Die Qualität und Menge der Ernte sind dafür entscheidend, was dem Vieh und letztlich auch den Menschen zum Fressen und Essen zur Verfügung steht. Schließlich sind die beiden Kriterien auch für den Preis mit entscheidend, was an der Ladentheke für die Lebensmittel bezahlt werden muss. Wir fragten nach, wie es heuer mit der Ernte im Landkreis Unterallgäu bestellt ist.
„Durchschnittliche Erträge“ auf dem Grünland
Das Grünland hat laut dem Kreisobmann des Bauernverbandes, Martin Schorer, „keine Spitzen-, aber gut durchschnittliche Erträge“ erbracht. Es stellte sich jeweils rechtzeitig eine trockene Schönwetterperiode ein, damit das Heu gepresst oder die Silage eingefahren werden konnte. Auch der dritte Schnitt konnte problemlos geerntet werden.

So fällt die Ernte von Wintergerste und Weizen aus
Die Ernte der Wintergerste sei „sehr gut ausgefallen“, sagt Schorer: „Solche abnormal guten Erträge mit über 100 Doppelzentner je Hektar habe ich noch nie gehabt“, freut sich der Hawanger Landwirtschaftsmeister. Wobei der Landkreis allerdings sehr groß sei und es diesbezüglich natürlich auch markante Unterschiede gebe. Auch die Ernte des Winterweizens sei „vielleicht nicht ganz, aber dennoch recht gut ausgefallen“. Allerdings sei hier mit der Regenperiode die Back-Qualität „beim Teufel“ gewesen: Eiweißgehalt und die sogenannte „Fallzahl“ seien heuer sehr niedrig gewesen.
Die Prognose für Ackerbohnen, Zuckerrüben und Silomais
Die eiweißreiche Ackerbohne weise zwar immer sehr starke Schwankungen auf, sei jedoch immer eine „unheimlich gute Vorfrucht“ für die nachfolgenden Kulturen. Die Zuckerrüben stünden „aktuell gesund und sehr gut da“, seien jetzt aber natürlich noch nicht geerntet, so Schorer. Auch der Silomais präsentierte sich heuer sehr schön; nur „streifenweise“ – wie etwa an der Ottobeurer Sternwarte und bei Erkheim – sei er vom Hagel vor drei Wochen etwas, aber nicht wirklich dramatisch, in Mitleidenschaft gezogen worden. „Bei unseren wasserhaltigen, schweren Böden sind sehr gute Maiserträge zu erwarten“, sagt Schorer.

Saatkrähen hacken systematische Pflänzchen aus
Allerdings habe es stellenweise massive Probleme mit der Saatkrähe gegeben. Die gefräßigen Rabenvögel hätten auf ausgesuchten Feldstücken die kleinen, aufgelaufenen Maispflänzchen systematisch binnen weniger Tage herausgehakt. Diesbezügliche Probleme hatte es bereits vor 30 Jahren gegeben, wo zuerst die Krähen und dann die Wildtauben ganze Maisäcker vernichtet hatten, um ihre frisch geschlüpften Jungen zu füttern. Damals konnte das Saatgut später mit einem Beizmittel gegen Krähenfraß geschützt werden, das heute allerdings nicht mehr zugelassen ist. Auch in Hawangen mussten daher heuer einige Maisschläge „nachgesät“ werden, was den Ertrag natürlich ganz erheblich dezimiert.
Warum in Hawangen eine Kartoffeln mehr angebaut werden
Raps brachte laut dem Kreisobmann mit „fünf Tonnen aufwärts“ eine hervorragende Ernte und ordentliche Preise. Auch, wenn es im Juni eine sehr heiße Periode gegeben habe, habe es das Unterallgäu nicht sehr arg getroffen: 95 Prozent der Wintergerste konnten laut Schorer noch vor der Regenperiode geerntet werden. Nur bei einem kleinen Teil sei es schlecht gewesen, wenn es hier in die bereits reife Gerste hineingeregnet hatte. Durch den vielen Regen sei der Weizen heuer etwas stärker mit Fusarien belastet worden. Und die Backqualität habe auch darunter gelitten. Auch wenn die Werte unter der Norm gewesen seien: „Wenn´s knapp ist, wird von den Mühlen auch Weizen angenommen, der nicht die Norm erreicht“, freut sich der Kreisobmann. Kartoffeln werden in Hawangen keine mehr angebaut, seit vor über 20 Jahren letztmals drei Landwirte in großem Stil auf die gelbe Knolle gesetzt hatten: Die Pommes-Kartoffeln hatten damals nicht die erforderliche Qualität erreicht und mussten in großen Mengen ans Vieh verfüttert werden.

Diesen Landwirt hat das schlechte Wetter hart getroffen
Stefan Häfele aus Westernach hat der Regen heuer schwer zu schaffen gemacht; er spricht von einer Katastrophe. Der Ackerbauer hatte nämlich für Braugerste einen Kontrakt abgeschlossen. Weil durch die Regenperiode sein bereits reifes Getreide auf dem Halm „ausgewachsen“ war, musste er es nun als billige Futtergerste verkaufen. Um den Kontrakt trotzdem erfüllen zu können, muss er nun brauereitaugliche Gerste aus anderen Regionen zu hohen Preisen zukaufen. Auch beim Weizen fehlte es bei ihm an der sogenannten „Fallzahl“; das Brotgetreide kann daher nur noch zum Füttern verwendet werden. Bei 13,7 Hektar Dinkel hingegen, den Häfele zusammen mit seinem Cousin Robert Salger anbaut, sei es wesentlich besser gelaufen: Weil dieser während der Regenperiode noch nicht ganz ausgereift war.
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