Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Mann tötet in Norwegen fünf Menschen - Polizei geht von Terrorismus aus

Gewalttat in Kongsberg

Mann tötet in Norwegen fünf Menschen - Polizei geht von Terrorismus aus

    • |
    • |
    In Norwegen sind bei einer Attacke mit Pfeil und Bogen in Kongsberg mehrere Menschen verletzt und getötet haben.
    In Norwegen sind bei einer Attacke mit Pfeil und Bogen in Kongsberg mehrere Menschen verletzt und getötet haben. Foto: Håkon Mosvold Larsen, dpa

    Nach der Gewalttat mit fünf Toten in der norwegischen Kleinstadt Kongsberg geht die Polizei inzwischen von einem terroristischen Hintergrund aus. "Die Vorfälle in Kongsberg erscheinen derzeit als terroristischer Akt", hieß es in einer Mitteilung des Sicherheitsdienstes der norwegischen Polizei am Donnerstag.

    Ermittlungen zu den genaueren Hintergründen liefen jedoch derzeit noch, hieß es weiter. "Die Bedrohungslage in Norwegen wird nach wie vor als moderat eingeschätzt." Die Zahl der Verletzten gaben die Behörden am Donnerstag mit drei an, nachdem zuvor zunächst von zwei Verletzten die Rede gewesen war.

    Täter griff an mehreren Orten der Stadt Menschen an

    Der Mann soll am Mittwochabend in der Innenstadt von Kongsberg zahlreiche Menschen mit mehreren Waffen, darunter auch Pfeil und Bogen, angegriffen haben. Fünf Menschen wurden getötet, vier Frauen und ein Mann. Nach Angaben der Polizei sind die Opfer im Alter zwischen 50 und 70 Jahren. Außerdem wurden zwei Menschen verletzt, einer von ihnen ein Polizist, der in einem Supermarkt einkaufen war.

    Pfeil und Bogen gelten in Norwegen nicht als Waffe, sondern als Sportgerät und können deshalb von jedem frei erworben werden. Zur Jagd dürfen sie nicht eingesetzt werden.

    Polizisten ermitteln im Zentrum von Kongsberg nach einer Gewalttat. Bei der Gewalttat hat es mehrere Tote und Verletzte gegeben. +++ dpa-Bildfunk +++
    Icon Galerie
    9 Bilder
    Bei einer Gewalttat in Norwegen sind mehrere Menschen verletzt und getötet worden. Das teilte die norwegische Polizei am Mittwochabend mit.

    Die zuständige Staatsanwältin hatte zuvor mitgeteilt, der Mann habe die Taten zugegeben. Sie bestätigte, dass er mehrfach mit dem norwegischen Gesundheitswesen in Kontakt gewesen war. Ob der Mann wegen psychischer Probleme in Behandlung war, ging aus den Äußerungen nicht hervor. Die Polizei geht davon aus, dass er allein gehandelt hat.

    Die Angriffe ereigneten sich an mehreren Orten in der Innenstadt von Kongsberg. Der Täter habe sich über ein größeres Gebiet hinweg bewegt, teilten die Ermittler mit. Das Zentrum der Stadt war deshalb weiträumig abgeriegelt worden.

    Der Polizei war um 18.13 Uhr von mehreren Personen gemeldet worden, dass sich ein Bewaffneter durch die Stadt bewege und mit Pfeil und Bogen auf Menschen schieße. Nur fünf Minuten später wurde er von einer Polizeipatrouille gesichtet. Die Beamten wurden jedoch mit Pfeilen beschossen und der Mann konnte fliehen. Polizeisprecher Ole Bredrup Sæverud sagte am Donnerstag, es sei wahrscheinlich, dass die Opfer erst danach getötet wurden.

    Der Angreifer wurde eine halbe Stunde nach dem ersten Notruf festgenommen

    Der Angreifer konnte nach Polizeiangaben rund eine halbe Stunde nach dem ersten Notruf festgenommen werden.

    Der Vorfall ereignete sich am Vorabend des Regierungsantritts des neuen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre. Der Sozialdemokrat bezeichnete die Tat bei seiner Amtsübernahme am Donnerstag als schrecklich. "Es ist schockierend, daran zu denken, was die Menschen erlebt haben, und ich fühle mit allen Betroffenen, mit denen, die sich unsicher fühlen und mit denen, die darüber informiert wurden, dass sie ihre Lieben verloren haben."

    Reaktionen kamen auch aus dem Ausland. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb an den Norwegischen König Harald V.: "Meine aufrichtige Anteilnahme gilt den Angehörigen und Freunden der Opfer. Ich hoffe inständig, dass die Verletzten schnell und vollständig genesen. Es betrübt mich, dass Norwegen zehn Jahre nach dem schrecklichen Terroranschlag in Utøya und Oslo erneut von Gewalt heimgesucht wird." Deutschland stehe an der Seite von Norwegen um die Demokratie gegen Gewalt und Hass zu verteidigen.

    Auch der deutsche Außenminister Heiko Maas und die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen drückten unter anderem ihr Mitgefühl für die Opfer aus. Dänemark werden bei den Ermittlungen beistehen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, der bis 2013 norwegischer Ministerpräsident war, twitterte: "Schockierende Nachrichten aus Kongsberg. [...] Wir müssen im Kampf gegen Hass und Gewalt zusammenstehen."

    Der Regierungschef im benachbarten Schweden, Stefan Löfven, schrieb auf Twitter, seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen. Es handele sich um einen "furchtbaren Angriff".

    Vor gut zehn Jahren erlebte Norwegen einen schweren Terroranschlag

    Der Vorfall weckt schlimme Erinnerungen: Vor gut zehn Jahren erlebte Norwegen den schwersten Terroranschlag seiner modernen Geschichte. Am 22. Juli 2011 zündete der Rechtsterrorist Anders Behring Breivik zunächst im Osloer Regierungsviertel eine in einem Transporter versteckte Bombe und tötete dabei acht Menschen.

    Danach fuhr er zur etwa 30 Kilometer entfernten Insel Utøya, wo er sich als Polizist ausgab und das Feuer auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des jährlichen Sommerlagers der Jugendorganisation der sozialdemokratischen Arbeiterpartei eröffnete.

    69 Menschen, vor allem Jugendliche und junge Erwachsene, kamen auf Utøya ums Leben. Breivik nannte rechtsextreme und islamfeindliche Motive für seine Taten. Er wurde im August 2012 zu der damaligen Höchststrafe von 21 Jahren mit einer Mindesthaftzeit von zehn Jahren verurteilt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden