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Brände in Griechenland, Türkei, Italien, Russland und den Balkanländern

Brände in Urlaubsregionen aktuell

Vorerst leichte Hoffnung auf Entspannung bei Bränden in Griechenland

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    Nach über einer Woche Kampf gegen unzählige Großbrände im ganzen Land hat sich die Situation in Griechenland am Montag leicht entspannt. Doch auf Euböa (Foto) toben die Flammen weiter.
    Nach über einer Woche Kampf gegen unzählige Großbrände im ganzen Land hat sich die Situation in Griechenland am Montag leicht entspannt. Doch auf Euböa (Foto) toben die Flammen weiter. Foto: Petros Karadjias, dpa

    Update, Montag, 9. August, 21.55 Uhr: Vorerst leichte Hoffnung auf Entspannung bei Bränden in Griechenland

    Nach über einer Woche Kampf gegen unzählige Großbrände im ganzen Land hat sich die Situation in Griechenland am Montag leicht entspannt. Unter anderem sorgte das Wetter für eine Atempause - zwar kündigte sich die nächste Hitzewelle an, doch die Winde wehten am Montag nur schwach, sodass nicht ständig neue Brände ausbrachen oder die Feuer von Böen angetrieben wurden.

    Im Norden Athens, um den Feuerwehr und Rettungskräfte tagelang kämpften, schwelte es noch. Die Einsatzkräfte waren dort vor allem damit beschäftigt, immer wieder aufflammende kleine Brandherde zu löschen, damit diese sich nicht erneut ausbreiten.

    Auf Euböa toben die Flammen derweil weiter. Im Norden der Insel sei mittlerweile allerdings so viel Wald verbrannt, dass die Feuer langsam nachließen, weil kein brennendes Material mehr vorhanden sei, berichteten griechische Medien am Montagmittag. Andere Feuer hätten die Küste erreicht und deshalb automatisch ein Ende gefunden, sagte der Bürgermeister eines Dorfes.

    Ein Feuerwehrmann versucht, die Flammen zu löschen, während ein Anwohner bei einem Waldbrand im Dorf Ellinika auf der Insel Euböa einen Wasserschlauch hält. Die Waldbrände wüten in ganz Griechenland weiter. Vor allem auf der Insel Euböa, wo am Wochenende Tausende Menschen evakuiert wurden.
    Ein Feuerwehrmann versucht, die Flammen zu löschen, während ein Anwohner bei einem Waldbrand im Dorf Ellinika auf der Insel Euböa einen Wasserschlauch hält. Die Waldbrände wüten in ganz Griechenland weiter. Vor allem auf der Insel Euböa, wo am Wochenende Tausende Menschen evakuiert wurden. Foto: Petros Karadjias, dpa

    In manchen hügeligen und bewaldeten Regionen brennt es jedoch immer noch stark und Dörfer werden bedroht. Zudem sind Löschhubschrauber südlich des Ortes Limni an der Westküste der Insel gegen eine große Flammenfront im Einsatz. Auf der Halbinsel Peloponnes konnten die besonders großen Feuer am Montag ebenfalls in Schach gehalten werden. Entwarnung gibt es aber nicht; sobald Wind aufkommt, sind die umliegenden Regionen wieder extrem gefährdet. Das Wetter erschwert die Situation in den kommenden Tagen zusätzlich: Von Montag an beginnt in Südeuropa eine neue Hitzewelle, bei der die Temperaturen vielerorts auf über 40 Grad steigen.

    In den von Waldbränden betroffenen Küstenregionen der Türkei entspannte sich lokalen Behörden zufolge die Lage. Der Sprecher der stark betroffenen Gemeinde Milas, Umut Öztürk, sagte der Deutschen Presse-Agentur am Montag, in der Region seien die Brände weitestgehend unter Kontrolle. "Die Einsatzkräfte sind dabei, das Gelände abzukühlen."

