Zum Weihnachtsfest seine Lieben beschenken oder auch beschenkt werden, gehört nicht nur für die Kinder zum großen Fest dazu. Da sich das Schenken und Beschenktwerden in der heutigen Zeit nicht alle leisten können, hat sich Julia Rothenaicher in Erkheim mit einem Team zur Aufgabe gemacht, hilfsbedürftige Mitmenschen mit einem liebevoll verpackten Päckchen zum Fest eine Freude zu bereiten. Dies passierte nun zum zweiten Mal, nachdem die Aktion 2022 so großen Anklang gefunden hatte. Während im vergangenen Jahr 33 kleine Wünsche erfüllt wurden, konnten heuer 145 Geschenke verteilt werden.
Wünschbaum in Erkheim: Wie das Konzept funktioniert
Und so funktionierte es: Das zwölfköpfige Team rund um die 30-jährige Prokuristin eines mittelständischen Industriebetriebes verteilte in Heimen, Schulen und Einrichtungen des Landkreises Zettel, worauf Betroffene ihre Wünsche schreiben durften. Die Wunschzettel wurden Ende November mit Nummern versehen und am Erkheimer „Platz der Freundschaft“ in transparenten Kugeln an einen gesponserten Weihnachtsbaum gehängt.
Leute, die dort vorbeikamen, durften sich an der kleinen Fichte eine Wunschkugel aussuchen und die Wünsche erfüllen. Konkret handelte es sich um Sachspenden im Wert von rund 25 Euro. Etwa einen kleinen Spielzeugtraktor für den Sandkasten, eine Puppe zum Spielen, einen wärmenden Schal, wollige Handschuhe oder eine Mütze für den kalten Winter. Also Dinge, deren Beschaffung dem Schenker nicht so viel Aufwand macht.
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Damit die Beschenkten anonym bleiben konnten und der Datenschutz gewährleistet werden konnte, wurden die Wunschzettel nur mit einer Nummer versehen. „Weil die Leute „eine sehr große Hemmschwelle haben, Geschenke anzunehmen“, sei der Datenschutz und die streng vertrauliche Behandlung besonders wichtig, erklärte Julia Rothenaicher.
Die Kugeln mit den Wünschen wurden vom Team Ende November an einem schlichten Fichtenbäumchen mit dezenter Beleuchtung an der kreisrunden Sitzbank am „Platz der Freundschaft“ aufgehängt. Die Aktion wurde übers „Blättle“, WhatsApp und Instagram veröffentlicht. Eine Woche später hatten bereits alle Wünsche ihren „Abnehmer“ gefunden.
Die „teilweise ganz banalen Wünsche“ reichten von einfachsten Kosmetikartikeln bis zu wärmenden Mützen und Socken. Auch Lebensmittel wünschten sich die Leute, oder ein Mobilé für eine Bettlägerige – was Julia Rothenaicher und ihren zwölf Teammitgliedern beim Lesen so manche Träne in die Augen trieb, einige im Team aber auch gewaltig zum Nachdenken veranlasste.
Wünschebaum in Erkheim trifft auf überaus positive Resonanz
Die 30-Jährige freute sich: Die „Schenker“ hätten sich wahnsinnig viel Mühe gegeben, die Wünsche zu erfüllen. Alles wurde sehr liebevoll verpackt, mit einer Nummer versehen und in den Sammelstellen abgegeben. In Erkheim waren dies etwa der Unverpackt-Laden „2erloi“, in Schwaighausen die Kampfsportschule und in Ottobeuren das Bekleidungsgeschäft „Traum-Kleid“. In der Woche vor Weihnachten schwärmte dann das ganze Team aus und verteilte die Geschenke in den betreffenden Einrichtungen. „Es kommt dabei wahnsinnig viel Dankbarkeit zurück“, freute sich Rothenaicher über die überaus positive Resonanz.
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Weil dem Team das Ganze so viel Spaß macht, wollen die Zwölf nun sogar einen Verein für soziale Arbeit gründen: „Damit noch mehr Menschen geholfen werden kann.“ Die Vereinsgründung hätte eigentlich bereits in diesem Jahr erfolgt sein sollen, doch erfüllte die vorgelegte Vereinssatzung noch nicht alle Kriterien und muss noch einmal überarbeitet werden. Hier müsse nämlich alles haarklein geregelt sein: Vom „gemeinnützigen Vereinszweck, den Regularien bis zur Vereinsauflösung, und wer dann im Falle eines Falles mit dem dann noch vorhandenen Vermögen bedacht werden soll“, erzählte Rothenaicher.
Nachdem die diesjährige Aktion mit dem Wunschbaum so erfolgreich lief, ist das zwölfköpfige Team, das vom Büroleiter bis zum Sozialpädagogen ein breites Berufsspektrum im Alter zwischen 20 und 60 Jahren vereint, dennoch wild entschlossen, im kommenden Jahr den gemeinnützigen Verein aus der Taufe zu heben. „Damit wir die größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich etwas schließen können!“