Die Zahl der Angriffe und Anfeindungen gegen Jüdinnen und Juden in Hessen hat stark zugenommen. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) Hessen dokumentierte 2024 nach eigenen Angaben 926 Vorfälle. Das war ein Plus von 75 Prozent im Vergleich zu 2023.
«Der sprunghafte Anstieg antisemitischer Vorfälle seit dem Massaker in Israel durch die (islamistische Terrororganisation) Hamas am 7. Oktober 2023 setzte sich im Jahr 2024 weiterhin fort», hieß es. «Das Bundesland Hessen verzeichnete 2024 die viertmeisten Vorfälle im Bundesgebiet», so Rias.
Mit Kopfverletzungen ins Krankenhaus
«Die Zahl der Angriffe verdoppelte sich von 16 Vorfällen 2023 auf 33 Vorfälle 2024; Bedrohungen nahmen um rund 45 Prozent zu, von 33 Vorfällen 2023 auf 48 Vorfälle 2024», ergänzte die Recherchestelle. Zu der Kategorie Angriffe gehöre auch ein Fall extremer Gewalt - eine jüdische Person sei mit Kopfverletzungen für mehrere Tage ins Krankenhaus gekommen.
Mehr als 750 Meldungen im vergangenen Jahr wertete Rias nach eigenen Angaben als «verletzendes Verhalten». 377 Vorfälle hätten sich auf den Terrortag 7. Oktober 2023 bezogen. Deutlich zugenommen habe die Zahl von Hasskommentaren im Internet sowie von Vorfällen auf der Straße, in Parks und rund um Synagogen.
«Schweigen und Empathielosigkeit»
«Die jüdische Community erfuhr auch 2024 nicht breite Solidarität, sondern vor allem Schweigen und Empathielosigkeit», teilte Rias weiter mit. «Zugleich entwickelte sie – wieder einmal – Resilienz und rückte näher zusammen.»
Hessens Antisemitismusbeauftragter Uwe Becker sprach von mehr Anfeindungen von Juden auch etwa an Hochschulen und Schulen sowie in öffentlichen Verkehrsmitteln. «Bei Versammlungen, auf Plakaten, Stickern und Graffitis werden antijüdische Botschaften verbreitet, die eine bedrohliche Atmosphäre schaffen», sagte er. «Für Jüdinnen und Juden besteht derzeit faktisch keine Religionsfreiheit in Europa, wenn man darin das freie, öffentliche Bekenntnis zur eigenen Religion sieht», ergänzte Becker.
Hamas-Massaker als Auslöser des Gaza-Krieges
Im Gaza-Krieg sind laut den von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden bisher mehr als 50 000 Palästinenser ums Leben gekommen. Ausgelöst worden war der Krieg durch den Terrorangriff der Hamas und anderer extremistischer Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023. Dabei wurden nach israelischen Angaben etwa 1.200 Menschen getötet sowie etwa 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt, von denen heute nicht mehr alle leben.
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