    Gebannt ist die Brandgefahr angesichts der anhaltenden Hitzewelle und Trockenheit aber noch nicht. "Bis zum Oktober besteht das Risiko weiterer Brände", warnte Doganay Tolunay, Forstingenieur an der Istanbul-Universität. Bei den aktuellen Bränden seien schätzungsweise 1500 Quadratkilometer Land zerstört worden - eine Fläche fast drei mal so groß wie der Bodensee. Zur Brandursache wird weiter ermittelt.

    In Teilen Italiens scheint sich derweil der Verdacht auf absichtliche Brandlegung erhärtet zu haben: Die Behörden ermitteln nach der Evakuierung Hunderter Menschen in Campomarino Lido an der Adriaküste wegen Brandstiftung. Es seien zu viele Brandausbrüche gewesen, sodass man an etwas Menschengemachtes denken könne, sagte der Präsident der kleinen Region Molise, Donato Toma, der Nachrichtenagentur Ansa. Auf Sizilien erwischte die Polizei der Nachrichtenagentur Adnkronos zufolge einen Brandstifter auf frischer Tat.

    Update, Sonntag, 8. August, 20.55 Uhr: Hunderte Menschen wegen Bränden an Adria-Küste evakuiert

    Hunderte Bewohner und Touristen sind wegen Feuern um die italienische Adria-Gemeinde Campomarino aus ihren Unterkünften gebracht worden. Die Behörden evakuierten am Sonntag Hotels, Campingplätze und Wohnhäuser im Ortsteil Campomarino Lido am Meer, wie die Feuerwehr am Abend mitteilte. Mehr als 400 Menschen wurden demnach aus den Häusern geholt. Auf einem Video der Feuerwehr war zu sehen, wie dichter Qualm durch die Straßen zog und sich Flammen durch Büsche bis zu einem Café durchfraßen. Fotos zeigten Brände in der Nähe von Häusern.

    Der Feuerwehr zufolge waren ein Löschflugzeug und ein Helikopter im Einsatz, um die Flammen aus der Luft zu bekämpfen. Am Boden versuchten Feuerwehrleute, die Brände zu löschen. Campomarino liegt an der Adriaküste in der kleinen italienischen Region Molise, etwas mehr als 100 Kilometer südlich von Pescara. Von Verletzten berichtete die Feuerwehr zunächst nicht.

    Update, Sonntag, 8. August, 18 Uhr: Dramatische Szenen beim Brand auf Euböa

    Im Norden der Insel Euböa haben sich bei der Bekämpfung der Waldbrände am Sonntagabend dramatische Szenen abgespielt. Im Küstenort Pefki konnten Feuerwehr, Militär und Bürger den Flammen nichts mehr entgegensetzen, wie Fernsehbilder zeigten. "Wir haben kein Wasser!", riefen die Menschen und schleppten noch die letzten Tropfen aus Brunnen in Schubkarren und Eimern herbei, während die Löschzüge tanken fahren mussten.

    Ältere Menschen wurden von Helfern zur Küste getragen, um von dort mit Booten gerettet zu werden. Auch Katzen und Hunde wurden am Ufer zusammengetrieben. Viele Häuser fingen Feuer, mancherorts versuchten die Menschen, Bäume neben den Gebäuden zu fällen, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern.

    Update, Sonntag, 8. August, 11.25 Uhr: Brände gefährden Naturschutzgebiete und Landwirtschaft in Italien

    In Süditalien bedrohen Waldbrände zunehmend die Landwirtschaft und Naturschutzgebiete. "Ein weiteres Mal befinden sich die geschützten Naturareale im Klammergriff verheerender Brände", erklärte der Präsident des Verbands für Parks und Naturreservate Federparchi, Giampiero Sammuri. Betroffen seien der Aspromonte Nationalpark im süditalienischen Kalabrien und der Parco delle Madonie östlich der sizilianischen Hauptstadt Palermo. Federparchi forderte in seiner Mitteilung vom Samstag einen Plan, der das Überwachungs- und Brandschutzsystem verbessere.

    Nahe der kleinen Stadt San Lorenzo am Rande des Aspromonte Nationalparks waren ein Mann und eine Frau im Zusammenhang mit den Waldbränden gestorben, als es auf ihrem Bauernhof brannte, wie die Feuerwehr am Freitag mitgeteilt hatte.

