Im Verleumdungsprozess zwischen Hollywood-Star Johnny Depp und seiner Ex-Ehefrau Amber Heard hat sich die Jury größtenteils auf die Seite von Depp gestellt - aber auch Heard in einigen Punkten recht gegeben. Der Prozess wurde live gestreamt und damit auch zum Social Media-Spektakel. Verloren haben dadurch beide, da sind sich Kommentare und Pressestimmen einig. Der Überblick.
"Die Verhandlung der gegenseitigen Verleumdungsklagen von Johnny Depp und Amber Heard reflektiert die rasant schrumpfenden Kapazitäten der Amerikaner für wichtige gesellschaftliche Debatten, und sie setzt neue Standards der Auseinandersetzung. Gewonnen haben Netzwerke wie Tiktok und Twitter, auf denen Hohn und Spott und Desinformationen zu einem enormen Nutzerengagement führten. (...) Verloren hat eine Gesellschaft, die nicht mehr in der Lage ist, sich ernsthaft mit wichtigen Themen auseinanderzusetzen." FAZ
"Johnny Depp hat Recht bekommen. Viele feiern das Urteil als Befreiungsschlag männlicher Missbrauchsopfer. Die giftige Prozessbegleitung auf Social Media spricht dagegen." Zeit
"Verloren haben in jedem Fall Opfer häuslicher und sexueller Gewalt. Denn die Causa Depp gegen Heard wird für eine sehr lange Zeit als Argument, Frauen nicht zu glauben, angeführt werden." Frankfurter Rundschau
Pressestimmen zum Prozess Depp vs. Heard: "Ein Trauerspiel"
"Was sich rund um den aktuellen Prozess ereignet hatte, war ein Trauerspiel. Vor einer Urteilsverkündung war die Meinung der Öffentlichkeit bereits gemacht. Depp sollte der Held sein, die Frau lügt. Frauenfeindliche Memes wurden geteilt, Heard wurde mit dem Hashtag #AmberTurd (dt.: #AmberScheisse) bezeichnet, die Schauspielerin wurde lächerlich gemacht." fm1today
"Selten bekam man so detaillierte Einblicke in die Paarbeziehung von zwei Stars wie während des Prozesses zwischen Johnny Depp und Amber Heard. Zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, war schwierig. Das Urteil zugunsten von Depp löst nun heftige Kontroversen aus." NZZ
"Jedem Menschen steht ein Maß an Würde zu. Jedem Menschen steht zu, auch als Mensch begriffen zu werden. Und dass Momente großer Verwundbarkeit nicht zum globalen Spektakel werden. Das gilt selbst dann, wenn Hollywood-Karrieren und Millionen Dollar auf dem Spiel stehen. Depp und Heard haben das Recht auf eine Gerichtsverhandlung, nicht weniger, aber auch nicht mehr. In dieser Hinsicht liegt der Anfangsfehler bei der zuständigen Richterin. Dieser Prozess hätte nie live gestreamt werden dürfen." Der Standard
"Verloren haben am Ende beide." Bunte
"Das wirkliche Drama besteht darin, dass das Eigentliche völlig aus dem Blickfeld geraten ist. Amber Heard reichte die Scheidung wegen Misshandlungen ein. In der "Washington Post" schrieb sie: "Ich habe mich gegen sexualisierte Gewalt gewehrt und den Zorn der Gesellschaft gespürt." Jetzt ergeht es ihr noch einmal so, nur dass die Jury den Zorn der Gesellschaft auch noch zur Richtschnur ihres Urteils gemacht hat." t-online
"Das Ergebnis: Hass, Hetze und massenhafte Morddrohungen in den sozialen Medien, vor allem gegenüber Heard. Was unterging: eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einem Thema, das pro Jahr etwa zehn Millionen Menschen in den USA betrifft - die physische und psychische Gewalt in Beziehungen." Tagesschau