Es brodelt in der Szene der Bergliebhaber: Der Hüttenbetrieb im Zeppezauerhaus in den Berchtesgadener Alpen im Salzburger Land soll für nächstes Jahr komplett eingestellt werden. Das hat der Alpenverein Salzburg bekannt gegeben, dem das Haus gehört. Die Betreiber sind sauer, Gäste wollen sich wehren.
Bis Donnerstagmittag zum Beispiel hat es 3000 Unterschriften für eine Petition gegen die Schließung gegeben. Auch der Bürgermeister der Gemeinde Grödig, auf dessen Gebiet das Haus liegt, versteht die Pläne des Alpenvereins nicht.
Zeppezauerhaus den Anforderungen „zunehmend weniger gewachsen“
Dass das Zeppezauerhaus nächstes Jahr nicht öffnen wird, hatte der Alpenverein Salzburg vor einigen Tagen mitgeteilt. „Weitwanderer und spontane Besucher schätzen die angenehme Atmosphäre, die einzigartigen Hüttenabende und die kurze Rast in dieser beliebten Hütte“, schreibt der Verein. Gleichzeitig aber: „Leider ist die Hütte den steigenden Anforderungen an Infrastruktur und Energiebedarf zunehmend weniger gewachsen.“

Wie macht sich das bemerkbar? „Wassermangel, erhöhter Energiebedarf, Abnutzung und in die Jahre gekommene Sanitäranlagen erfordern umfangreiche Investitionen.“ Weil die Kosten dafür aber auf das Dreifache des ursprünglich geplanten Betrags gestiegen seien, wurden die bisher geplanten Baumaßnahmen kurz vor Beginn dieser Saison gestoppt.
Alpenverein Salzburg: Es steht fest, dass es 2026 keinen Hüttenbetrieb geben wird
Ausreichende Fördermittel seien auch nicht zu erwarten, heißt es bei dem Verein. Denn das Zeppezauerhaus auf 1663 Metern Höhe habe wegen des Baus der Untersbergbahn den Status als klassische Schutzhütte verloren. So müsse der Alpenverein die Kosten allein aufbringen.
Es werde geprüft, welche Investitionen dringend nötig seien, dann solle ein mittelfristiges Bau- und Investitionsprogramm entwickelt werden. „Fest steht jedoch bereits, dass ein Hüttenbetrieb in der Saison 2026 nicht möglich sein wird.“ Deshalb werde auch der Pachtvertrag aufgelöst. „Auch wenn uns dieser Schritt schwer fällt.“
Das Pächterpaar Ursula Klumaier-Wiebeke und Anton Langer „haben das Zeppezauerhaus 2019 übernommen und es ist unglaublich, wie sich die Hütte seither entwickelt hat. Wir bedauern zutiefst, dass wir den Pachtvertrag jetzt auflösen müssen. Der Investitionsstau ist so groß, dass wir 2026 Maßnahmen ergreifen müssen, die einen parallelen Hüttenbetrieb unmöglich machen“, sagt der 1. Vorsitzende des Alpenvereins Salzburg, Gerd Frühwirth.

Pächter Uschi und Anton: „Es endet ein Kapitel, das uns tief im Herzen berührt“
Wenn 2026 der Pachtvertrag endet, endet „damit auch ein Kapitel, das uns tief im Herzen berührt“ schreiben die beiden Pächter Ursula Klumaier-Wiebeke und Anton Langer auf der Facebookseite des Zeppezauerhauses. „Seit sechs Jahren führen wir dieses wunderschöne, altehrwürdige Haus am Untersberg mit ganzem Herzen, viel Hingabe und einer großen Portion Leidenschaft. Aus Gästen wurden Freunde, aus einem Haus ein Zuhause für viele. Wir haben unzählige Stunden investiert, um das „Zeppi“ zu dem Ort zu machen, der er heute ist.“
Das Zeppezauerhaus sei nicht nur eine Hütte, „es schafft Arbeitsplätze, bietet Rückzugsraum, schenkt Erholung. Es ist für viele ein Stück Heimat geworden.“ Die Entscheidung, das Haus zu schließen, habe sie hart getroffen.

Zeppezauerhaus: Der Bürgermeister wundert sich über Pläne des Vereins
Unterdessen hat es nach Informationen des Senders ORF ein Krisentreffen zwischen Bürgermeister Herbert Schober und dem Alpenverein gegeben. Demnach sagte der Bürgermeister, dass von Seiten der Behörden kein teurer Umbau der Hütte gefordert wird. Nötig sei lediglich eine Erneuerung des Batteriespeichers, der etwa 50.000 Euro koste. Und daran könne sich die Gemeinde auch beteiligen. Schober gab dem Verein Zeit bis 31. Juli, über das Angebot nachzudenken. Nimmt er es an, sei die Bedingung allerdings, dass 2026 nicht geschlossen werden darf.
Freunde und Gäste sind sauer. Die Welle der Empörung schlug über dem Alpenverein Salzburg zusammen. Der reagierte mit einer weiteren Mitteilung: „Selbstverständlich hat es an das Pächterpaar Vorschläge gegeben, während einer möglichen Bauphase und darüber hinausgehend mitzuarbeiten und den Betrieb weiterzuführen. Diese Angebote wurden aber bisher von den Wirtsleuten abgelehnt“, heißt es darin.

Das stimme so nicht, will eine Unterstützerin der Petition wissen: „Hier wurden de facto keine fairen Angebote gemacht. Hier war lediglich eine Vereinsmitarbeiterin auf privater Ebene couragiert und fair genug, um eigenmächtig den völlig unvorbereiteten Pächtern und Wirtsleuten das Allerletzte zu ersparen: aus den Medien von einer Kündigung und den wohl unkreativsten Ausreden dafür zu erfahren.“
Einen Verkauf des Zeppezauerhauses schließt der Verein nicht grundsätzlich aus
„Habt ihr gehört: Es steht jetzt doch ein Verkauf zur Diskussion“, schreibt ein Unterstützer auf Facebook. Ganz auszuschließen scheint das der Alpenverein nicht. Der Vorsitzende Frühwirth sagte dem ORF, dass sich eine Arbeitsgruppe mit der Zukunft des Hauses beschäftige. Es gebe mehrere Szenarien. „Das Schlimmste wäre natürlich, wenn man die Hütte verkaufen müsste. Das ist sicher nicht in unserem Plan. Aber wir müssen jetzt mal schauen, in welche Richtung es Sinn macht.“ Der Verein wisse auch nicht, ob es Interessenten für das Haus gebe.
Bis Oktober will er eine Entscheidung treffen, wie es mit dem Zeppezauerhaus weitergeht.
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