    Der Agrarverband Coldiretti warnte in einer Mitteilung am Sonntag vor den Schäden für die Landwirtschaft durch die anhaltende Dürre, vor allem im Süden des Mittelmeerlandes. Die Ertrag beim Weizen könnte um zehn Prozent zurückgehen, während Experten bei Obstsorten wie Kirschen, Pfirsichen und Nektarinen mit einem Rückgang um teilweise bis zu 50 Prozent - verglichen mit einem normalen Jahr - rechnen. Der Verband Coldiretti vermutet hinter den Wetterereignissen die Auswirkungen des Klimawandels. Zehntausende Hektar Wald, Weiden, Tiere und Olivenhaine seien bereits verbrannt. Der ausbleibende Regen und die Dürre begünstigten zudem die Ausbreitung der Flammen und Brandstiftungen.

    Update, Sonntag, 8. August, 11.20 Uhr: Mindestens sechs Feuer in Türkei weiterhin nicht unter Kontrolle

    Die Türkei kämpft den zwölften Tag in Folge gegen die schwersten Waldbrände seit mehr als zehn Jahren. Mindestens sechs Brände waren am Sonntag nach offiziellen Angaben noch nicht unter Kontrolle.

    Die Einsatzkräfte konzentrierten sich vor allem auf die westtürkische Provinz Mugla. Dort erschwerten Winde die Löscharbeiten. Ein schon unter Kontrolle geglaubtes Feuer in der Provinz Aydin wurde durch den Wind wieder entfacht, wie der Sender NTV berichtete.

    Im südtürkischen Antalya hat sich die Lage unterdessen entspannt. Einsatzkräfte wurden nach Angaben lokaler Behörden dort abgezogen und zur Verstärkung in die Westtürkei geschickt. Landesweit sollen Experten zufolge bisher weit über 100 000 Hektar (1000 qkm) Land zerstört worden sein - eine Fläche etwa doppelt so groß wie der Bodensee.

    Ein Feuerwehrmann schläft auf der Erde zwischen Einsatzwagen in Wäldern der Gemeinde im westtürkischen Mugla. Vor zehn Tagen sind in zahlreichen Provinzen der Türkei Feuer ausgebrochen. Weite Flächen Wald, Felder und Dörfer sind seitdem in Flammen aufgegangen.
    Ein Feuerwehrmann schläft auf der Erde zwischen Einsatzwagen in Wäldern der Gemeinde im westtürkischen Mugla. Vor zehn Tagen sind in zahlreichen Provinzen der Türkei Feuer ausgebrochen. Weite Flächen Wald, Felder und Dörfer sind seitdem in Flammen aufgegangen. Foto: Anne Pollmann, dpa

    Update, Sonntag, 8. August, 9.25 Uhr: Kampf gegen Waldbrände: Feuerwehrkräfte aus NRW nach Athen gestartet

    Knapp 60 Einsatzkräfte aus Nordrhein-Westfalen sind am Sonntag aus Bonn in die Waldbrandgebiete nahe Athen gestartet. Ein Konvoi aus 19 Fahrzeugen setzte sich in Gang, um den Kampf gegen die verheerenden Flammen in Griechenland zu unterstützen. Ein Sprecher der Feuerwehr sagte, die spezialisierte Einheit mit Kräften aus Bonn, Königswinter und Leverkusen werde auf dem Land- und Wasserweg voraussichtlich am Donnerstag am Zielort eintreffen. Unter den 56 Kräften seien 48 Feuerwehrleute, 4 Fachberater für Vegetationsbrandbekämpfung und 4 Helfer von Bonner Hilfsorganisationen.

    Laut Feuerwehr war über die Europäische Union ein entsprechendes Hilfeersuchen auch an Deutschland gerichtet worden. Man habe diesen "aufwendigen und nicht alltäglichen Einsatz" zügig geplant, um in Richtung Griechenland ausrücken zu können. Es handele sich um den ersten Einsatz der Einheit, die 2019 von den drei Feuerwehren für die Bekämpfung von Vegetationsbränden innerhalb der EU gebildet worden sei. Einsatzort sei der Großraum Athen.

    NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur vor Start des Konvois: "Vor wenigen Tagen erst haben wir selbst europäische Unterstützung nach der Flutkatastrophe erfahren." Nun machten sich fast 60 Feuerwehrleute und Hilfskräfte aus NRW auf den Weg, um in Griechenland gegen die Flammen zu kämpfen. "Das ist gelebte Solidarität." Es zeige sich, "dass die Vorbereitungen im Rahmen des europäischen Katastrophenschutzes, die wir auch in NRW getroffen haben, sinnvoll waren", so Reul am Samstag.

    Update, Sonntag, 8. August, 9.15 Uhr: Kein Ende der Brandkatastrophe in Griechenland in Sicht

    In fast allen Brandgebieten Griechenlands toben die Flammen mit unverminderter Intensität. Im Norden der zweitgrößten griechischen Insel Euböa ist die Lage nach Worten des Bürgermeisters der kleinen Hafenstadt Istiaia, Giannis Kotzias, katastrophal: "Wir sind allein. Unser Ende ist nahe", sagte er dem griechischen Nachrichtensender Skai.

    Außer Kontrolle war am Sonntagmorgen auch die Situation auf der Halbinsel Peloponnes. Der gefährlichste Brand tobte dort südlich der Kleinstadt Megalopolis. Ein weiterer Brand fraß sich aus dem Westen der Insel bei Olympia immer weiter ins dicht bewaldete gebirgige Arkadien im Inneren der Halbinsel.

    Die Bürgermeister der Region fordern mehr Hilfe aus der Luft. Sie bemängelten, dass die Entscheidungsträger in Athen in den vergangenen zwei Tagen mehr Löschflugzeuge im Raum der griechischen Hauptstadt einsetzten - mit dem Ergebnis, dass die Brände in den Provinzen außer Kontrolle gerieten.

    Im Norden der griechischen Hauptstadt entspannte sich die Lage am Sonntag weiter. Die Feuerwehr und freiwillige Helfer sowie das Militär könnten jetzt kleinere Brandherde löschen, sagte ein Offizier der Feuerwehr im Staatsrundfunk.

    An den Löscharbeiten nehmen in den nächsten Tagen Feuerwehrleute aus Rumänien, Frankreich, Zypern, Kroatien, Israel, Großbritannien, Polen, Tschechien, der Slowakei, Ägypten, Katar und Kuwait teil. Auch Feuerwehrleute aus Deutschland werden Mitte nächster Woche in Athen erwartet.

    Eine Feuerwehrfrau versucht ein Feuer in Afidnes, etwa 30 Kilometer von der griechischen Hauptstadt Athen entfernt, zu löschen. Die Brände in Griechenland sind weiterhin außer Kontrolle.
    Eine Feuerwehrfrau versucht ein Feuer in Afidnes, etwa 30 Kilometer von der griechischen Hauptstadt Athen entfernt, zu löschen. Die Brände in Griechenland sind weiterhin außer Kontrolle. Foto: Marios Lolos, dpa

    Update, Samstag, 7. August, 17 Uhr: Kampf gegen Waldbrände bringt Menschen in Griechenland an ihre Grenzen

    Der Kampf gegen die Waldbrände bringt die Menschen in Griechenland an ihre Grenzen. Vor allem auf der Halbinsel Peloponnes und auf der Insel Euböa rangen zahlreiche Bürger mit den Flammen, weil die Arbeit der offiziellen Rettungskräfte sich derzeit noch vornehmlich auf die Brände im dichter besiedelten Norden Athens konzentriert. Fernsehbilder zeigten von allen Brandfronten dramatische Szenen.

