Mostafa El-Abbadi hätte heute 94. Geburtstag feiern können. Nicht jedem dürfte der ägyptische Historiker und Professor für griechisch-römische Studien etwas sagen. Dabei hat Ägypten ihm viel zu verdanken. Wer war der Mann, der heute mit einem Google Doodle gewürdigt wird?
94. Geburtstag von Mostafa El-Abbadi - einem ägyptischen Wissenschaftler
El-Abbadi wurde heute vor 94 Jahren, am 10. Oktober 1928 in Kairo geboren. Sein Vater war der Gründer des College of Letters and Arts an der Universität von Alexandria, was das Interesse des jungen El-Abbadi an der Wissenschaft weckte.
Im Alter von 22 Jahren schloss Mostafa El-Abbadi sein Studium an der Universität von Alexandria mit Auszeichnung ab, und die ägyptische Regierung gewährte ihm ein Stipendium für die Universität Cambridge.
Nach seinem Abschluss kehrte El-Abbadi an die Universität von Alexandria zurück, wo er als Dozent und später als Professor für griechisch-römische Studien arbeitete. Sein besonderes Interesse galt der Bibliothek von Alexandria. Sie war die erste im alten Ägypten errichtete Universalbibliothek, die schätzungsweise eine halbe Million Bücher aus einer Vielzahl von Ländern und Sprachen in Form von Papyrusrollen beherbergte und vor rund 1800 Jahren zerstört wurde.
El-Abbadi wurde zu einem führenden Forscher auf diesem Gebiet und hielt Vorträge über die Bibliothek von Alexandria in der ganzen Welt. Seine Erkenntnisse und Forschungen dokumentierte er in einem von der Kritik hochgelobten Buch.
Mostafa El-Abbadi kämpfte für die neue Bibliothek von Alexandria
In seinen Vorträgen regte er oft eine moderne Nachbildung der großen Universalbibliothek an. El-Abbadi überzeugte die ägyptische Regierung und die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO), sein Projekt zu unterstützen. 220 Millionen US-Dollar kamen so zusammen - der Bau konnte realisiert werden.
Nach einer fast 15-jährigen Planungs- und Bauphase wurde die Bibliotheca Alexandrina 2002 eröffnet. Die Bibliothek beherbergt über acht Millionen Bücher, sieben Stockwerke, vier Museen, ein Planetarium und ein öffentlich zugängliches Forschungsinstitut. Tragisch: Mostafa El-Abbadi wurde bei der Eröffnung nicht eingeladen - die Regierung hielt den Neubuau für ihre eigene Errungenschaft.

El-Abbadi war Präsident der Archäologischen Gesellschaft von Alexandria und wurde später mit dem Nilorden, dem höchsten ägyptischen Orden, ausgezeichnet. Er starb 2017 nach einem Herzinfarkt. "Professor El-Abbadi hat uns vieles hinterlassen: Seine lebenslangen Forschungen zu der Geschichte der alten Bibliothek, die mit seinem von der UNESCO 1990 veröffentlichen Buch „Leben und Schicksal der alten Bibliothek von Alexandria“, das in fünf Sprachen übersetzt wurde, Ausdruck fand", so das Goethe-Institut. "Die riesige Bibliothek am Meer Alexandrias mit ihren 6 verschiedenen Lesezimmern, vier Museen, einem Planetarium und einem Konferenzzentrum. Doch sein Erbe reicht darüber hinaus noch weiter. Professor El-Abbadi hat uns beigebracht, wie wir unsere Vergangenheit und unsere Geschichte wiederbeleben können."