Auch drei Jahre nach Beginn des russischen Angriffs gegen die Ukraine suchen zahlreiche Menschen aus dem Kriegsland weiter Schutz in Hessen. Wie das Innenministerium mitteilte, kamen seit dem 24. Februar 2022 infolge des Krieges inzwischen mehr als 99.000 Männer, Frauen und Kinder nach Hessen (Stand 16. Februar 2025).
«Hessen steht fest an der Seite der Ukraine», bekräftigte Innenminister Roman Poseck (CDU) in Wiesbaden. Dabei geht die Hilfe über die Aufnahme von Flüchtlingen hinaus. Der Minister kündigte an, er werde Ende Februar einen weiteren Hilfskonvoi von Frankfurt in die Ukraine persönlich verabschieden.
Insgesamt seien seit Beginn der Ukrainehilfe bereits mehr als 110 Transporte im Wert von 12,6 Millionen Euro auf den Weg geschickt worden, darunter Lebensmittelpakete, Feldbetten und medizinisches Material.
Minister wünscht «tapferen Ukrainern» baldiges Ende des Krieges
Das Land Hessen habe das Kriegsgebiet zudem mit Feuerwehrfahrzeugen unterstützt. «Damit haben wir zumindest einen kleinen Beitrag leisten können, um den leidgeprüften Ukrainern in dieser schrecklichen Notlage zu helfen», erklärte Poseck. «Für die tapferen Ukrainer hoffe ich sehr, dass der Krieg bald ein Ende findet – denn die eigene Heimat kann kein Land ersetzen.»
Allein die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen registrierte seit Kriegsbeginn und bis zum Stichtag 18. Februar dieses Jahres insgesamt 46.110 Geflüchtete aus der Ukraine, wie das Regierungspräsidium Gießen auf dpa-Anfrage mitteilte. Darunter seien auch Menschen, die zwischenzeitlich in ihre Heimat ausgereist, dann aber wieder nach Deutschland gekommen seien.
Im Zeitraum von 1. Dezember 2024 bis zum genannten Stichtag kamen pro Tag durchschnittlich 13 Personen aus der Ukraine in der Erstaufnahmeeinrichtung an. Da die Zugänge von Geflüchteten aus anderen Ländern zuletzt zurückgingen, stellten die Ukrainer derzeit die größte Gruppe der Ankömmlinge dar, erklärte das Regierungspräsidium.
Tausende ukrainische Staatsangehörige gehen arbeiten
Viele der ukrainischen Flüchtlinge, die schon länger in Deutschland sind, haben inzwischen einen Job. Nach den aktuellsten verfügbaren Zahlen waren im Juli 2024 insgesamt 20.429 Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in Hessen erwerbstätig, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Darunter sind 15.993 Männer und Frauen mit einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Zudem absolvierten im selben Monat 305 ukrainische Staatsangehörige eine sozialversicherungspflichtige Ausbildung.
Erste Kinder und Jugendliche machen ihre Schulabschlüsse
Seit Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine haben hessische Schulen weit über 30.000 ukrainische Kinder und Jugendliche aufgenommen, wie das Kultusministerium mitteilte. Mehr als 10.000 ukrainische Kinder und Jugendliche sind mit ausreichenden Deutschkenntnissen aus den Intensivklassen bereits in den Regelunterricht gewechselt. Einige haben auch schon einen Schulabschluss in der Tasche - darunter sind 164 Hauptschulabschlüsse, 19 Jugendliche bestanden das Abitur.
Ukrainische Lehrer unterrichten Sprachen und Kultur
Im Januar 2025 unterrichteten rund 300 ukrainische Lehrkräfte an Hessens Schulen in verschiedenen Fächern. Sie waren vor allem bei Deutsch als Zweitsprache und beim Pilotprojekt «Ukrainisch als zweite Fremdsprache» beziehungsweise in der Sprach- und Kulturvermittlung in ukrainischer Sprache aktiv.
Etwas ganz Besonderes entstehe am Johanneum Gymnasium im mittelhessischen Herborn, teilte das Ministerium mit. Als eine von 30 Schulen aus Europa und als einzige aus Deutschland baue das Gymnasium mit ukrainischen Schulen eine Partnerschaft auf.
«Es ist für uns ein trauriger Tag»
In Frankfurt kümmert sich das Ukrainian Coordination Center (UCC) um die Anliegen der Ukrainerinnen und Ukrainer, die vor dem Krieg nach Deutschland flohen. Das UCC organisiert am kommenden Montag (18.30 Uhr) eine Mahnwache auf dem Römerberg. Auch eine Schweigeminute ist geplant, sagt Viktoriia von Rosen, die das UCC nach dem Angriff auf die Ukraine mit aufgebaut hat. «Es ist für uns ein trauriger Tag», sagte von Rosen. Gedacht werde nicht nur der Opfer der vergangenen drei Jahre, sondern auch derjenigen seit der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014.
«Jeder hat einen Teil oder die ganze Familie in der Ukraine. Viele haben die große Hoffnung, bald zurückzukönnen, aber viele haben auch kein Zuhause mehr», sagt von Rosen. Wie es dort weitergehe, sei derzeit eine große Frage, auch für ganz Europa. «Das Einzige, was bleibt, ist zu hoffen», sagt von Rosen. «Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit, das wünschen wir uns für ganz Europa.»

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