    Am Samstagnachmittag versuchten mehrere Dutzend Männer, den bereits evakuierten Ort Nemouta auf der Halbinsel Peloponnes zu schützen. Der staatliche Sender ERT zeigte, wie sie - nur mit einem Gartenschlauch ausgerüstet - vor meterhohen Flammenwänden standen. Traktoren fuhren durch dichten Rauch, um Wasser zu liefern. Feuer, die binnen Sekunden mit dem Wind die Richtung wechselten, rasten auf den Ort zu.

    Auf Euböa wurden bisher 39 Ortschaften evakuiert, für weitere Dörfer gab es am Samstagnachmittag entsprechende Anweisungen per Notfall-SMS.

    Update, Samstag, 7. August, 11.25 Uhr: Waldbrandkatastrophe in Russland weitet sich aus

    Die Waldbrandsituation in Russland nimmt immer dramatischere Ausmaße an. Im flächenmäßig größten Land der Erde meldeten die Behörden am Samstag mehr als 250 Brände mit einer Gesamtfläche von mehr als drei Millionen Hektar.

    Löscharbeiten liefen bei 180 Feuern mit einer Fläche von rund 1,3 Millionen Hektar, teilte die für den Forstschutz zuständige Behörde Avialesoochrana mit. Die anderen Brände in schlecht zugänglichen Regionen würden nicht gelöscht, weil keine Gefahr für Menschen bestehe, hieß es.

    Vor allem betroffen war die sibirische Region Jakutien (Republik Sacha) im Nordosten Russlands. Dort galt wie in insgesamt acht Regionen der Ausnahmezustand. In Jakutien breite sich das Feuer in Richtung der Siedlung Sangar mit ihren Öllagern aus, teilte der Zivilschutz laut Agentur Interfax mit.

    Die Staatsagentur Tass meldete aus der sibirischen Region Krasnojarsk, dass dort fast 400 Ortschaften im Rauch versinken würden. Nach Angaben der Behörde Avialesoochrana waren landesweit mehr als 6700 Menschen im Einsatz, um die Feuer unter Kontrolle zu bringen.

    Russland droht die größte Waldbrandkatastrophe dieses Jahrhunderts. Die Umweltorganisation Greenpeace listete für das Land seit Jahresbeginn eine abgebrannte Fläche von 14,3 Millionen Hektar auf. Den Negativrekord des Jahrhunderts gab es demnach 2012 mit einer von Feuern zerstörten Fläche von 16 Millionen Hektar.

    Update Samstag, 7. August, 11.20 Uhr: Kaum Entwarnung bei Bränden in Südeuropa und der Türkei

    Weiterhin toben in Südeuropa und der Türkei zahlreiche Waldbrände. Im stark betroffenen Griechenland mussten auch am Samstag wieder Ortschaften evakuiert werden. Aber auch auf Sizilien - dort erklärte die Regionalregierung für sechs Monate den Not- und Krisenfall. Begründung: Es brennt seit Ende Juli, die nächste Hitzewelle steht bevor und die Situation bleibt angespannt. Im westtürkischen Mugla haben sich die Brände unterdessen durch den Wald in die Nachbarprovinz Aydin gefressen.

    Einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es am Samstagmorgen im Norden Athens: Dort ließ der Wind nach - es handele sich aber nur um ein "Zeitfenster", dass genutzt werden müsse, hieß es von der Feuerwehr. "Wenn wir es heute nicht schaffen, die Brände einzudämmen, dann werden wir ein Riesenproblem haben", sagte der für den Zivilschutz zuständige Vizegouverneur des Großraums Athens, Wassilis Kokkalis.

    In der griechischen Hauptstadt bleibt die Situation gespenstisch. Wegen der starken Rauchbildung stinkt die ganze Stadt und Asche geht am dritten Tag in Folge nieder. "Schließen Sie alle Fenster und gehen Sie nicht aus dem Haus", riefen die Behörden die Einwohner auf. Die ganze Nacht durch loderten für viele Menschen gut sichtbar im Norden der Millionenmetropole die Flammen.

    Menschen besteigen eine Fähre bei einer Evakuierung am Strand von Kochyli, während sich auf der Insel Euböa nördlich von Athen das Feuer nähert. Die Brände in Griechenland sind weiterhin außer Kontrolle. Auch die zweitgrößte, stark bewaldete griechische Insel Euböa erstickt unter einer einzigen Rauchwolke aus zahllosen Brandherden.
    Menschen besteigen eine Fähre bei einer Evakuierung am Strand von Kochyli, während sich auf der Insel Euböa nördlich von Athen das Feuer nähert. Die Brände in Griechenland sind weiterhin außer Kontrolle. Auch die zweitgrößte, stark bewaldete griechische Insel Euböa erstickt unter einer einzigen Rauchwolke aus zahllosen Brandherden. Foto: Thodoris Nikolaou, dpa

    Weil sich die Rettungskräfte auf Athen konzentrieren, brennt es andernorts umso stärker. Fanis Spanos, der für Euböa zuständige Gouverneur von Mittelgriechenland, setzte am Samstag über Facebook einen verzweifelten Hilferuf ab. "Das Feuer geht unvermindert weiter, es verbrennt Wälder und zerstört Häuser, es bedroht Menschenleben! Wir wollen endlich eine ernsthafte Anzahl von Löschflugzeugen, die wir seit dem ersten Tag fordern! Und mehr Löschzüge!"

    Auf der italienischen Insel Sardinien eskaliert die Lage ebenfalls immer wieder. Am Samstag meldete die Feuerwehr in der Provinz Oristano einen Brand in einer Unterkunft für Touristen. Die Einsatzkräfte verhinderten nach eigenen Angaben, dass die Flammen auf die umliegende Vegetation übergriffen. Verletzte gab es nicht.

    In der Türkei lodern nach offiziellen Angaben aktuell 13 unkontrollierte Feuer. Einzig für das südtürkische Antalya konnten die Behörden Entwarnung geben: Alle Brände seien unter Kontrolle. Laut Wetterbericht wird Regen erwartet. Doch in der Provinz haben die Brände große Zerstörung hinterlassen. Ganze Dörfer wurden in Asche gelegt. Nichtregierungsorganisatinen versorgen Betroffene unter anderem mit Notunterkünften.

    Update Freitag, 6. August 17.20 Uhr: Deutschland hat noch keine Hilfe geschickt

    Deutschland hat bisher keine Hilfe in die von Waldbränden gebeutelten Länder geschickt - aktuell wird aber geprüft, ob ein Bundesland Einsatzkräfte der Feuerwehr nach Griechenland entsenden kann. Seit Beginn der Waldbrände in Südeuropa haben nach Angaben des Bundesinnenministeriums Griechenland, Albanien, Italien, Nordmazedonien und die Türkei über das EU-Verfahren zur Hilfe im Katastrophenschutz Unterstützung angefragt. Die Bundesregierung sei zudem direkt um Hilfe gebeten worden.

    "Die genannten Staaten haben überwiegend um Unterstützung durch Löschflugzeuge gebeten, über die Deutschland nicht verfügt", teilte ein Sprecher des Ministeriums mit. Bisher können zur Brandbekämpfung aus der Luft in Deutschland Hubschrauber von Polizei und Bundeswehr eingesetzt werden, wobei die Hubschrauber der Polizei zum Teil nur eine relativ geringe Menge Wasser transportieren können.

    Update Freitag, 6. August, 17.05 Uhr: Zwei Tote bei Waldbränden in Italien

    Zwei Menschen sind bei den Waldbränden in Süditalien ums Leben gekommen. Die Leiche eines Mannes und einer Frau seien bei einem Bauernhof in San Lorenzo in der kalabrischen Provinz Reggio Calabria entdeckt worden, teilte die Feuerwehr am Freitag auf Twitter mit. Löschflugzeuge seien in der Gegend unterwegs. Das Feuer habe einen Stall und ein weiteres Gebäude erfasst. Die Nachrichtenagentur Ansa berichtete, die beiden hätten einen Olivenhain vor den Flammen bewahren wollen.

