Allein in Stuttgart sind 5.000 Teilnehmer angekündigt. Auch in München, Berlin, Dortmund und vielen anderen Städten wollen Gegner der Maßnahmen auf die Straße gehen.
Schon am Wochenende zuvor hatten Tausende Menschen in vielen Städten Deutschlands gegen die Beschränkungen demonstriert. (Lesen Sie hier mit AZPlus, was Teilnehmer im Allgäu sagten). Die geltenden Abstandsregeln wurden oft missachtet, Schutzmasken nicht getragen. Wie in den Wochen zuvor waren darunter auch Verschwörungstheoretiker, Impfgegner und Rechtspopulisten. Es kam zu Angriffen auf Polizisten und in einem Fall auch auf Journalisten.
Mehr Polizei und Gegen-Demonstrationen erwartet
Unter anderem in Berlin und Stuttgart kündigten linke Initiativen und Anwohner Gegendemonstrationen an. Im Vergleich zu vergangenem Wochenende sollen vielerorts das Polizeiaufgebot erhöht und die Sicherheitsmaßnahmen verschärft werden. In der baden- württembergischen Landeshauptstadt ist die Teilnehmerzahl auf 5.000 begrenzt, Ordner müssen Schutzmasken tragen. Das entschied das Verwaltungsgericht Stuttgart am Freitagabend und lehnte einen Eilantrag gegen Auflagen der Stadt ab. Der aus Baden-Württemberg stammende Grünen-Politiker Cem Özdemir sagte dem Portal watson.de, bei Regelverstößen müssten Leute "ein saftiges Bußgeld erhalten".
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) zeigte grundsätzlich Verständnis für Demonstrationen gegen die Corona-Beschränkungen. "Es ist absolut legitim und eigentlich auch nicht ungewöhnlich, dass Menschen demonstrieren, wenn es zu den gravierendsten Grundrechtseinschränkungen seit dem Bestehen der Bundesrepublik kommt", sagte Laschet der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). "Wenn wir Grundrechte nicht länger als absolut notwendig zum Schutz der Gesundheit einschränken, dürfte sich die Bewegung entsprechend auch wieder verlaufen", sagte Laschet voraus. Es gelte aber: "Wir müssen achtsam bleiben bei den Menschenfängern aus den linken und rechten Extremen."
Forscher aus dem Allgäu sieht Höhepunkt der Demonstrationen überschritten
Der Berliner Bewegungsforscher Dieter Rucht, unter anderem Experte für politische Mobilisierung in Europa, sieht den Zenit der Corona-Proteste bereits überschritten. Im AZ-Interview sagte der aus dem Allgäu stammende Forscher: "Die Leute, die ein berechtigtes Anliegen haben, aber nicht hinter rechtsradikalen Parolen und Sprechern hinterherlaufen wollen, werden daheim bleiben, wenn die Beschränkungen weiter gelockert werden."
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) warnte vor Verschwörungstheorien in der Corona-Krise. "Das Leugnen und Verdrehen von Fakten kann in der Pandemie Leben gefährden", sagte Lambrecht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstag). Sie verwies darauf, dass die Mythen zum Ursprung des Virus immer wieder mit rassistischer und antisemitischer Hetze verbunden seien. Im Fall von Volksverhetzungen, Bedrohungen und Beleidigungen könnten Täter strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden.