Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Israel greift Tunnelsystem im Gazastreifen an - Über 100 Tote in Gaza

Konflikt im Nahen Osten

Israel greift Tunnelsystem im Gazastreifen an - Über 100 Tote in Gaza

    • |
    • |
    Eine israelische Artillerieeinheit feuert auf Ziele im Gazastreifen, an der israelischen Grenze zum Gazastreifen.
    Eine israelische Artillerieeinheit feuert auf Ziele im Gazastreifen, an der israelischen Grenze zum Gazastreifen. Foto: Ariel Schalit, AP, dpa

    Israels Armee hat nach eigenen Angaben bei einem komplexen Angriff ein Tunnelsystem der islamistischen Hamas im Gazastreifen beschossen. Daran beteiligt seien 160 "Luftfahrzeuge" gewesen, sagte Armeesprecher Jonathan Conricus am Freitagmorgen. Unterstützung hätten sie von israelischer Seite unter anderem von Panzern erhalten. Ihr Einsatz dauerte demnach rund 40 Minuten.

    Ziel sei ein Tunnelsystem der Hamas in dem Küstengebiet gewesen. Es werde "Metro" genannt, sagte Conricus. Dabei handele es sich um eine Art "Stadt unter der Stadt". Die Hamas habe Jahre in den Bau des Tunnelsystems investiert. Der Grad der Zerstörung sei noch unklar. Zur Unterstützung feuerten unter anderem Panzer von israelischer Seite auf Ziele im Gazastreifen. Conricus betonte, kein israelischer Soldat habe den Gazastreifen betreten.

    Angriffe von Luftwaffe, Artillerie und Panzertruppen auf Küstenstreifen

    Das israelische Fernsehen hatte zuvor von massiven Angriffen der Luftwaffe sowie der Artillerie und Panzertruppen auf den Küstenstreifen berichtet. Die Armee erklärte in der Nacht: "Luft- und Bodentruppen greifen gegenwärtig im Gazastreifen an." Anschließend gab es Berichte, wonach Bodentruppen in den Gazastreifen vorgedrungen seien. Der Armeesprecher entschuldigte sich für Fehlkommunikation.

    Israelische Abwehrraketen fangen Raketen in Sderot ab, die aus dem Gazastreifen abgefeuert wurden.
    Israelische Abwehrraketen fangen Raketen in Sderot ab, die aus dem Gazastreifen abgefeuert wurden. Foto: Ilia Yefimovich, dpa

    Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza wurden seit Beginn der Eskalation des Konflikts 109 Menschen getötet und 621 weitere verletzt. Wie die Armee mitteilte, wurden in Israel durch Beschuss bisher acht Menschen getötet.

    Konflikt zwischen Israel und Palästinensern spitzt sich weiter zu

    Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern war zuletzt wieder aufgeflammt. Er spitzte sich während des muslimischen Fastenmonats Ramadan und nach der Absage der palästinensischen Parlamentswahl immer weiter zu. Als Auslöser gelten etwa Polizei-Absperrungen in der Jerusalemer Altstadt, die viele junge Palästinenser als Demütigung empfanden. Hinzu kamen Auseinandersetzungen von Palästinensern und israelischen Siedlern im Jerusalemer Viertel Scheich Dscharrah wegen Zwangsräumungen sowie heftige Zusammenstöße auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Scharif). Die Anlage mit Felsendom und Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Der Konflikt greift zunehmend auch auf Orte im israelischen Kernland über - mit Gewalttaten von Arabern gegen Juden und umgekehrt.

    Männer beten vor zerstörten Gebäuden in Gaza nach schweren israelischen Luftangriffen in der Nacht.
    Männer beten vor zerstörten Gebäuden in Gaza nach schweren israelischen Luftangriffen in der Nacht. Foto: Mahmoud Khattab, Quds Net News via ZUMA Wire, dpa

    Die Hamas hat sich zum Verteidiger Jerusalems erklärt. Von Israel verlangte sie zu Wochenbeginn per Ultimatum unter anderem, dass alle israelischen Polizisten und Siedler den Tempelberg und Scheich Dscharrah verlassen - Israel folgte dem nicht. Die Hamas hat ihren Raketenbeschuss unter das Motto "Schwert von Jerusalem" gestellt. Israel nennt seinen Einsatz "Wächter der Mauern".

    1800 Raketen auf Israel abgeschossen

    Wie der Armeesprecher sagte, feuerten militante Palästinenser im Gazastreifen seit Montagabend bislang 1800 Raketen auf Israel ab. Rund 430 davon seien noch in dem Küstengebiet niedergegangen. Die Erfolgsquote des Abfangsystems Eisenkuppel ("Iron Dome") hat das Militär zuletzt im Schnitt mit rund 90 Prozent angegeben.

    Vor allem im Umkreis des Gazastreifens ertönten am Morgen immer wieder Raketen-Warnsirenen. Nach Polizeiangaben wurde ein Haus in der Stadt Aschkelon von einer Rakete getroffen.

    Israel macht Hamas verantwortlich

    Israel macht die im Gazastreifen herrschende Hamas für alle Angriffe aus dem Gazastreifen verantwortlich. Die zweitgrößte Palästinensergruppe wird von Israel und der EU als Terrororganisation eingestuft.

    Ein Mädchen geht vorbei an von Luftangriffen zerstörten Häusern in Gaza.
    Ein Mädchen geht vorbei an von Luftangriffen zerstörten Häusern in Gaza. Foto: Naaman Omar, APA Images via ZUMA Wire, dpa

    Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte in der Nacht zu den Angriffen: "Ich habe gesagt, dass Hamas einen sehr hohen Preis zahlen wird." Man werde die Angriffe "mit großer Intensität fortsetzen", sagte er in einer Videobotschaft. "Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen und diese Operation wird so lange wie nötig weitergehen." Verteidigungsminister Benny Gantz hatte zuvor die Mobilisierung von weiteren 9000 Reservisten genehmigt.

    Drei Kriege seit 2008

    Seit Ende 2008 haben Israel und die Hamas sich drei Kriege geliefert. Mehr als 2100 Palästinenser und mehr als 70 Israelis wurden 2014 im 50 Tage langen Gaza-Krieg nach Angaben beider Seiten getötet. 18 000 Häuser im Gazastreifen wurden damals nach Angaben der UN-Nothilfeorganisation Ocha zerstört oder beschädigt.

    Lesen Sie auch: Mehr als 1750 Raketenabschüsse auf Israel - Demos in Deutschland

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden