„Sie stecken ganz viel Herzblut in Ihre ehrenamtliche Arbeit“, sagt Maike Scholz, Redaktionsleiterin der Memminger Zeitung, zu Benjamin Nägele. Er ist Oberministrant in Ottobeuren, betreut die 130 Ministranten, wirbt um Nachwuchs, organisiert Veranstaltungen rund um die Kirche. Das ist nur ein grober Umriss seines ehrenamtlichen Engagements, für das er jetzt von der Allgäuer Zeitung/Memminger Zeitung mit der Silberdistel ausgezeichnet wurde. Das Kunstwerk wurde in einer Augsburger Silberschmiede per Hand gefertigt. Etwa vierteljährlich werden damit Menschen aus dem Allgäu geehrt, die sich für die Gesellschaft engagieren. „Es macht mir einfach Freude. Die Kleinen und auch die etwas Größeren zum Glauben zu motivieren, ist eine wunderbare Aufgabe.“
Wie er Hoffnung schöpft?
Wie er in dieser Zeit, in der Krieg herrscht in Europa, Hoffnung schöpft? Durch seinen Glauben an Jesus Christus. Und er will andere Menschen inspirieren, ihren Glauben zu vertiefen, damit auch sie voller Hoffnung sind. Benjamin Nägele ist Oberministrant der Pfarrei Sankt Alexander und Theodor in Ottobeuren. Und in seinem Ehrenamt derart engagiert, dass er von unserer Zeitung mit der Silberdistel ausgezeichnet wurde. Seit vielen Jahren verleihen wir sie an Menschen aus der Region, die sich in besonderer Weise ehrenamtlich engagieren.
Von ehrenamtlicher Arbeit könne dabei eigentlich nicht gesprochen werden, sagt Benjamin Nägele. Er steht in der Sakristei der Ottobeurer Basilika. In verzierten Schränken fallen fein gearbeitete Utensilien für den Gottesdienst ins Auge. Im Deckengemälde darüber wäscht Jesus einem seiner Jünger die Füße. „Mein tiefer Glaube und die Aufgaben, die ich dafür erfülle, sind mein Leben.“ Nicht direkt Arbeit. Er hängt seinen weißen Chorrock und den schwarzen Rock an einen Kleiderständer, bereit für den nächsten Gottesdienst.

Liebevoll, barmherzig
Der 33-Jährige hat ein Ziel: Jesus Christus immer ähnlicher zu werden. Liebevoll, barmherzig. Dies will er anderen Menschen vorleben. Zum Beispiel in wöchentlichen Ministrantenstunden, bei monatlichen größeren Veranstaltungen und auch in Gottesdiensten. Benjamin Nägele und die anderen Ministranten und Ministrantinnen unterstützen den Priester und sorgen dafür, dass die Feier würdig vollzogen wird. „Und dass so für die Kirchenbesucher jeder Sonntag ein kleines Osterfest wird.“
Mit zehn Jahren war er Ministrant, seit 2008 ist er Oberministrant. Es ist nicht nur seine Aufgabe, die 130 Messdienerinnen und Messdiener zu koordinieren, also wer in welchem Gottesdienst den Priester unterstützt. Dafür sitzt Nägele Stunden über einer Excel-Tabelle – vielleicht nicht seine liebste Arbeit, aber eine sehr wichtige, wie er lächelnd sagt. Er sei auch dafür da, den Ministranten im Kindes- und Jugendalter den Glauben näherzubringen, sie spirituell zu inspirieren. Damit sie Jesus näherkommen und daraus etwas in den Alltag mitnehmen können. „Die Liebe, die er uns vorgelebt hat, in die Welt zu tragen. In der Schule, bei Treffen mit Freunden. Niemanden auszuschließen, also so zu leben, wie Jesus es auch gemacht hat: barmherzig, liebevoll, für die anderen da sein.“
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Benjamin Nägele arbeitet als Prozessoptimierer bei Magnet Schultz in Memmingerberg. Die Stunden, in denen er sich danach für das Amt des Oberministranten engagiert, will er nicht zählen, zu sehr liebt er, was er tut. Würde sich seine Verlobte, die er im Sommer heiraten wird, nicht über etwas mehr Zeit mit ihm freuen? Er lächelt: „Sie war selbst Ministrantin“ und verstehe ihn.
Kontakt mit Jesus
Ums Verstehen geht es auch während der Ministranten-Treffen. Wie funktioniert ein Gottesdienst, wann müssen sie knien, sitzen, stehen, wann wird das Weihrauchfass geschwenkt? Das bringt Nägele den Messdienern und Messdienerinnen gemeinsam mit jungen Leitern bei. Aber noch viel mehr. So führt er sie während Fahrten nach Rom und Turin schon mal auf die Spuren von Heiligen. Und erklärt, was hinter kirchlichen Festen und den Sakramenten steckt. Auch das Gebet, „der Kontakt mit Jesus“, sei wichtig und werde stets in den Mittelpunkt gestellt. „Dabei entsteht eine Gemeinschaft im Glauben, so wie Jesus sagte: ,Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.‘“
Nicht zu theoretisch, sondern altersgerecht soll es sein. Darauf komme es auch in Familien- und Jugendgottesdiensten an, die er mit organisiert und umsetzt: Damit die jungen Kirchenbesucher Bibelstellen verstehen, greift Nägele schon mal darauf zurück, mit anderen Ministranten Szenen schauspielerisch nachzuahmen. Denn auch die Jüngsten sollten die Möglichkeit haben, „Jesus in der Kirche zu begegnen, ihn im Herzen aufzunehmen“.
Das ist die Silberdistel
Auszeichnung: Mit der Silberdistel ehrt unsere Redaktion seit vielen Jahren Menschen aus der Region für ihr besonderes bürgerschaftliches Engagement. Der Preis besteht aus einer Urkunde und einer kunstvoll in Silber gearbeiteten Distelblüte, die eigens in der „Alten Silberschmiede“ in Augsburg angefertigt wurde.
Vorschläge: Jede Leserin und jeder Leser kann Vorschläge für weitere Träger unserer Auszeichnung machen. Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner dafür finden sich in allen unserer Lokalredaktionen.