Fünf urig gewachsene Kastanien und eine alte Linde prägen das Ortsbild vor der Kirche in Illerbeuren. Die Baumgruppe ist in die Liste des Landkreises als „Naturdenkmal“ eingetragen. Damit steht sie unter Naturschutz. Drei der Bäume wollte die Gemeinde nun umsägen lassen. Denn laut einer Untersuchung sind sie teilweise hohl oder von einem Pilz befallen. Mit der Fällung sollte die Verkehrssicherheit wiederhergestellt werden.
Die Entscheidung, ob Pflegemaßnahmen ausreichen oder die Beseitigung notwendig, ist, liegt bei einem Naturdenkmal allerdings laut Anton Gerblinger (Schriftführer der Ortsgruppe beim Bund Naturschutz) nicht bei der Kommune, sondern bei der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Unterallgäu. Diese hatte die Baumfällung nun auf Gerblingers Initiative kurzfristig gestoppt.
Diese Gruppe setzt sich für den Erhalt der Bäume ein
Bei einem Vor-Ort-Termin mit Kreisfachberater Markus Orf, Bürgermeisterin Heike Klinkhammer und der Unteren Naturschutzbehörde wurde nun noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Die Ortsgruppe des Bund Naturschutz setzte sich nämlich für den Erhalt der Bäume ein und hatte Vorschläge eingebracht, wie eine komplette Fällung verhindert und gleichzeitig die Verkehrssicherheit gewährleistet werden könnte.
Reicht ein Pflegeschnitt?
Wie Gerblinger an die Gemeinde und das Landratsamt schrieb, verstehe er zwar, dass die Gemeinde für die Verkehrssicherheit verantwortlich ist und hier kein Risiko eingehen will.
Doch vor einer totalen Beseitigung der Bäume gäbe es Maßnahmen, die sowohl den Naturschutz als auch die Verkehrssicherheit berücksichtigen würden: Sollte ein Pflegeschnitt als erste Maßnahme nicht für eine entscheidende Verbesserung der Verkehrssicherheit ausreichen, wäre aus Gerblingers Sicht ein Rückschnitt auf die Hauptäste möglich oder letztendlich die Kappung des Stamms bis auf eine Höhe von etwa fünf Metern, um eine komplette Fällung zu vermeiden. Die Bäume blieben als so genannte „Biotopbäume“ erhalten und erfüllten teilweise noch ihre ökologische Funktion.
Das sind die Probleme bei Kastanien und Linden
Bei Kastanien und vor allem bei Linden sei mit einem neuen Austrieb, einer sogenannten „Sekundärkrone“, zu rechnen. Linden könnten so häufig bis zu 1000 Jahre alt werden. Im Volksmund werde behauptet, dass Linden auf 300 Jahre kommen, 300 Jahre stehen und 300 Jahre vergehen.
Ihre Langlebigkeit erhielten sie durch neue Innenwurzeln, die vom alten Stamm aus in den Boden wachsen, sich dort verankern und eine junge Krone bilden, wenn der alte Baum abstirbt. Die Linde verjünge sich also von innen heraus.
Baumgruppe ist schon seit 1961 ein Naturdenkmal
Wie Sylvia Rustler von der Pressestelle des Landratsamtes auf Anfrage mitteilte, handelt es sich bei den Bäumen tatsächlich um ein „Naturdenkmal“. Als solches stünden die Bäume seit 1961 unter besonderem Schutz. Ein Gutachten der Gemeinde Kronburg habe zwar ergeben, dass die Verkehrssicherheit nicht auf Dauer gewährleistet werden könne. Das Landratsamt habe in der Vergangenheit jedoch regelmäßig „Vor-Ort-Kontrollen“ bei der Baumgruppe gemacht. Dabei konnte jedoch keine unmittelbare Gefahr festgestellt werden. Die Behörde werde „das Gutachten nun fachlich prüfen und gegebenenfalls weitere Maßnahmen ergreifen, um die Verkehrssicherheit vor Ort zu gewährleisten“.
Bürgermeisterin Heike Klinkhammer betonte, dass sie froh ist, dass die Verantwortung für die Bäume nun beim Landratsamt liegt. Inmitten von Niederdorf wurde eine Baumgruppe, eine Buche und eine Linde vor über 20 Jahren auf etwa vier Meter amputiert; allerdings mit einem ernüchternden Ergebnis.
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