Josef Fritzl bleibt in Haft. Ein Senat aus drei Richtern am Landgericht Krems in Österreich entschied am Donnerstag, dass der heute 88-Jährige aus präventiven Gründen nicht vorzeitig entlassen wird. Allerdings soll der Häftling vom Maßnahmenvollzug in den Normalvollzug unter Auflagen verlegt werden.
Dieser Beschluss ist laut Gerichtssprecher noch nicht rechtskräftig. Fritzls Anwältin Astrid Wagner sprach in einer ersten Reaktion von einem "großen Teilerfolg", ihr Mandant sei "sehr gerührt".
Fritzl wurde im März 2009 zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Anklage im Prozess lautete auf Mord durch Unterlassen, Vergewaltigung, Freiheitsberaubung, schwere Nötigung, Sklaverei und Blutschande - er wurde in allen Punkten schuldig gesprochen. Seitdem sitzt der gelernte Elektrotechniker in der Haftanstalt Stein bei Krems im Maßnahmenvollzug und musste sich dort therapieren lassen. Die neuen Auflagen sehen laut Gerichtssprecher vor, dass Fritzl auch im Normalvollzug alle drei Monate eine therapeutische Behandlung nachweisen muss.
Josef Fritzl sperrte seine Tochter in schalldichten Keller ein
In der österreichischen Kleinstadt Amstetten hatte Fritzl 1984 seine damals 18-jährige Tochter in den schalldicht ausgekleideten Keller seines Hauses gesperrt. In den folgenden 24 Jahren vergewaltigte er sie tausendfach und zeugte sieben Kinder mit ihr. Die Ehefrau, die im ersten Stock des Hauses mit dem Rest der Familie lebte, hatte laut Behörden nichts von alldem mitbekommen. Der Fall flog 2008 auf und machte weltweit Schlagzeilen.
Anlass für die Anhörung von Fritzl war ein neues Gutachten der Gerichtspsychiaterin Adelheid Kastner, das ihm Ungefährlichkeit bescheinigte. Laut seiner Anwältin leidet der Häftling an Demenz. Fritzl hat inzwischen 15 Jahre in Haft verbracht, eine zwingende Voraussetzung für eine etwaige vorzeitige Entlassung. In Gerichtskreisen hatte es zuvor geheißen, dass in Österreich im Durchschnitt ein zu lebenslanger Haft Verurteilter rund 22 Jahre hinter Gittern sitzt.
Zum Ablauf der etwa 30-minütigen Anhörung sagte Wagner, dass ihr Mandant erzählt habe, "wie er bereut, was er getan hat. Also er war eigentlich den Tränen nahe." Die Anwältin will weiter um die vorzeitige Entlassung ihres Mandanten kämpfen, wie sie ankündigte.

Das Verbrechen war am 26. April 2008 aufgeflogen, als eine 19-jährige Tochter aus dem Keller lebensgefährlich erkrankte und von Fritzl in eine Klinik gebracht wurde. Ein Arzt wurde misstrauisch und gab der Polizei den entscheidenden Tipp.
Gutachterin: Josef Fritzl "wollte Macht über eine Frau"
Der handwerklich begabte Mann hatte den Keller seines Hauses in Amstetten zu einem 60 Quadratmeter großen Gefängnis umgebaut. Insgesamt acht zum Teil 500 Kilogramm schwere Türen mit Fernbedienung sicherten den Bereich. "Er wollte Macht über eine Frau und ihre allzeitige Verfügbarkeit", sagte Kastner, die für den Prozess ein Gutachten anfertigte, 2023 in einem Interview.
- Der früher als Josef Fritzl bekannte Täter, der inzwischen seinen Namen geändert hat, war unter anderem wegen Mordes, Vergewaltigung und Sklavenhaltung verurteilt worden.
- Fritzl hielt seine Tochter 24 Jahre lang in einem selbst gebauten Keller unter seinem Haus in Amstetten in Niederösterreich gefangen.
- Er zeugte mit ihr sieben Kinder. Ein Sohn starb kurz nach der Geburt an einer Erkrankung.
- Seiner Frau und den Nachbarn erklärte Fritzl, dass sich die Tochter einer Sekte angeschlossen habe.
- Fritzls Doppelleben flog 2008 auf. (mit dpa)