Die Zeitung taz hat einmal über ihn geschrieben, er sei ein Philosoph, gefangen im Körper eines Schlagersängers. Und wer Roland Kaiser schon persönlich getroffen hat, kann das bestätigen. Der 69-Jährige wirkt erstaunlich reflektiert. Mit ihm kann man sich über Politik genauso ernsthaft unterhalten wie über Wirtschaft oder eben Philosophisches.
Das erwartet man von einem Sänger der leichten Muse erst einmal eher nicht. Zumal, wenn er in seinem Hochglanz-Anzug mit Einstecktuch auf den ersten Blick wie einer rüberkommt, dem das Inhaltliche nicht so wichtig zu sein scheint. Aber vielleicht soll die Kleidung unbewusst das Signal senden: Leute, ich habe es geschafft!
Roland Kaiser war sich für keine Arbeit zu schade
Denn Roland Kaiser, der bürgerlich eigentlich Ronald Keller heißt, hatte vor seiner Karriere Ausbildungen zum Einzelhandels- und zum Automobilkaufmann hinter sich. Er arbeitete auch als Postfahrer oder Telegrammbote. Als Hochzeits- und Kneipensänger verdiente er sich nebenbei etwas dazu.
Zur professionellen Musik, an der er nach eigenen Angaben zunächst nur ein „Interesse temporären Ausmaßes“ hatte, ist er gekommen, als er vor inzwischen fast 50 Jahren einem Berliner Produzenten eindrucksvoll Presleys „In the Ghetto“ vorsang. Es war der Start in eine beeindruckende Karriere. Roland Kaiser hat bis heute 90 Millionen Tonträger verkauft!
Der Mann ist einer, der es sich und anderen immer wieder beweisen wollte. Die Wurzeln liegen wohl in den frühen Umständen seines Lebens. Denn seine Mutter hatte ihn als Findelkind ausgesetzt. Der Bub wuchs bei einer Adoptivmutter in Berlin-Wedding auf.
Für ihn als Sänger dauerte es einige Jahre, bis er 1977 mit dem Song „Sieben Fässer Wein“ seinen kommerziellen Durchbruch hatte. Fortan ging es steil bergauf. Drei Jahre später veröffentlichte Kaiser seine bis heute erfolgreichste Single „Santa Maria“. Das Lied, die deutsche Version eines italienischen Hits, darf noch heute auf keinem Konzert fehlen. Ronald Keller war jetzt Deutschlands Schlagerkaiser. Später kam die Karriere ein wenig ins Schlingern.
Eine schwere Krankheit veränderte das Leben des Schlagerstars
In den 90er Jahren unterhielt der Sänger, der mit seiner dritten Frau in Münster lebt, die deutsche Öffentlichkeit mit einer Scheidung. Und dann kam es noch schlimmer. Die Schockdiagnose lautete: COPD, eine unheilbare Lungenkrankheit. Sofort nach der Diagnose hörte er mit dem Rauchen auf und hatte das Glück, nach jahrelangem Warten eine Spenderlunge zu erhalten. Mit der kommt Kaiser seitdem so gut zurecht, dass er sagt, er habe sich noch nie so gut gefühlt wie heute. Auch musikalisch ist der Künstler wieder sehr erfolgreich. Aktuell hat er zudem eine Autobiografie herausgebracht, die er gerade auf der Buchmesse in Frankfurt vorstellt.
Und noch etwas: Roland Kaiser hat nie vergessen, woher er kommt. Für sein Engagement zugunsten Benachteiligter ist er mit dem Albert-Schweitzer-Preis ausgezeichnet worden.