Diabetes ist in Deutschland weit verbreitet. Laut dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) überwiegt mit über 90 Prozent hierzulande Typ-2-Diabetes. Seltener, aber immer noch häufig, ist Typ-1-Diabetes, der vor allem im Kindes- und Jugendalter ausbricht. Neben diesen beiden Hauptformen der Erkrankung gibt es noch viele weitere Formen. Eine solche wurde nun neu benannt.
Der Internationale Diabetesverband (IDF) hat die Klassifikation der Erkrankung beim Welt-Diabetes-Kongress in Bangkok (Thailand) im April 2025 um eine Form offiziell erweitert: Typ-5-Diabetes. Die Stoffwechselerkrankung war zuvor als „Diabetes mellitus in Verbindung mit Mangelernährung“ – kurz: MRDM für Malnutrition-related Diabetes mellitus – bekannt und ist dem IDF zufolge vor allem in Asien und Afrika verbreitet. Weltweit leiden schätzungsweise 20 bis 25 Millionen Menschen an Typ-5-Diabetes. Was über die Erkrankung bekannt ist, lesen Sie hier.
Typ-5-Diabetes: Warum gibt es jetzt eine neue Diabetes-Form?
MRDM oder jetzt Typ-5-Diabetes wurde laut dem IDF erstmals Mitte des 20. Jahrhunderts festgestellt und seitdem häufig fälschlicherweise als Typ-1- oder Typ-2-Diabetes eingestuft. Obwohl die Stoffwechselerkrankung in Verbindung mit Mangelernährung schon seit über 70 Jahren beobachtet wird, wurde sie in Diskussionen über die globale Gesundheit häufig außer Acht gelassen. Das soll sich jetzt ändern, wie IDF-Präsident Peter Schwarz in Bangkok mitteilte. Demnach werde eine Expertengruppe eingerichtet, die nun formale Diagnosekriterien und Behandlungsleitlinien für Typ-5-Diabetes erarbeiten soll.
Die Anerkennung von Typ-5-Diabetes als eigene Form der Stoffwechselerkrankung markiert Schwarz zufolge „einen historischen Wandel in der Art und Weise, wie wir Diabetes weltweit angehen“. MRDM sei viel zu lange nicht beachtet worden, obwohl Millionen von Menschen betroffen sind. Dadurch sei „ihnen der Zugang zu einer angemessenen Versorgung verwehrt worden“, sagt der IDF-Präsident weiter. Die Gründung der Typ-5-Diabetes-Arbeitsgruppe sei daher ein entscheidender Schritt. Es gehe um „Gerechtigkeit, Wissenschaft und die Rettung von Leben“.
Übrigens: Zu Diabetes wird immer wieder geforscht. So haben Forschende ein Darmbakterium entdeckt, das in Zukunft herkömmliche Diabetes-Medikamente und Abnehmspritzen überflüssig machen könnte. Auch gibt es bestimmte Diäten, die den Blutzuckerspiegel senken können. Außerdem sollten Diabetikerinnen und Diabetiker auf ihre Nährstoffzufuhr achten. Forschende fanden heraus, dass bei etwa 60 Prozent der Menschen mit Diabetes ein Vitamin-D-Mangel besteht.
Diabetes bei Mangelernährung: Was ist zu Typ-5-Diabetes bekannt?
Typ-5-Diabetes ist keine neue Erkrankung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat MRDM bereits 1985 als eigenen Diabetes-Typ anerkannt, dies jedoch 1999 aufgrund fehlender Evidenz widerrufen, erklärt Endokrinologin Meredith Hawkins vom Albert Einstein College of Medicine in New York in einem im Mai 2022 veröffentlichten Paper. Hawkins, die die Typ-5-Diabetes-Arbeitsgruppe gemeinsam mit Nihal Thomas vom Christian Medical College in Indien leitet, erklärt, dass insbesondere Menschen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen betroffen sind, die einen Body-Mass-Index (BMI) von unter 19 haben. Laut der Techniker Krankenkasse (TK) gilt ein BMI von 18,5 bis 25 als Normalgewicht und erst ein BMI von 16 bis 18,5 als Untergewicht.
Jedoch wird Typ-5-Diabetes dem IDF zufolge durch chronische Unter- und Mangelernährung ausgelöst, insbesondere wenn diese im Kindes- und Jugendalter auftritt oder auch schon im Mutterleib. Daher liege die Vermutung nahe, dass sich die Bauchspeicheldrüse – hier sitzen laut flexikon.doccheck.com die insulinproduzierenden Zellen bzw. Beta-Zellen – aufgrund von jahrelangem Nährstoffmangel nicht richtig entwickeln und so nur wenig körpereigenes Insulin produzieren kann. Die Erkrankung bricht daher laut der Studie meist schon vor dem 30. Lebensjahr aus. Zudem sind mit rund 85 Prozent deutlich häufiger Männer als Frauen betroffen.
Menschen mit Typ-5-Diabetes haben laut dem IDF einen Insulinmangel, sind aber nicht insulinresistent wie Typ-2-Diabetiker. Das bedeutet, dass ihr Körper zu wenig Insulin produziert und der Blutzuckerspiegel in der Folge steigt. Betroffene können die Stoffwechselerkrankung dem Verband zufolge daher mit oralen Antidiabetika behandeln und müssen in der Regel kein Insulin spritzen. Da Typ-5-Diabetes vor allem in „ressourcenarmen Regionen“ vorkommt, würde eine solche kostengünstigere Therapie bei der Versorgung der Patientinnen und Patienten helfen, erklärt der IDF.
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