„Sobald du die Maske aufziehst, wird es richtig warm“, sagt Markus Häfele. Er trägt ein traditionelles Klausenkostüm. „Die, die selbst einen Klausen machen, heizen dann extra richtig ein“, ergänzt Tom Vorraber. Für die beiden Mitglieder des Erkheimer Klausenvereins sind ihre dicken Kostüme also während Hausbesuchen nicht immer von Vorteil.
Außerdem kosten allein die Tierfelle für die Kostüme mindesten 300 bis 400 Euro. Das mühsame Zusammennähen übernehmen die Klausen dann selbst. „Wir haben es bei verschiedenen Schneidern versucht, aber denen war das zu viel Arbeit“, scherzt Vorraber.
Ursprung der Erkheimer Klausen
Den Brauch des „Klausentreibens“ gibt es schon seit Jahrhunderten im Allgäu: Mit viel Lärm und Kostümen sollen am 5. und 6. Dezember die bösen Wintergeister vertrieben werden. Auch in Erkheim trieben die Klausen schon vor der offiziellen Gründung der Erkheimer Klausen ihr Unwesen. „Das war einfach wild und grob damals“, sagt Tom Vorraber, der Vorsitzende der Erkheimer Klausen. Aus diesem Grund trafen sich 1964 einige Erkheimer unter der Leitung des damaligen Pfarrers Alfred Höpfel im Bierkeller des Waldstücks „Eichenhölzle“. Sie hatten das Ziel, das wilde Treiben am Klausentag in geordnete Bahnen zu leiten: die Geburtsstunde der Erkheimer Klausen.
Tradition und Gemeinschaft von Jung bis Alt
Heute zählt der Verein rund 100 Mitglieder. Sie stammen zum Großteil aus Erkheim, aber auch aus den umliegenden Orten. Die Mitgliederzahl nehme auch in den vergangenen Jahren zu, nicht zuletzt aufgrund der „Klausenschule“. Dort werden Kinder und Jugendliche an den Klausenverein herangeführt, bevor sie dann den Erkheimer Klausen beitreten dürfen. Gerade einmal zwei Jahre war das bisher jüngste Mitglied der Klausenschule. Mit circa 16 Jahren treten die Nachwuchs-Klausen den Erkheimer Klausen bei. Dort veranstalten sie Umzüge und Märkte oder nehmen an Hausbesuchen teil.
Über die vielen Jahre ist es vor allem eines, das den Klausen in Erinnerung bleibt: „Es ist schon besonders, wenn man jedes Jahr an die Häuser geht. Die Kinder werden immer größer, bis sie vielleicht mal selber bei den Klausen dabei sind“, sagt Vorraber. „Du begleitest die irgendwo mit durchs Leben“, ergänzt Tom Grund, der stellvertretende Vorsitzende der Erkheimer Klausen. „ Das schweißt das Dorf nochmal zusammen.“
Wildes Treiben in der Vergangenheit
Doch es lief nicht alles immer positiv bei den Erkheimer Klausen: „Früher waren die Hausbesuche echt noch heftiger“, sagt Vorraber. Die „Klausen“ wurden zum Teil mit Schreckschusspistolen und Feuerwerkskörpern beschossen. Teilweise gab es sogar Schlägereien mit Schwerverletzten. Ist das Klausentreiben also zu wild? „Die extremen Zeiten sind vorbei“, sagt der 41-Jährige. Heutzutage laufe alles viel ruhiger und gesitteter ab. Ein Rückschlag für die Erheimer Klausen war die Corona-Pandemie: „Da war auch alles erstmal auf Eis gelegt“, sagt Vorraber. Statt Umzügen und Hausbesuchen gab es 2021 also Videobotschaften und Nikolausbriefe.
Erkheimer Nachtumzug 2024
Dieses Jahr veranstalten die Erkheimer Klausen wieder ihren Nachtumzug: Seit 2015 ziehen jedes Jahr Klausen aus dem ganzen Allgäu, Österreich und der Schweiz durch die Straßen des Orts. Die ursprüngliche Idee für den nächtlichen Umzug war, den Klausenumzug wieder attraktiver zu machen, da die Zuschauerzahlen beim Tagumzug zurückgingen. Was als spontane Idee startete, rief ernorme Begeisterung hervor und setzte sich durch. Diesmal sind rund 350 Teilnehmer aus 18 verschiedenen Gruppen beim Erkheimer Nachtumzug dabei. Für die 3000 bis 5000 erwarteten Zuschauer ist einiges geboten: Die Erkheimer Böllerschützen und ein großes Feuerwerk rahmen den Umzug ein, anschließend folgt eine Party in der Festhalle. Der Nachtumzug findet am 30. November um 19 Uhr in Erkheim statt. Und eines ist garantiert: Kalt wird es den Klausen auf keinen Fall.
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