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Diskussion über Landwirtschaft: Reformbedarf, Technik und Verbraucher-Verantwortung

Beitrag zum Bauernkriegsjahr

Aufbruch in eine andere Landwirtschaft?

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    Auf dem Podium im Steinheimer Zehntstadel diskutierten (von links) Alois Hofer, Hans-Jörg Fröhlich, Mia Goller, Manfred Gabler, Moderatorin Veronika Heilmanseder, Hans Foldenauer, Regina Eichinger-Schönberger, Markus Moser und Margit Rauh.
    Auf dem Podium im Steinheimer Zehntstadel diskutierten (von links) Alois Hofer, Hans-Jörg Fröhlich, Mia Goller, Manfred Gabler, Moderatorin Veronika Heilmanseder, Hans Foldenauer, Regina Eichinger-Schönberger, Markus Moser und Margit Rauh. Foto: Franz Kustermann

    „Aufbruch in eine andere Landwirtschaft?“ - so lautete der Titel einer leidenschaftlich geführten Podiumsdiskussion, bei der im Rahmen des Jubiläumsjahres „500 Jahre Zwölf Artikel“ im geschichtsträchtigen „Zehntstadel“ in Steinheim dieser Frage auf den Grund gegangen wurde. Hans Foldenauer, Pressesprecher vom Bund Deutscher Milcherzeuger, etwa sagte: „Es braucht einen grundlegenden Politikwechsel - nicht nur, weil die Gesellschaft die hohen Subventionen der Landwirtschaft nicht mehr akzeptiert.“ Er forderte: „Das Haupteinkommen der Landwirte muss aus der Produktion kommen; nur für die gesellschaftlichen Leistungen der Bauern dürfen weiter Direktzahlungen geleistet werden.“

    Wer sind die Lobbyisten in der Politik?

    Der aus Irsee stammende Landwirt und Bankkaufmann erinnerte daran, dass im Rahmen der Agrarreform 1992 die Preise für landwirtschaftliche Produkte bis zu einem Drittel gesenkt und im Gegenzug Ausgleichszahlungen eingeführt wurden. Zunehmend würden diese Gelder aber immer mehr in die sogenannte „zweite Säule“ der Agrarpolitik transferiert, über die etwa die Dorferneuerung und andere landwirtschaftsfremde Infrastrukturprojekte gefördert werden. Die Folge sei, dass immer mehr landwirtschaftliche Betriebe aufgeben und die Verbleibenden weiterwachsen müssten. Leider werde die Politik heute von Lobbyisten wie dem Milchindustrie- und dem Bauernverband bestimmt.

    Landwirte sind oft hoffnungslos überschuldet

    Laut Regina Eichinger-Schönberger (Sorgentelefon der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau) führt dies dazu, dass die Landwirte vielfach hoffnungslos überschuldet und arbeitsmäßig völlig überlastet sind: Oftmals müssten sie mehr das Zweieinhalbfache eines anderen Berufsstandes leisten. Vielfach fehle ihnen aber auch „Planungssicherheit“, weil die politischen Vorgaben so oft und kurzfristig geändert werden.

    Markus Moser, der viele Landwirte als Projektmanager bei der Günztal-Stiftung berät, sieht für die Bauern oft nur die Möglichkeit, ihre Betriebe zu extensivieren, sämtliche staatliche Förderungen in Anspruch zu nehmen und möglichst wenig Geld in die Betriebe zu investieren.

    Landwirte beklagen ausufernde Bürokratie

    Bezugnehmend auf die Zwölf Artikel meinte die stellvertretende Kreisbäuerin Margit Rauh, dass die Landwirte heute „froh wären, wenn wir nur den ‚Zehnt‘ abliefern müssten“. Immer mehr junge Bauern - wie etwa auch ihr Sohn - wollten ihre Betriebe künftig so ausrichten, dass sie diese alleine, also ohne die Mithilfe der Frau, bewirtschaften können. Das bedeute, dass sie immens viel Geld in automatisierte Technik investieren müssten. Die ausufernde Bürokratie erfordere zudem, dass sich die Landwirte als „Agrar-Bürofachkraft“ ausbilden lassen.

    Austragsbauer Manfred Gabler (Haldenwang) sah eine kostengünstige Möglichkeit, um Zeit, Geld und Diesel einsparen, in der Möglichkeit, die Kälber von Ammen-Kühen aufziehen und weiden zu lassen. Die Konsumenten müssten „mehr Verantwortung übernehmen“ und für die Produkte auskömmliche Preise bezahlen.

    Wo sind die jungen Bauern?

    Hans-Jörg Fröhlich (Lauchdorf) trifft als Milchfahrer viele Bauern und klagt: Die Landwirte leiden unter der exorbitanten Arbeitsbelastung und unwirtschaftlich hohen Pachtpreisen. Grünen-Landtagsabgeordnete Mia Goller nannte Projektgruppen wie die Zukunftskommission Landwirtschaft „eine Zeitverschwendung, wenn deren Erkenntnisse nicht umgesetzt werden“. Alois Hofer (Aufkirch) bemängelte, dass fast keine jungen Bauern anwesend waren, deren Meinung aber sehr wichtig wäre.

    Den Auftakt zur Podiumsdiskussion im Zehntstadel Steinheim bildete ein Teil eines dokumentarischen Theaterprojekts zur Situation der Allgäuer Bauern mit Allgäuer Landwirten/innen, das am 25. Mai im Stadttheater Kaufbeuren und am 31. Mai im Hirsch Obergünzburg (jeweils um 20 Uhr) nochmals aufgeführt wird.

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