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Interview: Europa-Park-Chef Thomas Mack: „Wir müssen uns nicht vor Disney verstecken“

Interview

Europa-Park-Chef Thomas Mack: „Wir müssen uns nicht vor Disney verstecken“

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    Thomas Mack, geschäftsführender Gesellschafter des Europa-Parks, im Interview.
    Thomas Mack, geschäftsführender Gesellschafter des Europa-Parks, im Interview. Foto: Europa-Park

    Herr Mack, Sie sind der jüngste Sohn von Europa-Park-Gründer Roland Mack und kennen den Freizeitpark schon seit Kindestagen. Dieses Jahr feiert der Europa-Park sein 50-jähriges Jubiläum und ist damit sogar sechs Jahre älter als Sie. Woran denken Sie am liebsten zurück?
    THOMAS MACK: An die Kindheit im Park. Meine Geschwister und ich sind hier groß geworden und mitten im Park aufgewachsen. Gerade im Winter, wenn der Park länger geschlossen war, war es eine riesige Spielwiese für uns Kinder – obwohl es früher ganz anders aussah. Damals war es nur ein kleiner Tierpark mit ein paar Attraktionen, der ein Ausstellungsort für unsere Fahrgeschäfte sein sollte. Und dann zu erleben, wie der Park mit den Themenbereichen immer größer und erfolgreicher wurde, war sehr schön.

    Für Sie war der Europa-Park nicht nur Spielwiese, sondern auch Ihr erster Arbeitsplatz. Sie haben hier bereits als Kellner oder Nachtportier gearbeitet. Ist das die harte Schule, durch die Familienmitglieder gehen müssen oder haben Sie das freiwillig gemacht?
    MACK: Harte Schule würde ich es nicht nennen. In einem Freizeitpark aufzuwachsen, ist sicher nicht das Schlimmste. Da unsere Eltern aber vor allem in der Ferienzeit viel gearbeitet haben, stand unser Ferienprogramm fest. Wir haben zum Beispiel in der Malerei mitgeholfen – wenn man das so nennen kann. Unser Opa hat immer gemeckert, weil wir mehr Farbe an den Kleidern hatten als an den Wänden, aber ein bisschen Feriengeld gab es trotzdem. Später habe ich dann viel in der Hotellerie hier gearbeitet. Unsere Eltern haben uns früh mitgegeben, dass es wichtig ist, präsent zu sein, mitzuarbeiten, mitzuhelfen. Das ist auch heute noch der Geist unserer Familie.

    Thomas Mack ist geschäftsführender Gesellschafter im Europa-Park Rust. Er leitet den gesamten operativen Betrieb des Europa-Parks und der Wasserwelt Rulantica. Zudem verantwortet er die Bereiche Hotellerie, Gastronomie und Entertainment.
    Thomas Mack ist geschäftsführender Gesellschafter im Europa-Park Rust. Er leitet den gesamten operativen Betrieb des Europa-Parks und der Wasserwelt Rulantica. Zudem verantwortet er die Bereiche Hotellerie, Gastronomie und Entertainment. Foto: Europa-Park

    Ist es auch das, was den Europa-Park so erfolgreich macht? Unter ausländischen Reisegästen ist der Park, neben Schloss Neuschwanstein, das beliebteste Reiseziel in Deutschland.
    MACK: Wer den Europa-Park kennt, weiß, dass wir uns in den letzten 50 Jahren ständig weiterentwickelt haben. Es gibt kein Jahr, in dem wir nichts Neues zu bieten haben. Aber auch die alten Attraktionen werden gepflegt und verbessert. Die ganze Familie Mack wohnt in und am Park – wir sehen ihn als unser Wohnzimmer, das wir jeden Tag schöner machen. Unser Opa hat immer gesagt: „Jede Mark in den Park.“ Einer der Erfolgsfaktoren ist sicherlich auch das Themenkonzept und dass wir schon sehr früh auf Europa gesetzt haben. Das Thema ist heute wichtiger denn je – war damals aber noch recht visionär. Hinzu kommen unsere Achterbahnen und Hotels, die viele Gäste anziehen und mit denen wir alle Generationen ansprechen wollen. Uns ist wichtig, dass vom Kleinkind bis zur Oma jeder Spaß haben kann.