    Der Bürgermeister von Reggio Calabria, Giuseppe Falcomatà, sagte, dass unzählige Hektar Grün in Flammen aufgegangen seien. Einige Häuser seien evakuiert worden. "Berge und Hügel brennen weiter." Seit Tagen kämpft Süditalien gegen Waldbrände. Unter anderen Kalabrien, Sizilien und Apulien sind betroffen.

    Ein freiwilliger Helfer läuft bei den Löscharbeiten eines Waldbrandes im Dorf Pefki. Die Lage wird immer bedrohlicher: Auf der griechischen Insel Euböa stehen auch am siebten Tag gewaltige Waldflächen in Flammen, die Brände breiten sich unkontrolliert aus. +++ dpa-Bildfunk +++
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    Der Süden Europas ächzt seit Tagen unter einer Hitzewelle. Stellenweise werden Temperaturen von 44 Grad gemessen. Hitze und Trockenheit sorgen für Waldbrände: In der Türkei, in Teilen Griechenlands, Spaniens und auf Sizilien und Sardinien kämpfen Tausende Einsatzkräfte seit einigen Tagen gegen die Brände.

    Update Freitag, 6. August, 15 Uhr: Auch Balkanländer kämpfen weiter gegen Waldbrände

    Auch auf dem Balkan haben die Katastrophenschützer am Freitag weiter gegen Waldbrände gekämpft. Zugleich erwarteten die Meteorologen für die gesamte Region in Kürze eine regnerische Kaltfront, die die Brandgefahr vermindern dürfte.

    In Nordmazedonien hatte die Regierung am Donnerstag den Krisenzustand ausgerufen angesichts von acht aktiven Bränden. Der Wind ändere ständig seine Richtung und entfache dadurch von immer wieder neue Brandherde, berichtete das Portal "vesti.mk". Am Morgen waren die ersten Konvois einer Hilfsmission aus Österreich eingetroffen. Insgesamt schickt das Alpenland 136 Helfer, 16 Löschfahrzeuge, 24 Lastwagen und einen Krankenwagen nach Nordmazedonien. Hilfe kam zudem aus Serbien, Bulgarien und Slowenien.

    Im Nachbarland Albanien gab es am Freitag immer noch etwa zehn Waldbrände, erklärte Verteidigungsminister Niko Peleshi. Insgesamt habe man 163 Brände gelöscht. Während der letzten Woche hatten Brände im Süden sowie in der Küstenregion Vlora neben Vegetation auch einige Bauernhäuser zerstört.

    Kosovo wurde in dieser Zeit von fast 500 Waldbränden heimgesucht, auch hier brannten mehrere Bauernhöfe. Die Brände konnten mit Unterstützung der im Kosovo stationierten KFOR-Truppe der Nato gelöscht werden. Doch fürchten die Behörden weitere Ausbrüche.

    Update Freitag, 6. August, 14.40 Uhr: Wegen Bränden nun Stromausfälle im Großraum Athen

    AWegen der unkontrollierten Waldbrände im Norden von Athen fällt in der griechischen Hauptstadt zunehmend der Strom aus. Bereits am Donnerstag war in der betroffenen Region vorsorglich ein Verteilerknoten abgeschaltet worden. Der staatliche Netzbetreiber kündigte am Freitagmittag an, einzelne Athener Stadtteile vorübergehend und planmäßig vom Netz zu nehmen, um die Versorgung insgesamt aufrecht erhalten zu können.

    Der griechische Zivilschutz-Chef Nikos Chardalias informierte unterdessen über 56 aktive Brände im ganzen Land. Nördlich von Athen breitete sich das Feuer in Richtung der Gemeinde Marathon aus, die Evakuierung von weiteren 13 Siedlungen laufe.

    Chardalias konnte keine Entwarnung geben; stattdessen rechnet die Feuerwehr am Nachmittag mit noch stärkeren Winden. In der Region ist die Sicht derzeit wegen der Rauchentwicklung stark eingeschränkt; Videos in sozialen Netzwerken dokumentieren zahlreiche Explosionen von brennenden Lager- und Produktionshallen sowie von Gasflaschen in brennenden Häusern.

