Elizabeth von Kronachtal, kurz «Ella», streift durch dicht gewachsenes Gestrüpp, umgestürzte Bäume und Totholz. Im Naturschutzgebiet Kühkopf nahe dem südhessischen Stockstadt bewegt sie sich flink im Unterholz. «Ella» hat eine Mission: Der sechs Jahre alte Deutsche Schäferhund sucht tote Schweine.
Seit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest sind zur Bekämpfung der Krankheit in Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg Teams mit Kadaverspürhunden im Einsatz. Sie sollen verendete Wildschweine ausfindig machen und so eine weitere Verbreitung der für die Tiere fast immer tödlichen, für Menschen ungefährlichen Krankheit verhindern.
Bislang mehrere tausend tote Wildschweine
Seit dem Bekanntwerden des ersten Falls von Schweinepest Mitte Juni vergangenen Jahres sind Dutzende Teams mit solchen speziell ausgebildeten Hunden täglich in den betroffenen Regionen unterwegs.
Nach Angaben des hessischen Landwirtschaftsministeriums wurden Stand 12. Februar gut 3.000 tote Wildschweine gefunden. Mehr als 1.100 trugen das tödliche Virus in sich. Nicht mitgerechnet, mehr als 3.500 Hausschweine, die in betroffenen Betrieben vorsorglich getötet werden mussten.
Weitestgehend täglich finden die Teams tote Schweine. «Wir haben selten mal Tage, an denen wir nichts finden», sagt Marcel Schäfer. Er ist einer der Koordinatoren der Teams und seit Juni mehr oder minder ununterbrochen dabei. Und es sind keine schönen Bilder, die die Hundeführer und Suchtrupphelfer manchmal sehen.
Sich quälende Tiere und scheußliche Kadaver
Da sind völlig orientierungslose Wildschweine, bei denen die Krankheit gerade ausgebrochen ist oder sie liegen Schäfer zufolge zappelnd am Boden. Sich quälende Tiere dürfen die Suchtrupps nicht selbst erlösen, sondern müssen den örtlich zuständigen Jäger informieren. Es würden auch tote Schweine mit Madenbefall entdeckt. «Wir kennen sie in allen Aggregatzuständen», sagt auch Hundeführer Markus Ebel. Am Schlimmsten laut Schäfer: «Ein krankes Muttertier und sechs gesunde Frischlinge, die aber nicht überlebensfähig sind.»
Auf die Kadaver getrimmt
Bevor «Ella» mit einem GPS-Sender-Halsband ein kartiertes Waldstück absucht, lotet ihre Hundeführerin Dorothea Ulshöfer die Windrichtung aus. Dann geht sie zusammen mit Ebel und Suchtrupphelferin Jessica Herfort samt der flinken «Ella» in das markierte Gebiet. Wittert ein Spürhund ein totes Schwein, ändert er die Laufrichtung, schlägt an oder positioniert sich vor ihm. Die Hunde seien speziell auf das Aufspüren der Kadaver, nicht auf das Virus trainiert, sagt Ulshöfer.
Das TCRH Training Center Retten und Helfen Mosbach in Baden-Württemberg, das die Suche in den inneren beiden Sperrzonen in Südhessen koordiniert, hat Schäfer zufolge mehr als 100 Teams. Die Helfer - Schüler, Rentner, Teilzeitbeschäftigte oder Selbstständige - seien alle ehrenamtlich im Einsatz und opfern ihre Freizeit und ihren Urlaub. Und für die Hunde sei die Arbeit nicht immer ungefährlich. Mindestens ein Spürhund sei von einem Wildschwein getötet und weitere verletzt worden.
Gute Nase und Gehorsam
Ausgebildet werde die Hunde in speziellen Trainingskursen. «Trainiert werden sie auf die Kadaver», sagt Schäfer. Dafür müssen sie laut Ulshöfer, die selbst über die Arbeit mit Rettungshunden und dem Hundesport zu den Spürhunden kam, eine Reihe von Eigenschaften mitbringen. «Sie brauchen eine gute Nase, Lernbereitschaft und einen guten Grundgehorsam.» Im Einsatz werden sie immer wieder abgewechselt. Eine Stunde Suchen, zwei bis drei Stunden Pause.
Kampf gegen Seuche dauert
Im Kreis Groß-Gerau war offiziell am 15. Juni der erste Fall von Schweinepest bestätigt worden. Ein Ende ist erstmal nicht abzusehen und dies hat auch wirtschaftliche Auswirkungen auf die Landwirte der Region. Leider würden im Infektionsgebiet weiter Wildschweinkadaver in der Sperrzone II gefunden. Dies ist die mittlere von drei Sperrzonen, in der keine Hausschweinebestände betroffen sind. «Sie kann frühestens ein Jahr nach dem letzten Fund in einem Gebiet aufgehoben werden», heißt es beim Bauernverband.





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