Nicht erschrecken, wir müssen über Weihnachten reden. Zum einen deshalb, weil sich die Ungeduldigen unter uns schon seit Wochen die Abende mit kirschfruchtgefüllten Lebkuchenherzen versüßen – den Mitmenschen erzählt man der Verschleierung wegen von Schokoherzen, aber das nur am Rande. Dann natürlich auch, weil der Handel dringend dazu rät, schon heute, am besten unverzüglich, Spielekonsole, Playmobil-Gesamtsortiment oder was man sonst so schenkt zu erwerben, weil: Chipmangel, Lieferschwierigkeiten, man weiß ja nie. Oder weil die weltberühmte New Yorker Schlittschuhbahn am Rockefeller Center schon seit Samstag geöffnet ist.

Wir müssen aber vor allem über das Weihnachtsprogramm im Fernsehen reden. Die ARD war so freundlich, ihren Sendeplan für Heiligabend schon jetzt kundzutun. Was soll man sagen: Mehr Nostalgie (sieht man es positiv), mehr Wiederholungen (negativ), mehr Weihnachtsdramaturgie (neutral) geht nicht. Neben den üblichen Verdächtigen begleitet jetzt auch noch „Sissi“ das Klingelingeling. Die hat in der Vergangenheit dem Festvolk immer am ersten Feiertag die Tränchen der Rührung entlockt.
"Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" machen den Anfang
Aber der Reihe nach. Zur Mittagszeit (12.10 Uhr), wenn sich ein Schleier der Behaglichkeit über die Wohnstuben legt und Mutti und Vati sich erzählen, dass es früher immer, immer, immer an Weihnachten geschneit hat, lässt sich Aschenbrödel traditionsgemäß bei drei Metern Schnee mit drei Haselnüssen beschenken. Das ist in diesem Jahr für das Fernsehpublikum auch mit einem weinenden Auge verbunden, weil Hauptdarstellerin Libuse Safrankova im Juni im Alter von 68 Jahren gestorben ist.

Ab 13.40 Uhr fangen die ersten Kinder und Großeltern ob der Anspannung zu grummeln an und das Weihnachtsgedicht sitzt auch noch nicht – passend dazu: Loriots Sketch-Parade „Weihnachten bei Hoppenstedts“. Gefolgt um 14.05 Uhr von Gerd Dudenhöffers „Familie Heinz Becker: Alle Jahre wieder“ – quasi als Anleitung dafür, wie man um Himmels willen auf gar keinen Fall mit seinem Christbaum umgehen sollte.
Als Absacker noch eine "Feuerzangenbowle"
Wenn die Familie am Abend schwer bespeist und beschenkt ins Sofa sinkt, dann nach der „Tagesschau“ also: „Sissi“. Ach! Und als Absacker um 21.55 Uhr noch eine „Feuerzangenbowle“, von Heinz Rühmann serviert. Sage niemand, die ARD-Verantwortlichen hätten keinen Einblick in einen familiären weihnachtlichen Ablaufplan.

Man kann aber auch den Fernseher einfach links stehen lassen. Muss doch nicht immer alles gleich laufen. Dinge ändern sich. Früher war ja auch mehr Lametta.
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