Die Ehemalige Synagoge in Fellheim soll häufiger und intensiver als Lernort für Schulen genutzt werden. Das wurde jetzt bei einem Pressegespräch in dem Baudenkmal bekräftigt.
Staatsminister a.D Josef Miller betonte, dass die Ehemalige Synagoge in Fellheim bislang hauptsächlich von den Gymnasien der Region als Lernort genutzt wird. Ziel ist es nun, auch die Mittelschulen der Stadt Memmingen und des Landkreises Unterallgäu miteinzubinden. Laut Josef Miller ist es in kurzer Zeit gelungen, gleich von zehn Pilot-Schulen des Mittelstufenbereichs eine Zusage zur Beteiligung an der Lerninitiative zu bekommen. Und die Schülerbeförderung sei ebenfalls gesichert. Miller erläuterte, dass das Busunternehmen Angele einen Sondertarif für die Schülerbeförderung gewährt.

Einzige erhaltene Synagoge im Allgäu
Der Fellheimer Bürgermeister Reinhard Schaupp bekräftigte, dass die Ehemalige Synagoge als einziges im Allgäu erhaltenes Synagogengebäude samt dem angrenzenden jüdischen Friedhof zweifelsfrei ein geschichtlich bedeutsames Ensemble und auch ein prägendes Bauwerk entlang der Ortsdurchfahrt darstellt. Auch die Inschrift auf dem Gedenkstein im Garten der Synagoge habe nichts an Aktualität verloren: „Wer die Vergangenheit vergisst, verliert den Blick für die Zukunft.“
Klaus Holetschek: „Demokratie müssen wir immer wieder neu weitergeben“
Seit der Eröffnung im Jahr 2015 wird die Ehemalige Synagoge auch als Lernort genutzt. Hauptsächlich waren bislang Schüler des Vöhlin-Gymnasiums in Memmingen oder des Illertal-Gymnasiums Vöhringen im Rahmen des P-Seminars aktiv. Klaus Holetschek betonte, dass in Fellheim etwas Vorbildhaftes entstanden ist. Derzeit passiere viel in unserem Land, sagte der CSU-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag. Unter anderem mache sich Antisemitismus wieder breit. Daher sei es in diesen Zeiten besonders wichtig, Schülerinnen und Schüler an die jüdische Geschichte heranzuführen. „Demokratie müssen wir immer wieder neu weitergeben.“ Der Politiker fügte an, dass er sich dafür einsetzen werde, dass finanzielle Mittel für die Ausweitung der Lernort-Initiative zur Verfügung gestellt werden.
Förderkreisvorsitzender Andreas Schraut erläuterte, dass die Einrichtung auch bereits Schülerführungen anbietet und Kindern die ehemalige Synagoge, Grabsteine im jüdischen Friedhof oder das Gebäudeensemble des ehemaligen Judendorf näherbringt. Mit der Ausweitung auf Mittelschulen werde man auch vermehrt muslimische Schüler vor Ort haben. Darauf müsse man sich konzeptionell noch einstellen.
Mehr über das Schicksal jüdischer Familien erfahren
Schulrätin Elke Schmid-Benecke machte deutlich, dass es von elementarer Bedeutung ist, dass die Schüler emotionale Betroffenheit spüren können. Daher sei es wichtig, dass die Schüler vor Ort mit dem Schicksal jüdischer Familien während des Holocaust in Kontakt kommen. „Da es kaum mehr Zeitzeugen gibt, ist es jetzt besonders wichtig, dass junge Menschen einen eigenen Zugang zum Holocaust finden“, sagte Christian Herrmann. Der Leiter des Vöhlin-Gymnasiums betonte, dass außerschulische Lernorte dabei eine außerordentlich wichtige Rolle spielen. Herrmann meinte, dass man für die Weiterentwicklung des Lernorts ein pädagogisches Konzept entwickeln sollte, das Lehrkräfte einbindet. Diese Aufgabe ehrenamtlichen Helfern zu überlassen, sei nicht optimal. Um Lehrkräfte für diese Aufgabenstellung freistellen zu können, müsse es ebenfalls ein organisatorisches Konzept und einen finanziellen Rahmen geben. Starten könnte man nach Aussage von Christian Herrmann frühestens mit Beginn des Schuljahres 2025/26.
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