    Familienverfassung regelt Zusammenarbeit der Familie Mack im Europa-Park

    Apropos Familie. Sie sind die achte Generation im Familien-Unternehmen und mit ihren beiden Geschwistern Michael und Ann-Kathrin Teil der Geschäftsführung. Ihr Vater führt das Unternehmen, sein Bruder ist ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter. Wie funktioniert diese enge Zusammenarbeit in der Familie, kommt es da nicht zu Streit?
    MACK: In jeder Familie kommt es zu Streitigkeiten, warum soll es bei uns anders sein? Aber wir haben ein sehr gutes Miteinander. Es gibt eine Familienverfassung, die regelt, wie wir miteinander umgehen wollen, was die einzelnen Rollen der Geschäftsführer sind, der Gesellschafter und der Ehepartner. Jeder hat zwar seinen eigenen Bereich, aber wir wollen bei Geschäftsführersitzungen mit einer Meinung herausgehen. Das ist auch wichtig für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie mein Vater schon gesagt hat: Die größte Stärke eines Familienunternehmens ist die Familie und die größte Schwäche eines Familienunternehmens ist auch die Familie.

    Für den Europa-Park scheint es zu funktionieren. Er ist immerhin der größte Freizeitpark Deutschlands und nach Disneyland Paris – mit mehr als sechs Millionen Besuchern – der besucherstärkste Freizeitpark in Europa.
    MACK: Nicht nur das. Der Europa-Park strahlt wirtschaftlich über seine eigenen Grenzen hinaus. In einer Studie der Universität St. Gallen wurde festgestellt, dass allein in Baden-Württemberg fast 900 Millionen Euro durch unsere Gäste umgesetzt werden. Außerdem bieten wir Arbeit für mehr als 5000 Mitarbeiter, generieren aber über lokale Firmen, mit denen wir zusammenarbeiten, mehr als 10.000 indirekte Arbeitsplätze. Zudem haben wir 1,6 Millionen Übernachtungen in unseren Hotels und liegen damit nur knapp hinter Freiburg, aber vor Karlsruhe oder Baden-Baden.

    Bei vielen Gästen beliebt: der Europa-Park Rust.
    Bei vielen Gästen beliebt: der Europa-Park Rust. Foto: Europa-Park

    Was auch ein persönlicher Erfolg für Sie ist. Seit 2006 sind Sie unter anderem für die Hotellerie zuständig, einem Bereich, der durch die Corona-Pandemie hart getroffen wurde. Wie hat der Europa-Park das überstanden?
    MACK: Tatsächlich gut. Wir haben in den vergangenen zehn Jahren enorm viel investiert. Allein in Rulantica, unsere Wasserwelt, sind 250 Millionen Euro geflossen. Und drei Monate nach der Eröffnung 2019 mussten wir wegen Corona schließen. Das war ein massiver Rückschlag, aber wir sind gestärkt aus der Pandemie herausgekommen und sind heilfroh, dass der Wasserpark jetzt da ist, weil er uns hilft, die Hotels ganzjährig zu betreiben. Klar, die Rahmenbedingungen sind schwieriger geworden, nicht zuletzt durch die Folgen der Pandemie, den furchtbaren Krieg in der Ukraine und die gestiegenen Energiepreise. Aber wir haben uns zu einer Kurzreisedestination entwickelt – was für uns eine echte Erfolgsgeschichte ist. Viele verbringen zwei, drei schöne Tage bei uns, anstatt direkt den großen Urlaub zu machen. Wir haben hier eine heile Welt geschaffen, in der die Gäste einfach mal abschalten können. Und ich glaube, in diesem digitalen Zeitalter ist es wichtiger denn je, echte gemeinsame Erlebnisse zu erschaffen.

    Europa-Park rekrutiert Mitarbeiter auf der ganzen Welt

    Wenn der Europa-Park all diesen Problemen trotzt, dann auch dem des Fachkräftemangels?
    MACK: Es ist eine Herausforderung, aber wir haben angefangen, auf der ganzen Welt zu rekrutieren. Wir haben unseren Radius erweitert und mittlerweile Personal aus Usbekistan, Kirgisistan, Südafrika, den Philippinen und anderen entfernten Ländern eingestellt. Wir haben inzwischen 2000 Übernachtungsmöglichkeiten für unsere Mitarbeiter und bauen gerade noch 500 weitere Wohneinheiten. Es ist wichtig, dass wir nicht nur einen attraktiven Arbeitsplatz bieten, sondern auch eine attraktive Wohnmöglichkeit. Sonst wird es tatsächlich schwierig.

    Die Familie Mack arbeitet nicht nur im Europa-Park, sondern hat auch weitere Unternehmen, die teilweise sogar weltweit aktiv sind, wie etwa Mack Rides, dem Hersteller der Fahrgeschäfte. Wie groß ist denn überhaupt der Anteil des Europa-Parks am wirtschaftlichen Erfolg, wenn man die ganze Unternehmensgruppe betrachtet?
    MACK: Früher war Mack Rides unser Zugpferd, heute ist es der Europa-Park. Zwischen 70 und 80 Prozent unseres Gesamtumsatzes macht der Park aus. Und mit unseren anderen Firmen versuchen wir, den Europa-Park zu den Gästen nach Hause zu bringen und damit wieder auf die Kernmarke einzuzahlen. Mit Mack Animation haben wir ein eigenes Animationsstudio, das unseren ersten großen Film „Grand Prix of Europe“ produziert hat, der im Juli in die Kinos kommt.

    Viele Gäste besuchen den Freizeitpark wegen der zahlreichen Fahrgeschäfte.
    Viele Gäste besuchen den Freizeitpark wegen der zahlreichen Fahrgeschäfte. Foto: Europa-Park

    Soll der Europa-Park zum Disneyland Deutschlands werden oder welche Pläne stecken dahinter?
    MACK: Wir müssen uns auf jeden Fall nicht vor Disney verstecken. Aber wir sind die Familie Mack, mit einer langen Historie, einer eigenen Identität und einem eigenen Qualitätsanspruch. Dennoch ehrt es uns, wenn wir mit Disney verglichen werden.

    Im Gegensatz zu Disney wirkt der Europa-Park ja fast schon politisch. Immerhin bekennen Sie sich mit dem Namen und dem Auftreten klar zu Europa.
    MACK: Wir haben uns nie als politisches Europa gesehen, sondern als kulturelles Europa. Es ist zweifelsohne ein wunderbarer Kontinent mit viel Geschichte. Und egal, wie es in der Welt zugeht, bleibt der auch bestehen. Aber natürlich setzen wir auch eine politische Botschaft ab, dass wir im Herzen Europäer sind und auch dieses Friedensprojekt Europa hier leben. Für unsere Gäste soll das aber nicht politisch sein, sondern Europa erlebbar machen.

    Dann versetzen Sie sich mal in die Rolle der Gäste. Wo würden Sie übernachten und wo essen?
    MACK: Wir haben zwölf Jahre im Hotel Colosseo gewohnt, da habe ich natürlich eine Verbindung dazu. Wenn man jüngere Kinder hat, dann finde ich das Castillo Alcazar mit der Ritterburg ganz toll. Mein Herzensprojekt war allerdings das Bell Rock, das würde ich empfehlen. Kulinarisch haben wir insgesamt eine große Auswahl, vom Zwei-Sterne-Restaurant bis zum Buffet. Da gibt es im Bell Rock eine tolle Variante, bei der die Kinder zuschauen können, wie das Essen zubereitet wird. Ein Highlight im Park ist immer noch das Food Loop, bei dem die Töpfe zu den Gästen gefahren kommen.

