Extremes Winterwetter mit riesigen Schneemengen beherrscht den dritten Tag in Folge weite Teile Deutschlands und führt zu Stillstand auf Straßen und Schienen.
Auf der A2 bei Bielefeld verbrachten Fahrer und Mitfahrende die ganze Nacht auf der Straße und mussten bei klirrender Kälte zum Teil mehr als 16 Stunden lang in ihren Autos ausharren. Die Autobahn wurde zeitweise in beiden Fahrtrichtungen gesperrt - insgesamt bildeten sich rund um Bielefeld am Dienstagmorgen mehr als 70 Kilometer Stau. Die Polizei wollte sich aus einem Hubschrauber ein Bild von der Lage machen. Auch auf anderen Autobahnen wie der A4 in Osthessen kam es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen.
Bahnverkehr wegen des vielen Schnees eingeschränkt
Von Dresden aus fuhren am Dienstag bis auf weiteres keine Fernverkehrszüge in Richtung Leipzig, Frankfurt, Hannover und Köln, wie es im Internetauftritt der Bahn hieß. Auch zwischen Hamburg und Kiel, zwischen Hamburg und Lübeck sowie zwischen Hamburg und Westerland auf Sylt rollten demnach keine Fernzüge.
Der Hauptbahnhof Kassel war am Dienstag für den Zugverkehr gesperrt. Derzeit werde mit Hochdruck daran gearbeitet, den Betrieb wieder aufzunehmen, teilte ein Sprecher der Bahn mit. Der Schnee auf den Dächern der Bahnsteige müsse in mehreren Schichten abgetragen werden. Bis zum Mittwoch solle der Zugang zum Bahnsteig der Regiotram wieder freigegeben werden. Im Anschluss sollen dann die anderen Bahnsteige folgen. Zuvor hatte das Portal "hessenschau.de" berichtet, dass Statiker sich um die Stabilität der Dächer sorgen.

Derweil ist auch der öffentliche Nahverkehr in Kassel weiterhin eingeschränkt. Weil Schnee auf den Straßenbahnschienen liegt, kann die Tram nicht fahren. Mit Baggern sollen die Schneemassen abtransportiert werden.
Starker Schneefall an der Ostsee
Für die Ostsee sagte der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Dienstag teils starken Schneefall mit Schneeverwehungen voraus. Für Ostholstein galten deswegen am Dienstag amtliche Unwetterwarnungen. An den Küsten sei es windig bis stürmisch. Für den Süden Deutschlands meldeten die DWD-Meteorologen leichten Schneefall. Verbreitet herrsche außerdem Dauerfrost.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer appellierte an die Bürger im Norden und in der Mitte Deutschlands, mindestens bis Mittwoch auf Reisen zu verzichten. "Bei solchen extremen Bedingungen können selbst die beste Weichenheizung und das beste Räumfahrzeug an ihre Grenzen geraten", sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstag).
Kraftwerk in Nürnberg nach Großbrand ausgefallen
In Nürnberg fiel bei eisigen Temperaturen ein Großkraftwerk nach einem Brand aus. Etwa 15.000 Menschen waren davon betroffen. In zwei Stadtteilen war nach Angaben des Energieunternehmens N-Ergie die Versorgung mit Fernwärme beeinträchtigt. "Wir gehen momentan nicht davon aus, dass die Heizungen komplett ausfallen", sagte ein Sprecher von N-Ergie. "Es wird aber spürbar kälter in den Häusern werden." Die Stadt rief am Dienstag den Katastrophenfall aus.
Obdachlosenhilfe im Winter
Unterdessen verstärkten Hilfsorganisationen mancherorts ihren Einsatz für Obdachlose. So war etwa in Hannover am Montagabend erneut der "Kältebus" der Johanniter unterwegs, um Bedürftige mit warmem Essen und Trinken zu versorgen. Die Stadt Frankfurt am Main hatte nach Angaben einer Sprecherin bereits am Wochenende die Öffnungszeiten einer Winterübernachtung in einer U-Bahn-Station verlängert.
Amazon stellt Betrieb in Logistiklager in Leipzig ein
Wegen großer Schneemassen auf dem Dach hat Amazon den Betrieb in seinem Logistiklager in Leipzig vorübergehend eingestellt. Die Entscheidung sei am Montagabend getroffen worden, sagte Amazon-Sprecher Stephan Eichenseher am Dienstag. Zuvor hatte die "Leipziger Volkszeitung" darüber berichtet. Die Mitarbeiter der Spätschicht seien nach Hause geschickt worden. Auch am Dienstag ruhte der Betrieb in der Halle.

In Erfurt wurden die Menschen kreativ: Sie fuhren auf den Domtreppen Ski und Schlitten. Ab Mittwoch soll das laut dem Erfurter Dombauamt verboten sein.
