Der Frankfurter Flughafen rechnet mit weiterem Wachstum des Luftverkehrs, daher soll es Änderungen an der Verteilung des Lärms geben. Das haben der Betreiber Fraport und die Deutsche Flugsicherung (DFS) mitgeteilt. Mehr Abflüge sollen den Plänen zufolge künftig über den Taunus führen, was die Stadtgebiete von Mainz und Wiesbaden entlasten würde. Änderungen am Flugbetrieb werden im Rhein-Main-Gebiet immer wieder heiß diskutiert. Fragen und Antworten zum Prozedere und den Auswirkungen in der Region:
Welche Auswirkungen hat der Fluglärm rund um Frankfurt?
Lärmkarten für die Region zeigen, wo es wann wie laut ist. Zu sehen ist darauf, dass die Betroffenheit über die Mainmetropole hinausreicht, bis weit nach Ost- und Südhessen sowie nach Rheinhessen hinein. Bürgerinitiativen schätzen, dass bis zu eine Million Menschen von Lärm und Schadstoffemissionen betroffen sind, rund 50.000 Menschen sehr stark.
Dies kann je nach Windrichtung auch deutlich schwanken. Ab 23 Uhr muss allerdings in der Regel Ruhe herrschen, denn ab diesem Zeitpunkt bis 5 Uhr am Morgen dürfen in Frankfurt Flugzeuge nur in Ausnahmefällen starten oder landen.
Welche Änderungen sind geplant?
Die aktuellen Flugrouten bleiben bestehen, wie Fraport und Deutsche Flugsicherung (DFS) betonen. Angesichts der erwarteten Zunahme des Luftverkehrs müsse es bei der Nutzung aber Änderungen geben, um sichere und stabile Abläufe sicherzustellen. Das bisherige Konzept stoße schon jetzt in Spitzenzeiten an seine Grenzen.
Die beabsichtigten Neuerungen gelten bei Betriebsrichtung West, also bei Westwind. Künftig soll bei Abflug über die Centerbahn ein deutlich größerer Teil der Flugzeuge Richtung Nordwesten in Richtung Taunus aufsteigen. Die sogenannte Südumfliegung mit einer weit gezogenen Kurve über die Stadtgebiete von Mainz und Wiesbaden soll hingegen seltener genutzt werden. Dies erlaube insgesamt mehr Kapazität.
Fraport arbeitet gemeinsam mit der DFS an den Änderungen, dies sei noch nicht abgeschlossen. Die Neuerungen müssen noch viele Stufen durchlaufen, unter anderen sind das hessische Wirtschafts- und Verkehrsministerium sowie das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung an der Zulassung beteiligt. Auch die Fluglärmkommission, in der die Anrainerkommissionen vertreten sind, wird einbezogen.
Wie ist die Entwicklung des Flughafens?
Der Frankfurter Flughafen ist in den vergangenen Jahrzehnten ausgebaut worden, derzeit entsteht ein drittes Terminal. 2011 war die Landebahn Nordwest als insgesamt vierte Bahn in Betrieb genommen worden. Diese Bauten wie auch eine weitere Steigerung der Flugbewegungen sind in der rechtsverbindlichen Planfeststellung festgehalten.
Der Flughafen ist der größte in Deutschland. Noch ist der Vor-Corona-Stand von fast 514.000 Starts und Landungen im Jahr 2019 - ein Höchstwert - nicht wieder erreicht worden. Im vergangenen Jahr hatte es 441.000 Starts und Landungen gegeben.
Der Flughafen rechnet einer Prognose zufolge bis zum Jahr 2033 mit rund 560.000 jährlichen Flugbewegungen - dies ist der Hintergrund der beabsichtigten Neuverteilung der Flüge und des damit verbundenen Lärms.
Wie sehen die unterschiedlichen Positionen aus?
Vonseiten der Industrie und Wirtschaft, aber auch aus der Politik wird der Frankfurter Flughafen als essenzieller Standortfaktor der Region betrachtet, der weiter wachsen müsse. Zudem ist er eine große Arbeitsstätte - je nachdem, welche Gruppen eingerechnet werden, sind es nach Angaben von Fraport bis zu 80.000 Menschen.
Die Bürgerinitiativen, die sich im Bündnis BBI zusammengeschlossen haben, fordern dagegen, ein weiterer Ausbau müsse angesichts des Lärms und der Schadstoffemissionen verhindert werden. Sie halten das erwartete Wachstum des Luftverkehrs für nicht realistisch - auch, weil die Zahl der Geschäftsreisen nach Corona stark gesunken sei.

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