    Mit wie viel Budget muss eine vierköpfige Familie dann rechnen?
    MACK: Ich empfehle, unseren Newsletter für Specials zu abonnieren. Dann liegt eine Familie mit Übernachtung im 4-Sterne-Hotel inklusive Frühstück und zwei Tagen Eintritt in den Europa-Park bei circa 600 Euro.

    Thomas Mack: Hier können Gäste günstig im Europa-Park übernachten

    Haben Sie auch Tipps für Sparfüchse?
    MACK: Zum Übernachten empfehle ich unsere Silver Lake City, das Camp-Resort. Und beim Essen im Park ist die Auswahl so groß, da findet man für jeden Geldbeutel etwas. Grundsätzlich gilt: Wer keine schulpflichtigen Kinder hat, sollte außerhalb der Ferienzeiten unter der Woche kommen.

    Wenn die Gäste doch einen vollen Tag erwischen, wie sollten sie dann am besten vorgehen, um die Schlangen bei den Attraktionen zu meiden?
    MACK: Am besten die App herunterladen. Dort sind die Wartezeiten zu sehen und es gibt die Möglichkeit, sich virtuell anzustellen. Sonst antizyklisch agieren. Im hinteren Bereich des Parks anfangen und nicht zur Mittagszeit essen gehen. Und meistens wird es ab 17 Uhr leerer, das kann sich im Sommer auch lohnen, wenn der Park manchmal sogar bis 20 Uhr offen hat. Für Hotelgäste öffnet der Park früher, das ist natürlich auch eine gute Möglichkeit, um Wartezeiten bei den Attraktionen und Achterbahnen zu vermeiden.

    Haben Sie eine Lieblingsachterbahn, die Sie empfehlen würden?
    MACK: Das ist schwierig. Für mich zählt da die Erfahrung, die ich mit meinen Söhnen machen durfte. Die erste Achterbahn, die wir gemeinsam fahren konnten, ist die schönste. Kinder haben heutzutage vieles direkt verfügbar, aber bei den Achterbahnen müssen sie warten, bis sie groß genug sind. Und dann die Freude mitzuerleben, war wirklich einzigartig. Insofern schwanke ich zwischen dem Voletarium und unserer neuesten, sehr schnellen Achterbahn, der Voltron Nevera.

    Die neue Achterbahn Voltron im Europa-Park. Sie steht im Themenbereich Kroatien, dem 17. Land im Europa-Park.
    Die neue Achterbahn Voltron im Europa-Park. Sie steht im Themenbereich Kroatien, dem 17. Land im Europa-Park. Foto: Europa-Park

    Gibt es denn etwas, auf dass sich Gäste in diesem Jubiläumsjahr besonders freuen dürfen?
    MACK: Wir haben eine neue Familien-Attraktion zum Film, der bald erscheint, und mit Kroatien unseren 17. Themenbereich eröffnet. Außerdem gibt es einige neue Shows und verschiedene Themenfeste, bei denen wir Europa hochleben lassen und die über das Jahr verteilt gefeiert werden.

    Zum Abschluss noch ein Blick in die Zukunft. Wie sieht der Europa-Park in 50 Jahren aus?
    MACK: Es gibt keinen Masterplan, wir entwickeln den Park Schritt für Schritt gemeinsam mit unseren Gästen weiter. Wir legen viel Wert auf Gästeumfragen und passen uns dann an die Bedürfnisse an. Ich glaube, dass wir ein riesiges Potenzial haben, den Park noch attraktiver zu machen und noch mehr Erlebnisse zu bieten. Das wollen wir umsetzen, Schritt für Schritt.

    Zur Person

    Thomas Mack ist seit 2016 geschäftsführender Gesellschafter des Europa-Park Rust. Er leitet den gesamten operativen Betrieb des Europa-Parks und der Wasserwelt Rulantica. Zudem verantwortet er die Bereiche Hotellerie, Gastronomie und Entertainment. Der 44-Jährige ist der jüngste Sohn von Europa-Park-Gründer Roland Mack und zweifacher Vater.

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