil eines umfassenden Kunstprojekts, das historische Schauplätze des Bauernkriegs in Schwaben künstlerisch reflektiert. Im Oktober 2025 werden andere „Spuren des Bauernkrieges“, wie sie bereits in Wolfertschwenden und Buxheim zu sehen sind, in einer dokumentarischen Ausstellung im Stadtmuseum Memmingen zusammengeführt.

    Die Ausstellung in Ottobeuren ist bis bis zum 31. Oktober 2025 dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden