Friedrich Merz liegt Sachsen-Anhalts CDU zu Füßen, Markus Söder hätte sie gern als Kanzlerkandidat gesehen - Armin Laschet hingegen hat dort nicht viele Fans. Im Landtagswahlkampf seines Parteifreundes Reiner Haseloff musste sich der CDU-Chef natürlich trotzdem blicken lassen. Am Freitag startete er in einen zweitägigen Besuch des Landes.
Betont herzlich begrüßt Haseloff den designierten Kanzlerkandidaten dabei in der Baushaus-Stadt Dessau-Roßlau. "Armin ist da, dort wo er hingehört", sagt er sichtlich gut gelaunt. "Wenn nicht Corona wäre, ständen wir jetzt auf einem Rathausbalkon mit 10.000 Zuschauern", witzelt Haseloff. Sein Ministerpräsidentenkollege aus Nordrhein-Westfalen wirkt hingegen etwas angespannt, hört bei der anschließenden Führung durch das Bauhaus-Museum viel zu und spricht wenig.
Lange unklar, ob Laschet sich für Wahlkampf in Sachsen-Anhalt einschaltet
Lange Zeit war nicht einmal klar gewesen, ob sich Laschet überhaupt in den Wahlkampf in Sachsen-Anhalt einschaltet, die Bestätigung für die Wochenendtour kam erst am Donnerstag. Seine unionsinternen Kontrahenten Friedrich Merz und Markus Söder hatten Haseloff schon zuvor besucht, Merz als erster. Das wollte Haseloff aber nicht als politische Priorisierung verstanden wissen. Merz sei als erster gekommen, weil er im Wahlkampf in Sachsen-Anhalt schon immer als erster gekommen sei, sagte Haseloff beim Merz-Besuch vor zwei Wochen.
Die Chemie zwischen den beiden ist gut, wenn Merz ins Land kommt, wird demonstrativ gescherzt und locker miteinander umgegangen. Haseloff sonnt sich gern in dessen konservativer Strahlkraft, Merz ist der Liebling des Landesverbands. Auch als Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vorige Woche vorbeikam und Haseloff über den grünen Klee lobte, war der bestens gelaunt.
Haseloff hatte sich als einer der wenigen CDU-Spitzenpolitiker in der K-Frage der Union für Söder ausgesprochen. Wie angenehm kann ein Besuch für den Aachener Laschet also sein in einem Bundesland, das lieber den Sauerländer Merz als Parteichef und den Bayern als Kanzlerkandidaten gesehen hätte?
Selbst wenn Laschet die Herzen der Basis in Sachsen-Anhalt nicht zufliegen wie anderen Unionspolitikern - Haseloff hat im Prinzip nichts gegen den Kollegen vom Rhein. Seine Parteinahme für Söder ging nicht auf inhaltliche Differenzen oder persönliche Animositäten zurück, sondern schlicht auf Söders bessere Umfragewerte, aus denen Haseloff bessere Siegeschancen für die Union bei der Bundestagswahl ableitete.
Haselhoff spricht vom Integrator Laschet
Dass Haseloff in Personalfragen vor allem taktisch und weniger inhaltlich oder ideell denkt, zeigte sich schon im Dreikampf um den CDU-Vorsitz. Dort hatte Haseloff früh nicht seinem Stamm-Wahlkämpfer Merz, sondern dem vermeintlich ungeliebten Laschet die besseren Chancen zugeschrieben. Und zwar aus einem ähnlichen Kalkül heraus wie bei seinem Statement für Söder ein halbes Jahr später: Laschet werde mehr wahrgenommen als die Mitbewerber Merz und Norbert Röttgen, weil er anders als die beiden anderen als Ministerpräsident in der Pandemie eine deutlich größere Rolle in der Öffentlichkeit spiele.
Als die Öffentlichkeit in Person von rund 30 Journalisten die beiden CDU-Regierungschefs am Freitag durch das Bauhaus-Museum begleitet, lässt Haseloff keinen Zweifel an seiner Loyalität zum Bundeschef. Haseloff betont die Bedeutung seines Gastes für die Einheit der CDU, spricht vom "Integrator" Laschet.
Auch Laschet will nichts von einem Problem zwischen ihm und seinem Magdeburger Kollegen hören. Die beiden verbinde eine enge Freundschaft. Auch die hohe Zustimmung für seine Kontrahenten in Sachsen-Anhalt nimmt Laschet Haseloff nicht übel, wie er sagt: "Dass bei zwei Kandidaten ein Teil für den anderen war, habe ich mein ganzes Leben erlebt." Nach der Entscheidung stelle er fest, dass "alle dabei" seien. Auch aus Sachsen-Anhalt gebe es unzählige Einladungen aus der Partei, die er gar nicht alle schaffe. Auch dass er Haseloff in der K-Frage nicht an seiner Seite habe, nehme er ihm nicht übel, sagt Laschet. "Wäre ich sonst hier?"
(Autor: Wilhelm Pischke und Fabian Albrecht)