Nach dem schweren Erdbeben in Myanmar, das auch das benachbarte Thailand erschütterte, laufen nach wie vor die Rettungs- und Sucharbeiten. Die Zahl der Todesopfer ist fünf Tage nach der Katastrophe weiter gestiegen: Nach Angaben der regierenden Militärjunta wurden mittlerweile 2886 Leichen gefunden.
Mehr als 4600 Menschen sind demnach verletzt, etwa 370 werden noch vermisst. Junta-Chef Min Aung Hlaing hatte zuvor erklärt, dass es für die Verschütteten kaum noch Hoffnung gebe. Doch es gibt Ausnahmen: Ein 26-Jähriger sei lebend in den Trümmern eines Hotels gefunden worden. Das Erdbeben der Stärke 7,7 ereignete sich am Freitagmittag gegen 13.30 Uhr (Ortszeit) nahe Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars.
Erdbeben: Rohbau eines Wolkenkratzers stürzt in Bangkok ein
Nach Angaben des Helmholtz-Zentrums fand das Erdbeben in Myanmar in einer Tiefe von zehn Kilometern statt. Das Epizentrum wurde ersten Berichten zufolge etwa 50 Kilometer östlich der Stadt Monywa verortet. Dort sind unter anderem eine alte Brücke, eine Moschee und ein Kloster eingestürzt. Im Landesinneren in Aung Ban kollabierte ein Hotel. Viele Menschen sollen dort eingeschlossen sein. Zudem gab es stärkere Nachbeben. Es herrscht die Sorge, dass Dämme am Fluss Irrawaddy beschädigt wurden und brechen könnten.
Laut einer Schätzung der US-Erdbebenwarte USGS könnte die Opferzahl in die Tausende gehen. Das Institut befürchtet, dass in Myanmar und den anderen betroffenen Regionen insgesamt mehr als 10.000 Menschen ums Leben gekommen sein könnten. Stand jetzt liegt die Opferzahl im Vergleich zu der Prognose deutlich darunter.

Erdbeben in Thailand: Deutsche Urlauber entkommen aus Hotelpool
Das Auswärtige Amt teilte Ende März mit, es gebe keine Erkenntnisse über betroffene Deutsche. Die Lage bleibt aber noch unübersichtlich. Videos in sozialen Netzwerken zeigen die heftigen Erschütterungen. Auf Hochhäusern in Bangkok schwappten etwa Hotelpools über, die Wassermassen stürzten herunter.
Im Internet kursiert ein Video eines deutschen Pärchens, das sich in einem Hotel-Swimmingpool über den Dächern von Bangkok befindet, während das Erdbeben beginnt. Die Frau und der Mann konnten sich gerade noch retten, ehe die Luftmatratze mitsamt einer Menge Wasser in die Tiefe gerissen wird.

Auf den bei Urlaubern beliebten Inseln Koh Samui und Phuket spürten Anwohner und Urlaubende nichts von dem Erdstoß.
Verheerende Auswirkungen nach Erbeben in Thailand und Myanmar
In Mandalay in Myanmar kamen zehn Menschen beim Einsturz einer Moschee ums Leben. In der Stadt Taungoo brach zudem ein Kloster ein, in dem Vertriebene untergebracht waren. 21 Menschen starben, darunter auch Kinder, wie Khit Thit Media berichtete. Auch dort sollen noch mehrere Menschen eingeschlossen sein. Außerdem soll die Ava-Brücke in Mandalay in den Irrawaddy-Fluss gestürzt sein.
Das Rote Kreuz in Myanmar spricht von verheerenden Schäden. Die Kliniken benötigen nach Angaben von General Zaw Min Tun, dem Sprecher der Militärjunta in Myanmar, dringend Blutkonserven.
Myanmar: Bevölkerung und Infrastruktur geschwächt – auch China betroffen
Die Hilfsorganisation Save the Children berichtet, dass viele Familien aus Angst vor Nachbeben in Klöstern und auf Fußballfeldern Zuflucht gesucht hätten. Zahlreiche beschädigte Straßen und die unterbrochenen Kommunikationsleitungen erschweren die Hilfsmaßnahmen. Gleichzeitig habe die Junta, die sich Anfang 2021 an die Macht geputscht hatte, internationalen Medien den Zugang zum Katastrophengebiet untersagt, schrieb die Nachrichtenagentur Mynamar Now unter Berufung auf den General Zaw Min Htun.
Auch in China, Indien und Vietnam spürten Anwohner das Beben. Das Ausmaß der Schäden scheint in diesen Ländern jedoch deutlich geringer zu sein. Tote wurden bislang nicht vermeldet.
In der chinesischen Stadt Ruili sprach der Katastrophenschutz von Schäden an Häusern und Verletzen, wie chinesische Medien unter Berufung auf die Behörde berichteten. Ein Video auf der chinesischen Online-Plattform Weibo, Chinas Pendant zur Plattform X, zeigte Trümmerteile auf einer Straße in Ruili und Schäden an einem Hausdach.
Minutenlanges Erdbeben in Bangkok – Patienten aus Krankenhaus gebracht
Die Menschen in Bangkok verließen panisch ihre Häuser, als die Erde dort minutenlang bebte. Im Stadtteil Silom im Zentrum der Hauptstadt waren Tausende Menschen auf der Straße, viele rannten. Auch Helfer im Einsatz leiteten die Menschen an, sich unter freien Himmel zu begeben und die Gebäude zu verlassen. Aus den Krankenhäusern wurden Patienten auf die Straßen gebracht.
Die Verantwortlichen vor Ort haben derweil um die Hilfe anderer Staaten gebeten. Myanmars Juntaführer Min Aung Hlaing sagte im staatlichen Fernsehen, dass er Hilfe der internationalen Gemeinschaft und anderen Organisationen angefordert habe. Und er habe bereits Indien und dem Verband südostasiatischer Nationen, abgekürzt ASEAN, erlaubt, Helfer in den Regionen zu unterstützen. Es wurde zudem in mehreren Regionen Myanmars der Notstand ausgerufen.
Die EU unterstützt nach eigenen Angaben bereits mit Satellitenbildern und hat weitere Hilfe angeboten. Der Malteser Hilfsdienst stellt zunächst 250.000 Euro Nothilfe zur Verfügung, die Caritas weitere 100.000 Euro. „Nach dem schweren Erdbeben in Myanmar und Thailand sind unsere Gedanken bei den Opfern, ihren Familien und Freunden“, schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz am Freitagabend auf der Plattform X.
Erst vor wenigen Tagen hatte es ein heftiges Erdbeben in Neuseeland gegeben. Auch in Europa, in Italien, kommt es nahe des Supervulkans in den Phlegräischen Feldern derzeit immer wieder zu Erschütterungen der Erde. (mit dpa)
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