Er wünsche sich mehr Wertschätzung und Respekt, sagte Nehammer zum Auftakt der Befragungen am Mittwoch in Wien. Gerade angesichts des Krieges in der Ukraine sei ein "Maß der Vernunft in der politischen Auseinandersetzung" ein wichtiges Merkmal der Demokratien. Zugleich betonte er seinen Willen zu mehr Transparenz insbesondere bei der Parteienfinanzierung und der Vergabe von Inseraten durch die Ministerien und die Regierung.
Das parlamentarische Gremium will möglichen Machtmissbrauch und etwaigen Postenschacher während der Regierungszeit von Ex-Kanzler Sebastian Kurz unter die Lupe nehmen. Nehammer, seit rund drei Monaten Regierungschef und designierter ÖVP-Vorsitzender, war zuvor Innenminister und ÖVP-Generalsekretär.
"Ein kleiner Machtzirkel um Sebastian Kurz hat das ganze Land getäuscht", sagte die Grünen-Abgeordnete Nina Tomaselli. Die jungen Männer um Kurz hätten Umfragen manipuliert, Postenschacher im großen Stil betrieben, und Superreichen bei Behörden Vorteile verschafft. "Das Vertrauen in die Politik hat dadurch gelitten."
Zwar werde die Aufmerksamkeit für den Ausschuss angesichts des Ukraine-Kriegs geringer sein, aber trotzdem würden alle Vorwürfe akribisch untersucht werden, sagte die Abgeordnete der liberalen Neos, Stephanie Krisper. "Weil wir ein massives Problem mit Korruption in diesem Land haben." Schon die Regierungen vor Kurz - also von SPÖ und ÖVP - hätten Posten-Korruption zur traurigen Folklore in Österreich gemacht.