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Dr. Joe Bausch ist in Memmingen zu Gast.

Schauspieler Joe Bausch in Memmingen zu Gast

Der Hausarzt und der Totschläger

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    Joe Bausch erzählt im Memminger Kolbe-Haus von seinen Erlebnissen als Gefängnisarzt und als „Tatort“-Darsteller.
    Joe Bausch erzählt im Memminger Kolbe-Haus von seinen Erlebnissen als Gefängnisarzt und als „Tatort“-Darsteller. Foto: Fritz Pavlon

    Dr. Joe Bausch ist der Schauspieler mit dem markanten Gesicht aus dem Kölner Tatort. Dort ist er der Rechtsmediziner Dr. Josef Roth. Im echten Leben war er in Deutschlands größtem Hochsicherheitsgefängnis in Werl 32 Jahre lang Anstaltsarzt. Bausch ist nicht nur als Schauspieler und Arzt erfolgreich. Die Erfahrungen und Erlebnisse seines bewegten Lebens hat er in den Büchern „Knast“, „Gangsterblues“, „Maxima Culpa“ und „Verrücktes Blut“ niedergeschrieben. Sie alle wurden Spiegel-Bestseller. Seine Kindheit im Westerwald Anfang der Fünfzigerjahre war nach den Schrecken und Entbehrungen des Krieges hart und lieblos. Aufs Gymnasium durfte er nur, weil er sich dies durch Schuften bis zum Umfallen verdiente.

    Maximilian-Kolbe-Haus in Memmingen beim Auftritt nahezu voll besetzt

    Jetzt erlebte ihn das Memminger Publikum live auf seiner Talk-Lese-Tour im Maximilian-Kolbe-Haus. Mit rund 200 Besuchern war das Haus nahezu voll besetzt. Erwartungsvolle Spannung sah man auf den Gesichtern der Besucher, als die Vorstellung begann. Joe Bausch kam nicht alleine, mit dabei war sein „True Crime“-Moderator Dr. Tino Grosche, der ihn als „Hausarzt der Totschläger, Vergewaltiger und Mörder“ ankündigt.

    Dann kommt Bausch federnd und voller Energie auf die Bühne. Seine Erzählungen sind vorwiegend humorvoll. Das ist überraschend, hatte er es doch neben seiner schweren Jugendzeit in den 32 Jahren als Anstaltsarzt in der Hauptsache mit Menschen zu tun, die schwerste Verbrechen begangen hatten und zum größten Teil lebenslange Gefängnisstrafen verbüßen mussten.

    Memminger fragen: Ist es ein Vorteil, als Arzt einen Arzt zu spielen?

    Auf die Frage seines Moderators, ob es denn ein Vorteil sei, wenn man Arzt ist und den Arzt spielt, meinte er: „Nein, das ist eher etwas Belastendes. Denn das meiste, was da im Drehbuch steht, stimmt ja gar nicht. Wenn da beispielsweise steht ,Wir haben aus dem Mageninhalt den genauen Todeszeitpunkt ermittelt’, dann sage ich, Ja ok, dann hat er halt die Uhr mit verschluckt, dann mag das stimmen“. Solche Aussagen führen natürlich zu großer Heiterkeit. Und so geht es auch weiter.

    Was Joe Bausch in Memmingen von so manchen Begegnungen erzählt

    Bausch erzählt von den vielen Begegnungen mit Leuten, die ihn als Schauspieler erkennen und ansprechen. „Die meisten Menschen sind ja respektvoll, freundlich und sympathisch. Aber manchmal triffst du Typen, die sind einfach unverschämt. Wie neulich einer im Zug. Er sieht mich, zuckt etwas zusammen, schiebt seine Frau beiseite und fragt mich: ,Eh, woher kenn ich dich?’ Da antwortete ich: ,Hm, meinen letzten Porno habe ich vor drei Jahren gedreht…’ Da zog er mit seiner Frau ganz schnell ab und ich war den los.“

    In der Pause gibt es eine rührende Geschichte. In der ersten Reihe sitzt eine Krankenschwester, die viele Jahre mit Dr. Bausch in der Anstaltsklinik zusammen gearbeitet hatte. Sie ist vor sechs Jahren mit ihrem Mann nach Memmingen gezogen und war jetzt gespannt, ob er sie wieder erkennt. Als er die Treppe von der Bühne heruntersteigt, erkennt er sie sofort und nach einer herzlichen Umarmung sieht man sie lachend und entspannt lange über ihre damalige Zeit plaudern.

    Publikum in Memmingen dankt Joe Bausch mit lang anhaltendem Applaus

    Im zweiten Teil las Bausch aus seinen diversen Büchern einige Geschichten vor und würzte sie mit persönlichen Bemerkungen. Bezugnehmend auf sein „True Crime“-Buch „Maxima Culpa“, in dem es vorwiegend um schwerste Verbrechen von unvorstellbarem Ausmaß geht, gab er zu bedenken „nicht alle Psychopathen sitzen im Gefängnis. Manche sind vielleicht auch ihre Chefs und wieder andere werden Präsidenten“.

    Lang anhaltender Applaus ist schließlich die Belohnung für diesen unterhaltsamen und lehrreichen Abend.

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