Bei den Vorbereitungen auf die Faschingswoche haben Kommunen und Karnevalsvereine auch in Hessen die Sicherheit in diesem Jahr besonders im Blick. Zwar lägen den Behörden derzeit keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdungslage für Faschingsveranstaltungen und weitere Veranstaltungen vor, erklärte Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. «Gleichwohl ist weiterhin eine hohe abstrakte Gefahr zu konstatieren.»
Am Donnerstag war in München ein Autofahrer mit seinem Fahrzeug in einen Demonstrationszug gefahren. Laut Polizei wurden mindestens 36 Menschen verletzt. Ein 24-jähriger Afghane, der 2016 als unbegleiteter Minderjähriger nach Deutschland gekommen war und später Asyl beantragte, wurde festgenommen.
Zwar weise der mutmaßliche Anschlag nach den bisherigen Erkenntnissen keinerlei Bezüge nach Hessen auf. «Dennoch haben wir unmittelbar reagiert. Wir haben die Polizeipräsidien mit einem Erlass angewiesen, bevorstehende Veranstaltungen noch einmal hinsichtlich ihrer Gefährdungslage zu überprüfen und etwaige Anpassungen für ein Mehr an Sicherheit engmaschig mit Veranstaltern und Kommunen abzustimmen», so der Minister. Bei Bedarf würden zusätzliche Kräfte eingesetzt.
Sicherheitskonzept in Gießen angepasst
In Gießen war das Sicherheitskonzept für den «Fassenachtsumzug» am Faschingssonntag (2. März) bereits vor dem Hintergrund des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt überarbeitet worden. Als Folge wird der Umzug mit rund 75 teilnehmenden Gruppen in diesem Jahr weniger Querungen passieren, die zudem mit Barrieren wie besetzten Lkw und Autos gesichert werden.
Außerdem ist die Zugstrecke gut einen Kilometer kürzer als in früheren Jahren. «Ziel ist es, mit möglichst kleinen Eingriffen eine möglichst große Sicherheit der Zugteilnehmenden - besonders der Besucher/innen am Wegesrand - zu gewährleisten», hatte die Stadt erklärt. Mit den Maßnahmen fühle man sich gut vorbereitet, weitere Anpassungen seien derzeit nicht vorgesehen, sagte eine Sprecherin.
Marburg verzichtet auf Umzug
Die Stadt Marburg hatte ihren Karnevalsumzug vor wenigen Tagen aus finanziellen Gründen abgesagt - will aber mit neuem Konzept feiern: «Der Rosenmontag wird in Marburg erstmals mit einem stehenden Festzug gefeiert», teilten Stadt und Festausschuss mit.
«Der bisherige Rosenmontagszug ist mit seinen Absperrungen bei einem Zug von der Innenstadt bis zum Afföller aktuell einfach nicht finanzierbar», hatte Zugmarschall Toni Ahlendorf die Entscheidung begründet. Neben den gestiegenen Kosten hätten auch Anforderungen an das Sicherheitskonzept eine Rolle gespielt. Nun werde eine Straße dreieinhalb Stunden lang «zur närrischen Festmeile für Groß und Klein».
Keine Änderungen beim Streckenverlauf in Fulda
Anders als in Marburg gibt es in der osthessischen Karnevalshochburg Fulda keine Änderungen am Streckenverlauf des Rosenmontagszugs. Das gelte auch für die Strecke des Kinderumzugs, teilte die Stadt mit. Auch in diesem Jahr tauschte sich der Veranstalter mit der Ordnungsbehörde, der Polizei und weiteren Behörden seit Monaten zur aktuellen Sicherheitslage aus. Die letzten Abstimmungen sollen in den nächsten Tagen gemacht werden.
Auch andere Veranstalter halten an Umzügen fest
Auch die Planung für andere Faschingsumzüge steht nach dpa-Informationen. Dazu zählt etwa der «Klaa Pariser Fastnachtszug» im Frankfurter Stadtteil Heddernheim. «Wir wollen, dass der Zug stattfindet. Das ist das oberste Gebot», sagt Uwe Forstmann von der Zuggemeinschaft. Allerdings: Die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen seien in diesem Jahr deutlich aufwendiger. So werde erstmalig nicht nur der Zugweg, sondern der gesamte Stadtteil abgesperrt. Statt neun bis zehn Sperrungen bedeute das rund 20 Straßensperrungen.
«Eine Zahl, die besonders heraussticht: Wir müssen in ganz Heddernheim rund 600 Halteverbotsschilder aufstellen», erklärt Forstmann. Mehrere Firmen seien an dieser Aufgabe beteiligt. Durch die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen würden die Kosten von einem fünf- auf einen sechsstelligen Euro-Betrag steigen. Für die Finanzierung habe man sogar extra eine Spendenaktion gestartet.
In Volkmarsen, wo vor rund fünf Jahren ein Auto in einen Rosenmontagsumzug gefahren sei, seien die Absperrungen wie in den vergangenen drei Jahren geplant. Über eine Absage habe man bislang nicht nachgedacht, teilte die Stadt mit.
Hohe Kosten belasten Vereine
Auch der Umzug in Heuchelheim bei Gießen solle nach Angaben des dortigen Karnevalsvereins zum jetzigen Zeitpunkt nicht abgesagt werden. Jedoch befinde man sich dort, was die Kosten für das Sicherheitskonzept angehe, «so langsam an einer Schmerzgrenze», teilte ein Vertreter des Vereins mit. Die Karnevalsvereine in Oberursel, Hünfeld und Heppenheim klagen ebenfalls über steigende Kosten. Die Umzüge dort sollen nach aktuellem Stand aber ebenfalls wie geplant stattfinden. Nach Angaben des Karneval-Verband Kurhessen e.V. sei bislang ebenfalls nichts bekannt über weitere Absagen im hessischen Verbandsgebiet.
«Er findet statt», sagte der Vorsitzende des Karnevalsvereins Dieburg, Günter Hüttig. «Ein Teil des Sicherheitskonzeptes ist, nicht darüber zu reden.» Natürlich würden die beiden Umzüge polizeilich überwacht. In Dieburg gibt es am 23. Februar einen Kinderumzug und am 4. März den großen Umzug. An ihm nehmen Hüttig zufolge rund 100 Gruppen teil. Die Zuschauerzahlen hätten in den vergangenen Jahren laut Polizei bei 70.00 bis 90.000 Menschen gelegen.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden