Die weihnachtliche Zeit ließ das mehr als 30-köpfige Vokalensemble Memmingen vor großem Publikum in St. Martin am Sonntag vor Dreikönig großartig ausklingen. Unter dem mit dezenter Gestik bravourös geführten Dirigat von Heidi Zapf, der früheren Musikpädagogin am Vöhlin-Gymnasium, gab es ein erlesenes, weitestgehend a cappella gesungenes Programm für die rund 800 Kirchenbesucher, die mit begeistertem Schlussapplaus dankten.
Mit dem markanten, kategorisch wirkenden Imperativ „Jauchzet dem Herrn, alle Welt!“ startete das Ensemble mit der gleichnamigen Motette (1844), einer Vertonung des 100. Psalms von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Ein feinfühlig und variantenreich modulierter, vielversprechender Auftakt.
Finaler Wohlklang in Memmingen
Konzertanter Mittel- und Höhepunkt war Johann Gabriel Rheinbergers sechssätzige Messe in Es-Dur op. 109 von 1878. Die original Cantus Missae heißende Messe nimmt im OEvre des 1839 in Vaduz (Liechtenstein) geborenen und 1901 in München verstorbenen Komponisten der Romantik eine Sonderstellung ein, da sie rein a cappella in doppelchöriger Anlage komponiert ist. Ob mit dem anfänglichen Kyrie, dem wuchtigen Gloria mit satter Klangfülle oder dem Benedictus mit seinem bezaubernden finalen Wohlklang - die singenden Akteure meisterten alle Herausforderungen dieses Werks mit seinen gregorianischen Urbildern höchst beeindruckend.
Flötistin mit viel Feingefühl
Flötistin Susanne Müller trat zweifach solistisch in Erscheinung. Zunächst mit brillantem Feingefühl bei dem mit Vivace bezeichneten 4. Satz aus Georg Philipp Telemanns Sonate C-Dur Nr. 4. Später in geradezu blendender Manier bei „Adagio Nobile“ des gebürtigen Lyoner Vertreters der Belle Epoque, Johannes Donjon. Ein wahrlich betörender Ohrenschmaus.
Tief berührender Choral
Wunderbar tief berührend wurde mit „Ich steh’ an deiner Krippen hier“ (BWV 469) einer der drei großen Choräle aus der 6. Kantate des Weihnachtsoratoriums (1734) von Johann Sebastian Bach dargeboten. In dem klangvoll schönen geistlichen Lied mit Text von Paul Gerhardt spricht ein Ich-Erzähler zum Jesuskind. Dem Chor gelang es, die tiefe emotionale Beziehung zu dem Kind gewordenen Friedensfürsten zum Ausdruck zu bringen.
Mit den tiefen Männerstimmen beginnend, setzten die hohen Frauenstimmen ein, bevor das Plenum des Ensembles betont getragen das von Stefan Claas arrangierte „Maria durch ein’ Dornwald ging“ intonierte. Von Lisa Kuhn e-pianistisch gefühlvoll sanft untermalt, brachte das Vokalensemble „3 Christmas Carols“ des Darmstädters Jan Wilke (*1980) zu Gehör. Die traditionellen Spirituals „Daniel, Daniel“ und „I’ll fly away“ mit Christopher Schalk und Sebastian Vetter als Solisten setzten imposante Schlusspunkte.
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