Anne Spiegel ist Familienministerin in der Ampel-Regierung. Aktuell steht sie allerdings vor allem wegen ihres Handelns - einer SMS während der Ahrtal-Flutkatastrophe und einem langen Urlaub direkt danach - unter Druck. Damals war sie verantwortliche Umweltministerin von Rheinland-Pfalz.
Wer ist Anne Spiegel? Lebenslauf, Ehemann, Kinder
Anne Spiegel ist am 15. Dezember 1980 in Leimen geboren und damit auf den Tag genauso alt wie Außenministerin Annalena Baerbock,. Sie kommt aber vom anderen Flügel der Partei. Spiegel wuchs in Speyer und Ludwigshafen am Rhein auf, machte dort ihr Abitur und studierte dann Politik, Philosophie und Psychologie. Im Frühjahr 2007 legte sie ihren Abschluss als Magistra Artium an der Uni Mainz ab. Danach arbeitete sie als Sprachtrainerin.
Anne Spiegel wurde mit 37 Jahren zum vierten Mal Mutter. Ihr Ehemann und Vater der vier Kinder ist Schotte. Ihr lebhaftes Naturell führt Anne Spiegel gern auf die sizilianische Großmutter zurück.
Welche Karriere in der Politik hat Anne Spiegel gemacht?
Plötzliche Entscheidungen passen zum Tempo der ehrgeizigen und belastbaren Feministin und Politikerin, die mit 30 Jahren ins Parlament gewählt, und mit 35 Jahren Ministerin wurde. 1999 machte sie im Landesvorstand der Grünen Jugend mit, 2006 scheiterte sie mit einer ersten Kandidatur für den Landtag noch an der Fünf-Prozent-Hürde. Fünf Jahre später gelang das dann doch.
So plötzlich Spiegel 2016 vom Abgeordnetenplatz im Landtag auf die Regierungsbank umzog, so plötzlich stand sie nach dem Rücktritt von Ulrike Höfken als Umweltministerin Ende 2020 vor der Aufgabe, das Ministerium zusätzlich bis zur Landtagswahl im März 2021 zu übernehmen. Ein Jahr später folgte dann der Sprung in die Bundespolitik.
Nach dem Wechsel auf die Regierungsbank in Mainz 2016 war Spiegel schnell zur Lieblingsgegnerin von CDU und AfD geworden. Wegen rechtsextremer Drohungen nach der Ermordung einer 15-Jährigen durch einen afghanischen Flüchtling in Kandel stand die Integrationsministerin seit Anfang 2018 unter Personenschutz. Der Rückgang der Flüchtlingszahlen ermöglichte es Spiegel, sich verstärkt auch anderen Themen im Ministerium zuzuwenden.
Anne Spiegel: Was hat es mit ihrer SMS und dem Chat während der Ahrtal-Katastrophe auf sich?
Im Frühjahr 2022 waren Chat-Protokolle von Anne Spiegel während der Flutkatastrophe im Ahrtal aus dem Juli 2021 bekanntgeworden. Nach den von mehreren Medien veröffentlichten SMS ging es zwischen der Politikerin sowie ihren Pressesprechern am Morgen nach der Katastrophe vor allem darum, ein "Wording" zu finden, dass sie rechtzeitig gewarnt hätten. "Das Blame Game könnte sofort losgehen, wir brauchen ein Wording, dass wir rechtzeitig gewarnt haben, wir alle Daten immer transparent gemacht haben, ich im Kabinett gewarnt habe, was ohne unsere Präventionsmaßnahmen und Vorsorgemaßnahmen alles noch schlimmer geworden wäre etc.", zitiert die "FAZ" die Ministerin.
Dass Anne Spiegel damals offenbar mehr um ihren Ruf als um die Opfer der Flutkatastrophe besorgt war, löste scharfe Kritik aus.
Im April wurde dann bekannt, dass Anne Spiegel nur wenige Tage nach der Flutkatastrophe einen vierwöchigen Familienurlaub in Frankreich antrat. Die damalige rheinland-pfälzische Umweltministerin begründete die Reise mit familiären Gründen und hoher beruflicher Belastung. "Das war ein Fehler, dass wir so lange in Urlaub gefahren sind und ich bitte für diesen Fehler um Entschuldigung", sagte die 41-Jährige in Berlin. Zuvor hatte unter anderem CDU-Chef Friedrich Merz ihre Entlassung gefordert.
Update: Am 11. April
. "Ich habe mich heute aufgrund des politischen Drucks entschieden, das Amt der Bundesfamilienministerin zur Verfügung zu stellen“, erklärte sie in einer Pressemitteilung, die um 14.35 Uhr an die Redaktionen verschickt wurde. Sie tue dies, „um Schaden vom Amt abzuwenden, das vor großen politischen Herausforderungen steht“.Diesen Sätzen folgte der übliche Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Von persönlichen Fehlern war in der Erklärung nicht die Rede.