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"Sind sie ein Monster?" Vor 50 Jahre wurde Charles Manson zum Tode verurteilt

Charles Manson

"Sind sie ein Monster?" Vor 50 Jahre wurde Charles Manson zum Tode verurteilt

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    Charles Manson auf dem Weg zum Gericht: Heute vor genau 50 Jahren, am 29. März 1971, wurde Manson zum Tode verurteilt.
    Charles Manson auf dem Weg zum Gericht: Heute vor genau 50 Jahren, am 29. März 1971, wurde Manson zum Tode verurteilt. Foto: Uncredited

    "Sind Sie ein Monster?", fragte ihn im Jahr 1987 ein Journalist. "Sie sehen, was Sie bekommen", antwortete Charles Manson. Er saß zu diesem Zeitpunkt in der kalifornischen Haftanstalt, in der er fast fünf Jahrzehnte verbracht hatte - und das er nicht mehr lebend verlassen sollte.

    Heute vor genau 50 Jahren, am 29. März 1971, verurteilte ein Gericht Charles Manson zum Tode. Staatsanwalt Vincent Bugliosi hatte den nicht einmal 1,60 Meter großen Sekten- und Kommunenführer im Prozess wegen eines grausigen Ritualmordes an sieben Menschen zu eben diesem Monster stilisiert. Manson selbst war aber gar nicht dabei, als Anhänger seiner "Manson Family" an zwei Sommernächten im August ihre Verbrechen verübten.

    Am 9. August 1970 verschaffte sich die erste Mörderbande Zutritt zu einer Villa, in der früher der Musikproduzent wohnte, der Manson zu einer B-Seite bei den Beach Boys verholfen hatte. Die einzige und letzte Nummer des nur mäßig begabten Song-Schreibers, der darüber verbittert war.

    Die Schauspielerin Sharon Tate wurde brutal ermordet

    Unter den vier Opfern der blutigen Mordnacht war die Schauspielerin Sharon Tate, die im achten Monat schwanger war. Vater des Kindes war ihr Ehemann, der Regisseur Roman Polanski. Tags darauf ermordete eine zweite Gruppe den Supermarktketten-Besitzer Leno LaBianca und seine Frau Rosemary. Die Polizei fand in beiden Häusern die Wände mit dem Blut der Opfer verschmiert, darunter Parolen wie "Death to Pigs" ("Tod den Schweinen") und "Rise" ("Steht auf").

    Manson war getrieben von Drogen und seiner Vision eines Rassenkriegs, den er mit den Bluttaten von Los Angeles anzetteln wollte. Doch stattdessen führte der Mord den Kleinkriminellen aus Cincinatti lebenslang ins Gefängnis; zusammen mit vier Mitgliedern der "Family".

    Der Prozess geriet zum nationalen Spektakel, weil er in allen Details die Perversionen der von sexueller Ausbeutung und LSD-Trips bestimmten Kommune beleuchtete. Eine wichtige Kronzeugin in dem Prozess war die frühere Manson-Anhängerin Linda Kasabian, die in der Mordnacht Schmiere stand und die Gruppe chauffierte. Im Gegenzug für eine Bewährungsstrafe sagte sie gegen die Angeklagten aus.

    Manson selbst beteuerte, nie getötet und niemanden dazu angestiftet zu haben. Tatsächlich war er bei den Bluttaten nicht dabei, doch Staatsanwalt Vincent Bugliosi stellte ihn als satanisches Monster und Drahtzieher dar, dem die Frauen wie "hirnlose Roboter" folgten.

    Charles Mansons Anhänger (von links)  Susan Atkins, Patricia Krenwinkel und Leslie Van Houten kommen ins Gericht, wo sie sich für ihre Rolle in den Morden an sieben Menschen, darunter die Schauspielerin Sharon Tate, in Los Angeles verantworten müssen.
    Charles Mansons Anhänger (von links)  Susan Atkins, Patricia Krenwinkel und Leslie Van Houten kommen ins Gericht, wo sie sich für ihre Rolle in den Morden an sieben Menschen, darunter die Schauspielerin Sharon Tate, in Los Angeles verantworten müssen. Foto: George Brich

    Keine der Frauen beschuldigte den Anführer. Sie hielten loyal zu Manson, den sie als "Jesus Christus" verehrten. Manson-Kumpane Charles "Tex" Watson, der in beiden Mordnächten zugeschlagen hatte, kam in Texas vor Gericht. Auch er wurde zum Tode verurteilt.

    Das Verfahren endete mit der Todesstrafe für Charles Manson und seine drei "Todesengel"

    Das Verfahren endete mit einem Todesurteil für den von seinen Anhängern als Heilsbringer verehrten Scharlatan Charles Manson, seine "drei Todesengel" Susan Atkins, Patricia Krenwinkel und Leslie Van Houten sowie Charles "Tex" Watson. Die jungen Frauen der selbsterklärten Hippie-"Family" waren 21 bis 23 Jahre alt.

    Charles Manson wurde zu einem der berühmtesten Gefangenen der USA. Auf sein Rendezvous mit dem Teufel musste er dann noch 48 Jahre warten. Dank einer Entscheidung des Obersten Verfassungsgerichts der USA, das 1972 die Todesstrafe vorübergehend abgeschafft hatte, wanderten die Verurteilten nicht wie geplant in den Todestrakt, sondern lebenslang hinter Gitter.

    Susan Atkins stellte 13 Gnadengesuche, bevor sie 2009 im Alter von 61 Jahren im Gefängnis an Krebs starb. Patricia Krenwinkel (73) hatte 2017 zum 14. Mal erfolglos um Gnade gebeten. Ihre Taten von damals würden sie jeden Tag verfolgen, sagte die grauhaarige Frau vor dem Begnadigungsausschuss. Leslie Van Houten (71) erhielt im vorigen November vom kalifornischen Gouverneur ihre 22. Absage, obwohl eine Bewährungskommission ihre Freilassung wegen guter Führung empfohlen hatte.

    Was Charles Manson, dem Gauner im Hippie-Pelz, in Freiheit verwehrt war, genoss er in seiner Zelle. Die Verbrechen hatten ihn weltberühmt gemacht. Dabei war Manson nach Einschätzung seiner Gutachter nicht viel mehr als ein Feigling. Aber einer mit Anziehungskraft auf einen bestimmten Frauentypus, die im Gefängnis weiterwirkte. 2015 hätte er fast noch einmal geheiratet. Seine Verlobte machte allerdings zur Bedingung, den mit einem Hakenkreuz tätowierten Körper nach dem Tod ausstellen zu dürfen. Der große Manipulator wehrte sich, selber manipuliert zu werden.

    Nach fast fünf Jahrzehnten hinter Gittern starb der Charles Manson im November 2017 eines natürlichen Todes. Er wurde 83 Jahre alt.

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