Josef Madlener hat nicht nur in Öl eine weihnachtliche Ikonografie geschaffen, die uns bis heute prägt. Auch auf Papier und gedruckt gibt es hinreißende Verherrlichungen der Ankunft Christi. Liebevoll und detailgetreu illustrierte Bildergeschichten machen das Kind Jesus zu einer frühen Form von Comichelden, das ins winterliche Schwaben kommt und Gutes bringt. Parallel zur Ausstellung im Antoniersaal zeigt die MEWO Kunsthalle in diesem Jahr zusätzlich eine große Auswahl aus dem grafischen Werk des Memminger Künstlers. Auch sie steht ganz im Zeichen der Weihnacht.
So sieht das Christuskind von Josef Madlener aus
Da gibt es die Ausschneidekrippen mit dem gesamten Personal der Weihnachtsgeschichte. Damit konnte man sich seine eigene Papierkrippe zusammenstellen, ähnlich wie sie auch dieses Jahr wieder im Innenhof des Antonierhauses in fast lebensgroßer Form aufgebaut wird. Josef Madlener setzt das frisch geborene Christuskind äußerst varianten- und einfallsreich in Szene. Es ruht in den Händen seiner mit Engelsflügeln ausgestatteten Mutter, oft ist es umgeben von einem Chor singender Kinder, die Kerzen tragen. Überhaupt spielt die Musik eine große Rolle im Umfeld des gesandten Gottessohnes. Oft wird mit Harfe und Geige aufgespielt. Auffallend sind auch alle möglichen Tiere, die sich vertrauensvoll und in mystischer Verbundenheit um das Kind scharen. Sie sind oft das einzige und wahrhaft beglückte Publikum für den strahlenden Neuankömmling.
Memmingen als Inspiration für die Weihnachtsbilder
Natürlich widmet sich der 1881 in Amendingen geborene Maler auch der klassischen Szene mit Jesus in der Krippe. Er verlegt den Stall jedoch in eine einsam gelegene, alpenländische Hütte in den Bergen. Madlener überträgt die Geschichte von der Ankunft des christlichen Erlösers in die schwäbische Voralpenlandschaft. Illustrationen zum Kinderbuch „Ein Weihnachtsbaum kommt“ führen den Betrachter direkt in eine Stadt, die architektonisch von Memmingen inspiriert ist. In einer anderen großformatigen Bildergeschichte kommt das Christkind direkt aus dem Himmel und bringt den Menschen „Das goldene Buch“.
In den Bildern sind regionale Weihnachtsbräuche zu entdecken
Der „Maler der Schwäbischen Weihnacht“ ist äußerst erfindungsreich in seinen Variationen des immer gleichen Themas. In den Bildern sind viele Details zu regionalen Weihnachtsbräuchen zu entdecken. Figuren wie der Nachtwächter versetzen in eine Zeit zurück, die auch schon zu Lebzeiten von Madlener verschwunden war. In seiner überhöhten Welt sind alle Engel weiblich, das Christus-Kind wird fast immer von Frauen begleitet. Meist ist es in zart abgestimmten Pastellfarben eingefasst. Doch warm erleuchtete Fenster, besternte Himmel in mondklaren Nächten auf dem Weg durch den Schnee in die Christmette funktionieren noch immer und bestätigen unsere Sehnsucht nach einer heilen und friedlichen Welt.
Josef Madlener beherrscht verschiedene Techniken meisterhaft
Von fast altmeisterlicher Perfektion sind seine gezeichneten Arbeiten auf grauem Karton. Mit behutsam und geschickt in Weiß gehöhten Stellen erreicht er eine beeindruckende Plastizität und Brillanz. Auch die Technik des Holzschnittes und des Schattenrisses beherrscht er meisterhaft. Sie runden das breite Spektrum der grafischen Werke zur schwäbischen Weihnacht ab.
Diese Grafiken waren bisher selten zu sehen
Möglich ist die besonders große Auswahl selten zu sehender Grafiken, weil die parallel laufende Ausstellung „Jonas Maria Ried: Enjoy the Silence“ (bis 23. März 2025) mit Filmaufnahmen spektakulärer und überraschender Aktionen des Künstlers aus Weitnau nur einen Raum in Anspruch nimmt. Josef Madleners Arbeiten auf Papier sind Bereicherung und Ergänzung zu seinen Klassikern in Öl, die wie jedes Jahr im Antoniersaal gezeigt werden.
So hat die Mewo-Kunsthalle geöffnet
Öffnungszeiten der Mewo-Kunsthalle: Dienstag bis Sonntag, 11 bis 17 Uhr. Geschlossen: 24./31. Dezember. Weitere Werke von Madlener zur Schwäbischen Weihnacht sind im Memminger Antoniersaal zu sehen - Dienstag bis Sonntag von 11 bis 19 Uhr. Geschlossen: 24./31. Dezember und 1. Januar.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden