Im Prozess um das Attentat von Halle hat erstmals eine Überlebende ausgesagt. Eine US-Amerikanerin sprach dabei ein jüdisches Gebet und gab ein emotionales Statement ab.
"Ich werde nicht direkt zum Angeklagten sprechen", sagte die 32-Jährige. "Aber er hat sich mit den falschen angelegt. Er hat sich mit der falschen Person angelegt, mit der falschen Familie, mit den falschen Menschen." Ihr Großvater habe als einziger in der Familie den Holocaust überlebt, sagte die Frau, die in Berlin für eine jüdische Nichtregierungsorganisation arbeitet und dort seit eineinhalb Jahren lebt.
Überlebende berichtet von posttraumatischer Belastungsstörung
Die Zeugin berichtete von einer posttraumatischen Belastungsstörung, die nach dem Attentat bei ihr diagnostiziert worden sein. Diese habe sie inzwischen aber überwunden.
"Nach dem heutigen Tag wird er mir keine Qualen mehr bereiten. Das endet hier und heute", sagte die Frau. Besucher und Nebenkläger applaudierten. Sie werde Berlin wegen des Attentats nicht verlassen.
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Die 32-Jährige hatte zuvor berichtet, dass sie die Synagoge kurz vor dem Anschlag für einen Spaziergang verlassen hatte. Dann hörte sie laute Geräusche und kehrte zur Synagoge zurück, wo inzwischen schon die Polizei eingetroffen war.
Vor dem Oberlandesgericht Naumburg läuft seit dem 21. Juli der Prozess gegen den Sachsen-Anhalter Stephan Balliet. Die Verhandlung findet aus Platzgründen im Landgericht Magdeburg statt.
Angeklagte hat Tat gestanden
Der 28 Jahre alte Angeklagte hatte zu Prozessbeginn eingeräumt, am 9. Oktober 2019 schwer bewaffnet versucht zu haben, in der Synagoge von Halle ein Massaker anzurichten. Dort feierten zu dem Zeitpunkt 52 Menschen den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur.
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Nachdem er nicht in die Synagoge gelangt war, erschoss der Mann eine zufällig vorbeikommende 40 Jahre alte Passantin und später einen 20-Jährigen in einem Dönerimbiss.