TV-Hammer am Freitagmorgen: RTL Deutschland hat eine verbindliche Vereinbarung zum Erwerb des Pay-TV-Senders Sky Deutschland unterschrieben. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt behördlicher Zustimmung. Diese wird für 2026 erwartet. Danach wird Sky Deutschland aus der pan-europäischen Sky-Gruppe, die zum US-Konzern Comcast gehört, herausgelöst. Geführt werden soll Sky Deutschland dann von RTL-Deutschland-Chef Stephan Schmitter. Manuel Weis (39), seit zwei Jahrzehnten Medienjournalist, ordnet den TV-Hammer ein.
Wieso wurde Sky verkauft?
Verhandlungen über einen Sky-Verkauf gab es schon 2022. Auch damals sollen Gespräche mit großen deutschen Unternehmen geführt worden sein. Die Gespräche scheiterten. Sky hat sich seitdem noch mehr auf sein Kernprodukt Sport und insbesondere Bundesliga fokussiert und ist als Sieger aus der so wichtigen Bundesliga-Rechte-Auktion hervorgegangen. Die Aussicht auf vier weitere Jahre Live-Bundesliga hat dann die Türen für neue Verkaufgsgespräche wieder geöffnet. RTL, mit dem es schon seit eineinhalb Jahren einen Programmaustausch gibt, war da naheliegender Partner.
Der US-Gigant Comcast (Mutterfirma von NBC, Universal und Co.) hatte Sky vor sieben Jahren für rund 33 Milliarden Euro gekauft. Im Kern ging es den Amerikanern aber um Sky UK und auch um technisches Know-How. Mit der Entwicklung - insbesondere von Sky Deutschland - soll man in den ersten Jahren nach der Übernahme nicht zufrieden gewesen sein, wie Branchenkenner sagen. Auch wenn sich wesentliche Sky-Kennzahlen jüngst verbessert haben sollen, war das Ziel der Manager am Comcast-Sitz wohl immer der Verkauf.
RTL kauft Sky: Was bedeutet das für die Fans?
Erst einmal nichts. Bis 2026 bleibt sowieso alles beim Alten. Wenn Sky Deutschland dann unter das RTL-Dach geschlüpft ist, sollen die Marken Sky und Wow weitergeführt werden, heißt es. Entsprechende Lizenzen sind im Gesamtkaufpreis (150 Millionen plus maximal weitere 377 Millionen je nach Aktienkurs der RTL Group) enthalten. Wie wahrscheinlich es wirklich ist, dass RTL auch in einigen Jahren noch alle Marken führt, steht auf einem anderen Blatt.
Viele Punkte sind ohnehin noch offen, exakte Strategien müssen entwickelt werden. Beispiel: Seit rund einem Jahr vertreibt Sky mit Sky Stream eine Box, deren Software auf einem Produkt des Noch-Eigentümers Comcast basiert. Das ist nur ein Bereich, in dem Sky Deutschland tief mit dem Comcast-Konzern verwoben ist. Was akut kein Problem ist, wird langfristig sicherlich Gegenstand von Überlegungen, zumal RTL mit RTL+ bekanntlich eine eigene erfolgreiche Streaming-Plattform betreibt.
Werden Sky oder Wow jetzt billiger?
Das ist nicht zu erwarten. Bertelsmann-Chef Thomas Rabe (die RTL Group gehört zu Bertelsmann) sprach am Freitagvormittag davon, dass das einst defizitäre Sky Deutschland in diesem Jahr profitabel werden soll. Da hilft sicher auch eine zuletzt vorgenommene rund 15-prozentige Preiserhöhung, die vor Wochen Schlagzeilen machte. Sky muss weiterhin die hohen Rechtekosten vor allem für die Bundesliga bezahlen. Denkbar, aber Zukunftsmusik, sind jedoch Bundle-Angebote mit verschiedenen RTL-Abos.
Wie ändert sich das Programm?
RTL-Deutschland-Chef Stephan Schmitter versprach, dass Live-Sport kein Luxusgut werden solle. Nach Vollzug der Transaktion bieten sich Spielräume. Konkret sprach Schmitter davon, auch mal zwei DFB-Pokalspiele an denen Sky Rechte hat im RTL-Programm zeigen zu können. Und er liebäugelte damit, dass künftig wieder mehr als die aktuell jährlich sieben Formel1-Rennen im Free-TV laufen können. Für eine Stärkung des Sky-Sport-Programms nannte er noch keine Beispiele.
Weil mit dem Deal binnen drei Jahren 250 Millionen Euro an Einsparungen durch Synergieeffekte einhergehen sollen, ist damit zu rechnen, dass es auch im Programm zu Zusammenlegungen kommt. Schwer vorstellbar, dass es künftig wirklich zwei Produktionen von ein und dem selben Fußballspiel für Free- und Pay-TV gibt. Sky hält bis Sommer 2029 zahlreiche Live-Rechte an der Bundesliga. RTL hat Liverechte am Zweitliga-Topspiel und Highlight-Rechte an allen Bundesliga-Spielen, dazu alle Spiele der Europa League.
Wieso macht RTL das?
Alle deutschen Medienunternehmen sehen sich im direkten Wettbewerb mit den immer mächtiger werdenden US-Riesen. Nach RTL-Angaben hat RTL+ derzeit 6,3 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten. Sky und Wow kommen zusammen auf 5,1 Millionen. Addiert man diese, käme man auf 11,4 Millionen aktive Pay-TV-Abos.
Sind RTL+ und Sky aktuell die Nummer 4 und 5 auf dem deutschen Markt, überholen sie zusammen Disney+ und liegen auf Platz drei. Bertelsmann-Chef Thomas Rabe sieht RTL nach dem Sky-Erwerb auf Augenhöhe mit Netflix und Amazon.
Wie fallen die Reaktionen auf den geplanten Kauf aus?
Während beide Unternehmen die geplante Transaktion als Win-Win-Deal verkaufen, sorgen die Pläne insbesondere in der Medienbranche für neue Unsicherheit. Die angesprochenen Synergieeffekte dürften zu Lasten von Arbeitsplätzen erfolgen.
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