Bei der Demonstration gegen Corona-Auflagen und das Infektionsschutzgesetz in Berlin hat die Polizei bis zum Abend 365 Menschen vorübergehend festgehalten. Freiheitsbeschränkungen und Freiheitsentziehungen seien häufig wegen Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz erfolgt, twitterte die Polizei am Abend. Es gab aber auch den Verdacht auf Landfriedensbruch. Bei zwei Verdächtigen prüfe ein Richter, ob sie in Untersuchungshaft kommen.
Bislang sind der Polizei zehn verletzte Beamte bekannt. Darunter sei eine Polizistin, die einen Tritt gegen den Kopf bekommen habe, als sie ihren Helm abnahm, sagte ein Sprecher. Sie sei in ein Krankenhaus gekommen. Einem anderen Kollegen sei die Schulter ausgekugelt worden.
Bürgermeister will "so etwas nicht mehr akzeptieren"
"Ich will klar sagen, dass ich nicht mehr bereit bin, so etwas zu akzeptieren in Berlin, was wir hier sehen", sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) in der rbb-"Abendschau". Einerseits würden Tausende ohne Rücksicht auf jeglichen Schutz demonstrieren, andererseits gehe es in der Pandemie um das Offenhalten von Schulen und die Existenz von vielen Unternehmerinnen und Unternehmern.
Bei der Berliner Demonstration waren bis zu 2400 Beamte im Einsatz. Sie setzten auch Wasserwerfer ein. Die Berliner Polizei und die Bundespolizei sei entschieden vorgegangen, ohne rücksichtslos zu sein, urteilte Müller. Die Wasserwerfer hätten keinen harten Strahl abgegeben, sondern die Demonstranten lediglich nass gemacht. Über verletzte Demonstranten war bis zum Abend nichts bekannt.
Etwa 7000 Demonstranten im Zentrum
Nach Polizeiangaben rund 7000 Corona-Kritiker waren am Mittwoch in Berlin zwischen Reichstagsgebäude, Brandenburger Tor und Straße des 17. Juni auf den Straßen. Viele missachteten dabei die Regeln zur Eindämmung der Pandemie. Die Proteste wurden deshalb aufgelöst. Am Abend seien immer noch einzelne Grüppchen unterwegs, sagte ein Sprecher. Die Polizei behalte sie im Auge. Es gebe Platzverweise.
Lesen Sie auch:
- Infektionsschutzgesetz: Bundestag und Bundesrat bringen Änderungen auf den Weg
- Kommentar: Vergleich mit dem Ermächtigungsgesetz: Das ist gefährlicher Unsinn!