Für die Friedensverhandlungen im Vietnamkrieg bekam Henry Kissinger den Friedensnobelpreis, beim zweiten Heimspiel der SpVgg Greuther Fürth in der 1. Fußball-Bundesliga saß er auf der Tribüne. Und unter Nixon und Ford war er Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika: Henry Kissinger starb jetzt im Alter von 100 Jahren.
Henry Kissinger - Steckbrief
- geboren am 27. Mai 1923 in Fürth
- gestorben am 29. November 2023 in Kent, Connecticut
- Heinz Alfred Kissinger ist sein Geburtsname
- US-Außenminister von 1974 bis 1977
- Friedensnobelpreisträger 1973
- Vertreter der Realpolitik

Jugend in Fürth und die Anfangsjahre im Nazi-Regime
Henry Kissinger wurde als Heinz Alfred Kissinger am 27. Mai 1923 in Fürth geboren. Sein Nachname kommt von der unterfränkischen Kreisstadt Bad Kissingen, sein Ur-Ur-Großvater nahm den Namen mit Bezug zur Stadt an. Als Kind spielte er aktiv Fußball in der Jugend des Stadtvereins Spielvereinigung Fürth (heute Spielvereinigung Greuther Fürth) - bis heute ist er Fan des Vereins.
Ab 1933 blieb Kissinger mit seiner jüdischstämmigen Familie noch für 5 weitere Jahre in Nazi-Deutschland. In dieser Zeit musste Henry Kissinger Prügel durch Polizei und SA ertragen, weil sich trotz sozialer Trennung der Bevölkerung in die Spiele des Vereins schlich. Mit den Rassegesetzen (Nürnberger Gesetze) wurde ihm der Zugang zum Gymnasium verwehrt, und sein Vater, welcher Lehrer war, wurde aus dem Dienst entlassen.
Am 5. September 1938 kam die Familie Kissinger in New York an. Dort ging er auf die George Washington Highschool im deutsch-jüdisch geprägten Stadtteil Washington Heights (Manhattan).
Vom einfachen Solden zum Sergeant im 2. Weltkrieg
Mit 20 Jahren wurde er zum Dienst in der US-Armee einzogen und erhielt die US-Staatsbürgerschaft im gleichen Jahr. Durch den zweiten Weltkrieg kam er wieder nach Deutschland und war am Ende im Rang eines Sergeant (Unteroffizier/Stabsunteroffizier). Kissinger war ein der Soldaten, welche am 10. April das KZ-Außenlager Hannover-Ahlem befreiten. Nach Kriegsende blieb er in der amerikanischen Besatzungszone und arbeitete nachrichtendienstlich und lehrte am Ende.
Doktortitel und politische Karriere
1947 ging Kissinger zurück in die Staaten und studierte Politikwissenschaften am Harvard College. An der Universität von Harvard machte er 1952 seinen Master und 1954 promovierte er dort. Seine Doktorarbeit "A World Restored: Metternich, Castlereagh and the Problems of Peace 1812–1822" gilt inzwischen nach der späteren Veröffentlichung als Standardwerk.
Beim Gouverneurs von New York, Nelson Rockefeller, sammelte Kissinger 1957 als politischer Berater erste Erfahrungen und unter anderem dadurch bei Richard Nixon bekannt. Als Nixon 1968 zum US-Präsidenten gewählt wurde, macht dieser Kissinger zum offiziellen Berater für Außen- und Sicherheitspolitik. Im Zuge der Ping-Pong-Diplomatie reiste Kissinger 1971 nach China und bereitete einen Besuch Nixons in China vor. Seitdem wird Kissinger als "der alte Freund des chinesischen Volkes" bezeichnet.

Als Unterhändler wirkte er bei den Rüstungsbegrenzungen mit, die im ABM-Vertrag und den SALT-Verträgen gipfelten. Dadurch wurde die Anzahl an Raketen auf Seiten der USA und der UdSSR limitiert. 1973 erhielt er den Friedensnobelpreis zusammen mit dem Nordvietnamesen Lê Đức Thọ. Beide hatten sich im Geheimen getroffen und einen Friedensvertrag für Vietnam ausgearbeitet.
Ab 1974 übernahm er den Posten als US-Außenminister unter Richard Nixon. Auch im Kabinett von Gerald Ford blieb er Außenminister bis 1977.
Nach der Politik und Familie
Mit der Wahl von Carter zum Präsidenten 1977 schied Henry Kissinger als Außenminister aus. Danach hatte er eine Professur and der Georgetown Univerty in Washington D.C. inne. Ganz mit der Politik und Beratung hat Henry Kissinger nie aufgehört. 1980 gründete er seine eigene Beraterfirma und war in beraten in diversen Stiftungen tätig oder wie 2000 für den indonesischen Präsidenten Wahid.
Beim Weltwirtschaftsforum 2022 sprach er über die russische Invasion in der Ukraine und sprach sich für eine diplomatische Lösung aus. Am Mittwoch gab er der Wochenzeitung "Die Zeit" ein Interview und sprach abermals über den Angriffskrieg Russlands.
Lesen Sie auch hier: Kissinger: Schuld an Ukraine-Krieg nicht bei Russland allein

Henry Kissinger war von 1949 bis 1964 mit Ann Fleischer verheiratet. Aus dieser Ehe stammen die Kinder Elizabeth und David. Seit 1974 ist er mit Nancy Maginnes verheiratet. Am 29. November 2023 starb Kissinger wenige Monate nach seinem 100. Geburtstag in Kent im US-Bundesstatt Connecticut (USA).