    Stand Freitag, 6. August, 13.30 Uhr: Brände in Griechenland und Türkei wüten unvermindert

    Die Waldbrände in Griechenland und der Türkei wüten weiter - vor allem die Lage nahe Athen spitzt sich zu. Seit den frühen Morgenstunden fachten starke Westwinde die zahlreichen Feuer in Griechenland am Freitag an. Nördlich der Hauptstadt wurden Menschen mehrerer Ortschaften aufgerufen, die Region zu verlassen. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis schwor die Bürger auf harte Tage ein.

    In der Türkei wird den zehnten Tag in Folge gegen die schwersten Waldbrände seit Jahren gekämpft. Besonders betroffen sind die süd-und westtürkischen Küstenregionen Antalya, Marmaris, Bodrum und Milas. In Milas verschlangen die Flammen in der Nacht mehrere Viertel, die zuvor evakuiert worden waren. Mindestens acht Menschen kamen in der Türkei schon ums Leben.

    90 neue Brände in Griechenland

    Binnen 24 Stunden gab es in Griechenland landesweit um die 90 neue Waldbrände, wie die Feuerwehr am Morgen twitterte. Selbst Dutzende Kilometer von den Bränden entfernt sehen die Menschen gewaltige gelbe Rauchwolken am Himmel, es riecht verbrannt, Asche regnet vom Himmel. Mindestens 18 Menschen kamen verletzt in Krankenhäuser. Die meisten litten an Atemwegsbeschwerden, sagte der griechische Gesundheitsminister Wassilis Kikilias am Freitag im Staatsfernsehen.

    Vor Gefahren wegen der Luftverschmutzung warnte die Chefin der Pneumologischen Klinik des Athener Krankenhauses Sotiria, Nina Gaga. "Gehen Sie nicht aus dem Haus", warnte sie. Normale Schutzmasken gegen Corona helfen nicht. Wer ausgehe, müsse sich mit einer Maske vom Typ P95 und höher schützen, sagte die Ärztin.

    Menschen in Booten in Sicherheit gebracht

    Auch auf der Insel Euböa und auf dem Peloponnes wüten die Feuer teils unkontrolliert. Auf Euböa mussten die Bewohner der Ortschaft Agia Anna im Nordosten der Insel mit Booten über das Meer in Sicherheit gebracht werden. Auch im Nordwesten brennt es, dort wurden ebenfalls zahlreiche Ortschaften evakuiert.

    Am Morgen sei es zunächst nur darum gegangen, die Ausbreitung der Brände zu verhindern, berichtete die griechische Nachrichtenagentur ANA. Von einer Kontrolle der Flammen könne angesichts der starken Winde vorerst keine Rede sein.

    "Wir haben mit Dutzenden Waldbränden zu kämpfen. Drei davon - in Athen, auf dem Peloponnes und auf Euböa - sind von gewaltigem Ausmaß", sagte Mitsotakis am Donnerstagabend bei einer Ansprache im Staatsfernsehen. Er warnte vor einem "noch nie da gewesenen Zustand, weil die vergangenen Tage der Hitze und Trockenheit das Land in ein Pulverfass verwandelt haben". Bis mindestens Montag ist es den Menschen deshalb untersagt, Wälder zu besuchen. Auch dürfen sind Arbeiten verboten, die Funken oder Flammen erzeugen könnten.

    Tausende Menschen flüchten

    Auch in der Türkei kämpfen die Einsatzkräfte weiter gegen die Flammen. Außenminister Mevlüt Cavusoglu, der seinen Wahlkreis in Antalya hat, machte am Donnerstagabend etwas Hoffnung: Der Wind werde am Freitag in Antalya nachlassen und man hoffe, die Brände dort unter Kontrolle zu bringen.

    Tausende Menschen mussten bereits ihre Häuser verlassen und wurden teils in Schulen und Sportstadien untergebracht. Die Behörden verbreiten immer wieder Listen mit Dingen, die benötigt werden: Besteck, Teller, Kissen und Decken - der Bedarf ist groß.

    Lesen Sie auch: Große Brände in Griechenland und der Türkei außer Kontrolle

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