Die Pressestimmen zu Lockdown und anstehender Corona-Impfpflicht in Österreich sind sich weitgehend einig: Die Maßnahmen sind auch ein Zeichen des Versagens der österreichischen Corona-Politik. Hier eine internationale Presseschau.
"Der Lockdown in Österreich ist eine Bankrotterklärung und Ausdruck völliger Ratlosigkeit" NZZ (Schweiz)
"Den Österreichern schwirrt der Kopf. Einmal mehr ein verhauter Advent, ruinierte Geschäfte, Hotels, Wirte. Eine gespaltene Gesellschaft. Und wir taumeln und taumeln!" Kronen Zeitung (Österreich)
"Lockdown und Impfpflicht hat Österreich nicht nur den Ungeimpften zu verdanken. Schuld tragen vor allem Politiker, die sich ihr Scheitern nicht eingestehen." Zeit
"Dieser harte Lockdown ist bitter nötig, aber er kommt zu spät. Zu viele haben sich in den verlorenen letzten Wochen mit Corona infiziert, zu viele werden krank werden, einige werden auf den überfüllten Intensivstationen der Republik sterben. Warum brauchte es erst den wütenden Hilfeschrei der Salzburger Ärztinnen und Pfleger, das Triage-Team in den Salzburger Landeskliniken, das über Leben und Tod entscheiden muss, wenn es - und es wird so kommen - erstmal noch schlimmer wird in den nächsten Wochen?" Tagesschau
Pressestimmen zum Lockdown in Österreich: "Bitter und ungerecht"
"Es ist nie gut, wenn die Politik ein Versprechen bricht. Die Bevölkerung sollte ja darauf vertrauen können, dass die Politik auch umsetzt, was sie ankündigt. Viel schlimmer als dieser Vertrauensbruch ist aber ein anderer: jener, wenn eine Regierung versucht, ein Versprechen zu halten, obwohl es nicht sinnvoll ist. Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) hat versichert, dass es keinen generellen Lockdown mehr geben werde. Die Einsicht, dass das nicht einzulösen ist, kommt nun viel zu spät. Die katastrophalen Folgen: ein drohender Zusammenbruch der Intensivmedizin in Teilen des Landes, Tote, und eben doch ein Lockdown für alle." Der Standard (Österreich)
"Für die Mehrheit der Vernünftigen, also die Geimpften, ist das bitter und ungerecht: Österreich geht erneut in den Lockdown, im ganzen Land, denn die Corona-Infektionen schießen derart in die Höhe, dass eine Kontrolle anders nicht mehr möglich erscheint. (...) Die Entscheidung in unserem Nachbarland ist vollkommen richtig. Wieder und wieder zeigt die Entwicklung, dass Corona nicht mit sich verhandeln lässt. Gibt man dem Virus Raum, verbreitet es sich. Und zwar so lange, bis ein Land mit seinem Gesundheitssystem darunter zusammenbricht." RND
"Die Notbremse der Regierung und der Landeschefs mag notwendig und richtig sein. Eine politische Neuaufstellung des Landes ist es auf jeden Fall." Die Presse (Österreich)
"Mit dem Lockdown gegen Ungeimpfte ist Österreich ein abschreckendes Beispiel geworden. Mal abgesehen von der brutalen Freiheitseinschränkung: Niemand weiß, ob es weniger Infektionen gibt, wenn Menschen zu Hause eingesperrt sind. Zumal längst bekannt ist, wer außer Alten und Vorerkrankten wirklich gefährdet ist: ärmere Menschen, die mit großen Familien in engen Wohnungen leben." Bild
Presseschau: Die ÖVP hat in Österreich lange gezaudert
"Politik, Bürger- Selbstverantwortung, Impfung, Gesundheitssystem: Nichts hat in der Pandemie so richtig gut funktioniert" Kurier (Österreich)
"Der Blick nach Österreich zeigt, was auch Deutschland bevorsteht: Ohne starke Einschränkungen und Lockdowns auch für Geimpfte, zumindest regional, wird es auch hierzulande nicht gehen. Dafür ist der Druck der vierten Corona-Welle zu stark." Allgemeine Zeitung (Mainz)
"Die ÖVP hat in Österreich lange gezaudert. Aber die Corona-Infektionszahlen schießen so drastisch in die Höhe, dass der neue Lockdown unausweichlich ist. Kommt uns bekannt vor, oder?" Südwestpresse
"Der Lockdown wird auch in Deutschland erneut kommen. Denn in Österreich lässt sich derzeit beobachten, dass die Versprechen der Politik eine kurze Halbwertzeit haben." Handelsblatt