Pressestimmen zur Lockdown-Verlängerung: Die Corona-Maßnahmenwerden bis zum 7. März verlängert. Darauf haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der Länder am Mittwoch nach mehrstündigen Beratungen verständigt. Eine sinnvolle Strategie? Hier Reaktionen und Kritik der Medien im Überblick.
"Es scheint so, als hätten sich unsere Politiker verliebt in den Lockdown. Weiter und weiter und immer weiter. Verlängern und verlängern und verlängern. Es ist ja so schön bequem. Mit einem Federstrich ist alles erledigt. Man muss sich keine weiteren Gedanken machen. Dabei wäre es endlich, endlich an der Zeit an morgen, an übermorgen zu denken." Nordbayerischer Kurier
"Wir müssen aufpassen, dass wir im Zuge der Pandemie nicht zu einer Zweiklassengesellschaft werden: diejenigen, die dem Lockdown in der Tendenz eher gelassen begegnen können (gesichertes Einkommen, keine Betreuungsprobleme mit Kindern) und diejenigen, die ihrem Ruin ins Auge sehen (Kulturschaffende, Betreiber von Fitnessstudios)." Nürnberger Nachrichten
"Dass der Bund-Länder-Gipfel Kritik verdient, liegt in der weiterhin fehlenden Perspektive, wie wir aus dem Dauer-Lockdown herauskommen. Statt sich über ein paar Tage hin oder her oder über die Öffnung der Friseure zu streiten, sollten Regierung und Länderchefs lieber eine Strategie ausarbeiten, die diesen Namen verdient. Ein Blick in das neue Konzept der No-Covid-Initiative könnte hilfreich sein. Die Wissenschaftler plädieren unter anderem für grüne Zonen als Anreiz für die Bevölkerung, für ein europaweites Vorgehen und für konsequentes Testen und Nachverfolgen. Einen Versuch wäre es wert." Heilbronner Stimme
Presseschau zur Lockdown-Verlängerung: "Das macht die Republik kirre"
"Der Lockdown wird verlängert. Zwar sind Abstufungen geplant - allen voran für Schulen und Kindergärten sowie für Friseure. Der Rest der Republik aber bleibt eingefroren. Das ist einerseits richtig und eine Lehre aus dem Herbst, als zu viele Ministerpräsidenten nicht so wollten, wie Angela Merkel wollte: dichtmachen. (...) Andererseits hat die jüngste Ministerpräsidentenkonferenz gezeigt, was bereits die vorherigen Ministerpräsidentenkonferenzen zeigten: So, wie es ist, kann es nicht bleiben. Es ist ausgeschlossen, weiter im Rhythmus von Ministerpräsidentenkonferenzen zu lockern oder zu schließen. Das macht die Republik kirre." Hannoversche Allgemeine Zeitung
"Was für den Einzelnen - Friseur, Gastronom, Händler, Schüler - hoch relevant ist, hat für die gesamte Gesellschaft nur bedingt eine Bedeutung. Wenn jetzt also das Haareschneiden lange vor dem ersten Bier an der Theke wieder erlaubt wird, jubelt eine Minderheit, während der Rest der Republik abwägt, ob das nicht vielleicht doch etwas zu gewagt sein könnte. Auch ein baldiger Schulbeginn findet nicht nur Anhänger. Corona geht 2021 in die Verlängerung - und genau damit hatten die meisten nicht gerechnet." Rhein-Neckar-Zeitung

"Die Corona-Pandemie ist eine Zumutung für uns alle, hat die Kanzlerin gesagt. Das ist richtig. Niemand hat sich dieses Virus gewünscht, auch nicht die Politik, die sich nun damit herumschlagen muss. Doch sollte die Politik der Zumutung durch die Naturkatastrophe auch nicht unentwegt weitere menschengemachte Zumutungen hinzufügen. Genau das tut sie leider. Viele Betriebe und Selbstständige kämpfen wegen der Maßnahmen der Regierung ums nackte Überleben. Aber auf die vollmundig zugesagten Hilfen warten die meisten von ihnen noch immer vergeblich. Mit jedem weiteren Tag des Missmanagements wächst die Gefahr eines Massensterbens im Mittelstand." Merkur
Pressestimmen zu Corona-Beschlüssen: "Die obersten Pandemiemanager verlieren mehr und mehr Autorität"
"Weniger Verständnis verdient, dass nach fast einem Jahr noch nicht geklärt ist, welche Rolle Friseure, Geschäfte oder Gastronomie beim Infektionsgeschehen spielen. Um Daten und Studien zu diesen Fragen hat sich die Regierung nie ernsthaft bemüht. Stattdessen genügte ihr ein pauschaler Schließungsansatz, von dem man sich eine allgemeine Reduzierung der Kontakte erhoffte." Handelsblatt
"Die obersten Pandemiemanager verlieren mehr und mehr Autorität. Der Regierung in Berlin ist es nicht gelungen, das Potenzial eines reichen Hightech-Landes wie Deutschland in der Krise auszuschöpfen. Es gibt keine Corona-App, es gibt nicht genügend Impfstoff, es wird nicht genügend getestet und nachverfolgt, es wurde nicht ausreichend geforscht, um neue Viren zu identifizieren oder gezielter runterzufahren. Es gibt keine Strategie. Der Kanzlerin fehlt die Autorität einer erfolgreichen Krisenmanagerin." Volksstimme
"Zu herbeigequält wirkt der Konsens, dem Gemeinwesen noch einmal drei Wochen des Durchhaltens zuzumuten. Der Hinweis, bei einer stabilen Inzidenz unter 35 würden weitere Lockerungen möglich, bleibt für Handel und Gastronomie zu vage. Auch Kulturschaffende hätten verbindlichere Perspektiven gebraucht. Bei den Schulöffnungen zeichnet sich heilloses Durcheinander ab." Badische Zeitung