Ob sie eine wichtige Bedeutung haben und nach langer Planung entstehen – oder als Spontan-Aktion mit den Freunden im Urlaub: Tattoos werden immer beliebter und sind für viele nicht mehr wegzudenken. Von kleinen, filigranen Motiven bis hin zu großen und zeitaufwendigen Tätowierungen: Die Stile könnten unterschiedlicher nicht sein, ebenso die Geschmäcker der Menschen, die sie auf der Haut tragen.
Tattoo-Convention in der Memminger Stadthalle
In der Memminger Stadthalle findet am Wochenende wieder die Tattoo-Convention statt. Rund 150 Künstlerinnen und Künstler aus der Szene werden daran teilnehmen, heißt es in Mitteilung des Veranstalters Discomakers. Vor Ort können sich Tattoo-Fans und Interessierte nicht nur auf Kunst mit Nadeln und Tinte freuen, den Besucherinnen und Besuchern sollen unter anderem auch Showeinlagen geboten werden. Die Convention ist am Samstag, 13. September, von 11 bis 21 Uhr und am Sonntag, 14. September, von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Wer noch keine Ideen hat, kann sich auf der Messe Inspiration holen und sich kurz entschlossen etwas stechen lassen. Aber welche Motive werden gerade besonders oft nachgefragt? Welche Stilrichtung findet aktuell den meisten Anklang? So erleben Tätowiererinnen und Tätowierer aus Memmingen und Umgebung die Szene.
Tätowierer aus Memmingen und dem Unterallgäu über die Tattoo-Trends 2025
„Viele Kundinnen und Kunden wünschen sich etwas Feines und Zeitloses“, sagt Anastasia Kuhn. Sie ist Inhaberin von Stones Ink in Memmingen und führt gemeinsam mit ihrer Schwester Elina Kuhn als Shop-Managerin das Tattoo-Studio in der Baumstraße. Laut Kuhn sind aktuell Fine-Line-Tattoos begehrt – also filigrane Motive mit dünnen und präzisen Linien, die mit feinen Nadeln ausgeführt werden. Außerdem wünschten sich Kunden oft Blackwork und Realistic-Tattoos. Auch Ramona Faust, die seit 2014 ihr Studio MonasInk in Woringen führt, stimmt dem zu: „Aktuell sehe ich eine Mischung aus Fine Line und farbintensiven Stilen.“
Unter den Motiven, die Kundinnen und Kunden besonders häufig wählen, seien Naturmotive, spirituelle Symbole und persönliche Erinnerungen, beobachtet Faust. Kuhn nimmt das ebenfalls bei ihren Kundinnen und Kunden wahr. Sie sagt aber auch: „Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach großen Rückenpieces oder Sleeves.“ Diese flächigen Tätowierungen bedecken einen Großteil des Rückens beziehungsweise der Arme.

Tattoo-Motive mit persönlicher Bedeutung sind in Memmingen und Umgebung beliebt
Bei Jasmin Strasser, die seit vier Jahren selbstständige Tätowiererin ist, sind es besonders viele Motive mit einer persönlichen Bedeutung. „Es sind oft Zeichnungen von einer geliebten Person oder sogar ihre Fingerabdrücke – oder das Porträt des verstorbenen Hundes“, nennt sie Beispiele. Das sieht auch Caroline Kesselschläger, die gemeinsam mit ihrem Team das Endstation Tattoo-Studio in Ottobeuren führt. „Die Silhouette eines Hundes oder die Geburtsdaten von Familienmitgliedern sind sehr beliebt“, sagt sie.
Bei der Farbauswahl gehen die Meinungen auseinander: Während Faust einen klaren Trend zu leuchtenden Farben sieht, beobachten Kuhn und Strasser vor allem schwarz-graue Motive. Farbe sei jedoch keineswegs verschwunden, so Kuhn. Kesselschläger bemerkt, dass sich vor allem bei Fine-Line-Tattoos immer mehr für rote Farbe entscheiden.
„Unglückliche Erfahrungen“: Was Tätowiererinnen aus Memmingen und Umgebung kritisch sehen
Neben den wechselnden Trends kommen die Künstlerinnen auch auf Schattenseiten zu sprechen. Für Kuhn und ihr Team aus aktuell 13 Tätowiererinnen und Tätowierern ist es vor allem die Schnelllebigkeit der Szene. „Manche Motive oder Stile werden durch Social Media extrem gehypt, sodass sich viele spontan dafür entscheiden, ohne zu überlegen, ob das Tattoo wirklich zu ihnen passt.“ Im Studio setzen sie daher bewusst auf ehrliche, ausführliche Beratung. Sie werden bei der bevorstehenden Tattoo-Convention vertreten sein.
Faust hält es für problematisch, dass es nach ihrer Wahrnehmung einige Studios gebe, die ohne ausreichenden Hygienestandard arbeiteten. „Das führt zu Cover-up-Anfragen oder unglücklichen Erfahrungen, die eigentlich vermeidbar wären.“ Auch Strasser berichtet, dass es vermehrt zu qualitativ schlechter Arbeit unter den Tattoo-Studios komme. „Kritisch sehen wir die starke Pinterest-Orientierung“, sagt Kesselschläger mit Blick auf die Bild- und Foto-Plattform im Internet. Nach ihren Worten ähneln sich viele Anfragen, wodurch die Tattoos insgesamt gleichförmiger und weniger individuell wirken.
Tattoos im Jahr 2025: Wer lässt sich heutzutage überhaupt stechen?
Die Kundschaft ist hingegen vielfältiger denn je: „Vom jungen Erwachsenen bis zur Oma ist alles dabei“, sagt Faust. Tattoos seien längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen, ergänzt Kuhn – unabhängig von Alter oder Beruf. Strasser und Kesselschläger beobachten Ähnliches: Während viele junge Leute mit kleinen Erst-Tattoos beginnen, nutzen ältere Kundinnen und Kunden die Chance, sich endlich langgehegte Wünsche zu erfüllen.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden